1841 - Der Engeljäger
hatte.
»Jetzt brauchen wir eine Erklärung«, sagte er.
»Sicher.«
»Hast du sie?« Er runzelte die Stirn. »Ich bin vielleicht ein wenig befangen.«
»Ob es stimmt, weiß ich nicht«, sagte ich. »Aber möglich ist alles. In diesem Fall denke ich, dass die andere Seite uns zeigen will, wie aktiv sie noch ist.«
»Aktiv? Der Hund hat nicht angegriffen.«
»Ja, das stimmt. Aktiv musst du relativieren. Ich gehe davon aus, dass sich in unsere Welt eine andere hineingeschoben hat. Eine andere Erklärung habe ich nicht. Wir kennen das doch, es ist nicht neu, nur haben wir es lange nicht mehr erlebt.«
»Eine Engelwelt?«
Ich hatte Sukos Frage gehört, gab jedoch keine Antwort, denn ich wollte, dass Julian redete, und forderte ihn auf.
Er war recht blass geworden und suchte nach Worten. »Ja, das kann sein«, flüsterte er. »Eine andere Welt, eine Dimension, die zu ihnen gehört. Das habe ich auch schon erlebt. Ich hatte nur das Pech, mich nirgendwo mehr zu Hause zu fühlen.« Er lächelte leicht. »Und jetzt erlebe ich das bei einer anderen Person. Sie aber kann wieder zurück, was man mir, dem Bastard, nicht erlaubt hat.«
»Aber was sollte damit bezweckt werden?«, fragte ich.
»Keine Ahnung«, murmelte Julian.
Suko hatte eine Antwort. »Ich denke, man wollte uns zeigen, dass mit ihnen noch zu rechnen ist.«
»Aber Sariel hat sich nicht gezeigt.«
»Deswegen würde ich nicht weinen«, sagte ich. »Wir nehmen es als Warnung hin.«
Julian hatte sich wieder entspannt und saß nicht mehr so starr auf seinem Platz. »Glaubt ihr denn, dass es bei dieser Warnung bleibt?«
Ich hob die Schultern.
Suko meinte: »Man kann nie wissen. Wir kennen unsere Gegner, aber wir kennen sie wiederum nicht. Das ist ein Dilemma.«
Ein hartes Lachen lenkte uns ab. Einer der Anzugträger hatte es abgegeben. Die vier Männer stemmten sich gemeinsam von ihren Sitzen in die Höhe. Für sie war es Zeit, die Lounge zu verlassen. Aber auch für uns traf das zu.
Und schon hörten wir die Durchsage, dass die Maschine nach Rom bereitstand und startklar war.
»Na denn«, sagte ich und erhob mich als Erster.
Julian folgte meinem Beispiel. Er sagte nichts, aber seinem Gesicht war anzusehen, wie unwohl er sich bei dieser Aktion fühlte. Darüber konnte auch sein verkrampftes Lächeln nicht hinwegtäuschen …
***
Ein wenig Zeit hatten wir immer noch. Zumindest so viel, um ein Telefongespräch zu führen. Das tat ich mit meiner Dienststelle, und zwar mit Sir James.
»Sie werden gleich starten, nicht wahr?«
»Ja, Sir. Die andere Seite lässt aber nicht locker.«
»Ach ja?«
Ich erzählte ihm von unserer Begegnung mit dem Tier, was den guten Sir James schon stutzig werden ließ. Er gab mir auch eine Antwort und sagte: »Das gefällt mir gar nicht.«
»Mir auch nicht.«
»Kennen Sie einen Grund?«
»Nein, Sir.«
»Dann will ich ihn nennen. Wenn es der anderen Seite gelungen ist, sich so zu präsentieren, dann müssen wir auch davon ausgehen, dass sie es auch an anderen Orten schafft.«
»Richtig.«
»Und da denke ich an das Flugzeug, in dem Sie sitzen werden. Es muss nicht sein, aber ich würde es nicht aus den Augen lassen. Sie verstehen, was ich meine?«
»Natürlich, Sir. Und diesen Gedanken habe ich auch schon gehabt. Aber wir können den Flug nicht mehr abbrechen. Das heißt, wir könnten es schon, aber ich möchte nicht kapitulieren.«
»Und wenn es zu einer Katastrophe kommt?« Sir James atmete schwer. »Sie wissen selbst, dass Sie in diesem begrenzten Raum kaum ausweichen können.«
»Ja. Aber wir wissen uns auch zu wehren. Das müssen wir jetzt durchziehen. Ich will der anderen Seite keine Triumphe gönnen.«
»Alles klar. Sie melden sich wieder aus Rom?«
»Auf jeden Fall, Sir.«
Sekunden später war die Verbindung unterbrochen. Ich stellte den Empfang ab und ließ das schmale Gerät verschwinden. Den beiden anderen erzählte ich nichts vom Inhalt des Gesprächs. Ich konnte nur hoffen, dass wir an Bord keinen Angriff der anderen Seite erlebten. Aber darauf verlassen konnte ich mich nicht.
Suko sah meinem Gesicht an, dass etwas nicht stimmte. »Ist alles in Ordnung?«
»Ich denke schon.«
»Dann ist es gut.«
Nein, es war nicht gut. Sukos Antwort war mehr eine Floskel gewesen, und das wusste er auch.
Wir stiegen in die Maschine. Unsere Waffen gaben wir ab. Der Pilot nahm sie in Empfang.
»Ist zu befürchten, dass etwas während des Flugs passiert?«
»Nein, nein.«
Er lächelte mich knapp an. »Dann
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