1840 - Schattenreich Atlantis
und bewegte dabei ihren Kopf sehr langsam und kreisförmig. Sie bekam leider nichts zu sehen, aber das Geräusch verschwand nicht. Bis sie auf die Idee kam, nach oben zu schauen, und da sah sie in der dunklen Luft die beiden Schatten, die sich mit ihren ausgebreiteten Schwingen bewegten.
Es waren die Vögel.
Oder auch die Augenjäger!
Sie schluckte, als sie daran dachte. Da sie tief in der Vergangenheit stand, kam ihr in den Sinn, dass sich nichts geändert hatte. Und Victor Fuller hatte es bei seiner Rückkehr auch bewiesen. Er war mit einem zerstörten Auge erschienen.
Und jetzt waren die Vögel wieder auf Beutesuche. Aber nicht bei mir!, dachte Purdy und stellte sich schon innerlich auf einen harten Kampf ein.
Noch war nur etwas zu hören, aber das änderte sich rasch, denn plötzlich löste sich aus diesem grauen Halbdunkel so etwas wie eine Gestalt. Und das geschah hoch über ihrem Kopf.
Ja, das war einer dieser großen Vögel!
Purdy war gespannt, was er vorhatte. Sie dachte auch daran, dass sie waffenlos war. In ihrer Wohnung gab es Waffen, aber da kam sie jetzt nicht hin. Sollte sie attackiert werden, musste sie sich mit den bloßen Händen verteidigen.
Und so weit kam es tatsächlich. Plötzlich fiel etwas aus dem graudunklen Himmel herab und raste dem Boden entgegen. Wer es sah, wurde an einen dicken Klumpen erinnert, der sich allerdings streckte, bevor er den Boden erreichte.
Plötzlich hatte er Flügel bekommen. Schwingen, die ausgefahren waren. Sie stemmten sich gegen den Luftwiderstand und bremsten den schnellen Fall. Das Ding schaukelte auf Purdy Prentiss zu. Sie sah den Kopf, den Schnabel und den recht langen Hals des Vogels.
Er krächzte ihr etwas entgegen. Sie verstand die Sprache der Vögel nicht, aber sie sah, was im nächsten Augenblick geschah.
Der Angreifer stürzte auf sie zu. Er beugte seinen Hals nach vorn. Er wollte zuhacken und wartete nur noch auf den richtigen Moment.
Der kam.
Der Schnabel hackte – und schlug ins Leere. Das Opfer war ausgewichen. Ein schneller Schritt zur Seite hatte Purdy Prentiss aus der Reichweite gebracht.
Der Vogel schrie wütend auf. Er sah sich um seine Beute betrogen, doch aufgeben wollte er nicht.
Er nahm die Verfolgung auf.
Es war ein Leichtes für ihn, die Frau oder das Opfer zu schnappen, denn fliegen konnte er schnell. Und diesen Vorteil setzte er jetzt natürlich ein.
Er war von der Flüchtenden nicht zu sehen, dafür aber gut zu hören. Und das Geräusch wurde lauter. Als es sich in ihren Ohren festsetzen wollte, tauchte sie ab. Plötzlich lag sie am Boden, überschlug sich, kam schnell wieder auf die Füße und sah sich der Gefahr gegenüber.
Der große Vogel flog auf sie zu. Wieder sackte sie in die Knie, doch diesmal hatte sie nicht so viel Glück. Krallen sausten durch ihre Haare und rissen einige davon aus. Dann war der Vogel vorbei und vergaß sie erst mal, denn er stieg steil in die Höhe.
Purdy Prentiss atmete auf. Sie hatte den ersten Angriff überstanden. Ein klein wenig war sie davon schon überrascht, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Aber sie glaubte nicht daran, dass der Angreifer schon aufgegeben hatte.
Sie schaute nach vorn – und zuckte leicht zusammen, denn jetzt sah sie, dass es nicht nur einen Angreifer gab. Auch ein zweiter Vogel hielt sich nahe des ersten auf, und der würde bestimmt auch angreifen. Eine doppelte Attacke würde sie kaum abwehren können, nicht mit bloßen Händen. Da brauchte sie schon eine Waffe, die sie aber nicht hatte. Dafür ließ sie ihren Blick über den Boden gleiten, und so etwas wie ein Lächeln umzuckte ihre Lippen.
Dort lagen Steine der unterschiedlichsten Größe. Sie konnte wählen, aber es musste auch schnell gehen, denn die beiden Vögel waren schon bereit zum Angriff.
»Okay«, flüsterte Purdy, »dann kommt mal näher heran.« Sie wog die beiden Steine in den Händen und überlegte, welchen sie als ersten werfen sollte.
Sie kamen.
Purdy Prentiss hoffte, dass die beiden nicht zugleich angriffen, denn dabei hätte sie leicht den Kürzeren ziehen können. Sie wollte einen nach dem anderen treffen.
Einer der Vögel schoss auf sie herab!
Purdy sah die breiten Schwingen, die sich auf und nieder bewegten, sie sah auch den Kopf dazwischen. Warten konnte sie nicht länger, sie musste handeln, und sie schleuderte den ersten Stein auf den Vogel zu.
Treffer!
Sie war selbst überrascht, es geschafft zu haben. Es war eine relativ leichte Übung gewesen. Vielleicht aber hatte sie
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