1841 - Der Engeljäger
habe. Wir werden gemeinsam nach Rom fliegen.«
Seine Augen weiteten sich. »Du meinst doch sicher den Vatikan?«
»Klar.«
»Was hast du mit denen ausgemacht?«
»Noch gar nichts. Oder nur wenig. Man freut sich auf dich. Man will sich mit dir unterhalten und natürlich mehr über gewisse Engel erfahren.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
»Du musst dich nicht fürchten. Ich kenne mich aus. Ich kenne vor allen Dingen Father Ignatius. Er wird entsprechend behutsam vorgehen, das kann ich dir versichern.«
»Na ja, ich weiß nicht so recht. Aber was bleibt mir anderes übrig? Jeder Fremde ist mir lieber als Sariel.«
»Das kannst du laut sagen.«
Julian schob sich auf seinem Stuhl ein wenig zurück. »Wann startet unser Flug?«
»Das weiß ich nicht. Ich werde zuvor mit meiner Dienststelle telefonieren und mir die Erlaubnis geben lassen.«
»Ja, dann warte ich.«
»Das musst du nicht allein«, sagte ich, weil ich das Schellen gehört hatte. »Das ist mein Freund und Kollege Suko, der nebenan wohnt.«
»Dann öffne.«
»Das muss ich nicht. Er hat einen Schlüssel und mich nur vorgewarnt.«
»Ja, nicht schlecht.«
Suko kam in die Küche und klopfte kurz vorher an die Tür. Unser Gast drehte den Kopf, und beide schauten sich an. Dann sagten sie ihre Namen, danach klatschten sie sich ab.
Das war gut.
Ich ließ Suko mit Julian in der Küche zurück und kümmerte mich um die Vorbereitungen für den Flug nach Rom. Ich musste meinen Chef informieren, und wenn ich ihn nicht erreichte, zumindest eine SMS schreiben.
Aber ich erreichte ihn, und er meldete sich mit einer leichten Brummstimme.
»Ich bin es, Sir.«
»Aha. Um diese Zeit. Ich hoffe, dass Sie einen triftigen Grund für diesen frühen Anruf haben.«
»Den habe ich.«
»Dann los.«
Ich redete in den nächsten Minuten, und Sir James hörte zu. Viele Fragen stellte er nicht, nur als ich ihm unsere Reise in die Ewige Stadt schmackhaft machen wollte, da fragte er: »Muss das wirklich sein, John?«
»Ja, es muss sein. Wir können Julian nicht allein fliegen lassen.«
»Okay, dann nehmen Sie auch Suko mit.«
»Danke.«
»Alles in Ordnung. Und kommen Sie gesund wieder nach London zurück.«
»Wir werden uns Mühe geben«, sagte ich und war froh, dass alles so gut geklappt hatte …
***
Knappe drei Stunden später hatten wir den Flughafen erreicht und auch unsere Tickets bekommen. Allerdings hatten wir bis zum Start der Maschine noch Zeit. Die verbrachten wir in einer der VIP-Lounges, denn mit unseren Ausweisen waren Suko und ich berechtigt, sie zu betreten.
Dort gab es Getränke und Snacks. Man konnte es sich gut gehen lassen. Ich hatte vor der Fahrt zum Airport noch mit Glenda Perkins, unserer Assistentin, gesprochen. Sie war etwas sauer gewesen, als sie von unseren Flugabsichten erfahren hatte. Beschwert hatte sie sich aber nicht und uns letztendlich alles Gute gewünscht.
Wir saßen in einer Umgebung, in der man es wirklich aushalten konnte. Die Sessel waren gut gepolstert, alles glänzte vor Sauberkeit, die Getränke waren gut gekühlt, und die kleinen Snacks konnte man auch essen. Das fanden jedenfalls Suko und ich.
Nur Julian aß nichts. Er saß zwischen Suko und mir, sagte nichts und starrte zumeist auf seine Schuhe. Ich konnte mir vorstellen, dass er vor der nahen Zukunft Angst hatte, aber es nicht zugeben wollte, was mir letztendlich egal war. Wir würden schon auf ihn achtgeben.
Die Zeit verging normal, aber mir kam sie langsamer vor. Ich sehnte mich danach, schon im Flieger zu sitzen und in Richtung Rom zu düsen. Diese Warterei war schlimm.
Gedanklich beschäftigte ich mich mit der Person, hinter der wir her waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser Grigori alles so hinnahm. Er würde versuchen, uns eins auszuwischen, um es mal recht locker zu formulieren.
Wo war er?
Beobachtete er uns aus dem Unsichtbaren heraus? Ich traute ihm einiges zu. Er war jemand, der es geschafft hatte, einer Bestrafung in den Urzeiten zu entgehen. Dann musste er einen Ort gefunden haben, wohin er sich hatte zurückziehen können und wo man ihm so leicht nichts anhaben konnte.
War das die Hölle?
Oder war es eine der Dimensionen, die zur Hölle gehörte? Möglich war beides. Ich wusste es nicht genau, ich konnte mir aber vorstellen, dass sich die Grigori so verhalten hatten. Ob das allerdings stimmte, würde sich noch herausstellen, davon ging ich aus.
Dann musste ich mich melden, weil ich angerufen wurde. Es war ein Anruf aus dem Büro,
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