1845 - Der Weise von Sargasso

Titel: 1845 - Der Weise von Sargasso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark

Vom Netzwerk:

Augen trauen. Ich bin ein Mensch, aber ich bin als Mensch andere Wege gegangen, und ich habe dabei eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.«
    »Aha. Welche denn? Menschen zu entführen?«, höhnte Bill. »Das kann ich mir denken. Menschen einfach mitzunehmen und sie dann fallen zu lassen, sodass sie für immer verschwinden. Du hast es doch hier schon getan. Oder etwa nicht?«
    »Ja stimmt. Es sind Menschen hier aus dem Ort verschwunden, aber sie wurden nicht getötet. Sie sind in einem anderen Teil dieser Welt wieder aufgetaucht. Und es kann sein, dass einige von ihnen auch den Weg in die Heimat finden. Andere wiederum wollen es nicht. Sie haben in der Fremde ihr Glück gefunden.«
    Bill schüttelte den Kopf. Er konnte nicht glauben, dass so etwas zutraf. Das klang ihm zu sehr nach einer Ausrede, und deshalb stellte er auch sehr schnell die nächste Frage.
    »Und warum hat man sie entführt?«
    »Der Weise von Sargasso wollte das. Ja, er wollte mit ihnen reden. Er wollte sie auf seine Seite ziehen, aber sie haben sich dagegen gesträubt. Sie sollten berichten, dass es den Weisen gibt. Dass eine alte Legende nicht tot ist. Aber sie haben sich geweigert, und deshalb haben wir sie verschwinden lassen. Sie laufen irgendwo herum. Man wird sie für irre halten, wenn sie erzählen, was sie erlebt hatten. Es kann sein, dass einige von ihnen schon nicht mehr am Leben sind und sich umgebracht haben.«
    »Aha. So sieht dein Plan aus.«
    »Nicht nur meiner.«
    »Gut, und was habe ich damit zu tun?« Bills Kinn ruckte vor. »Was soll das alles?«
    »Du bist der letzte Versuch.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Denk an deinen Beruf.«
    Bill brauchte nicht lange nachzudenken. Er hatte die Lösung schnell zur Hand.
    »Ich bin Reporter. Ich kann schreiben. Das ist mein Beruf.«
    »Eben, du kannst schreiben. Deshalb bist du hier. Der letzte Versuch von unserer Seite. Du wirst dem Weisen von Sargasso einen großen Gefallen tun. Solltest du dich weigern, wird es dir nicht ergehen wie den Menschen vor dir. Denn du wirst sofort getötet. Zwischen den Zeiten zermalmt.«
    »Noch was?«
    »Ja, auch deine Frau wird es nicht überleben. Das kann ich dir versprechen.«
    In Bill kochte es. Jetzt aber lagen die Dinge anders. Dass Sheila erwähnt worden war, damit lenkte er sich von sich selbst ab. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Er war wütend geworden, und als er das Grinsen im Gesicht des Spaniers sah, da kochte Bill fast über.
    »Wo ist sie?«, brüllte er Esteban an. »Wo, verdammt, habt ihr sie versteckt?«
    »Du kannst sie sehen …«
    »Wo?«, schrie Bill.
    Carlos Esteban lachte nur. Und das machte Bill richtig sauer. Es war ihm egal, wer da auf ihn lauerte. Er wollte sich nicht fertigmachen lassen. Es gab einen Punkt, an dem ein Bill Conolly versuchte, über seinen eigenen Schatten zu springen.
    So auch jetzt.
    Er griff den Drachen und seinen Reiter an. Bill lief vor und sprang genau im richtigen Moment los, um zupacken zu können, was er auch schaffte.
    Er hatte die Arme so hoch wie möglich gestreckt, hatte seine Hände frei und legte sie um den Hals des Flugdrachens. Hinzu kam sein Gewicht. Bevor das Tier reagieren konnte, wurde es durch Bills Gewicht nach unten gezogen.
    Das passte Esteban nicht. Er schaffte es nicht, das Gleichgewicht zu halten. Sein Reittier war gekippt, und er selbst rutschte nach vorn und genau auf Bill zu.
    Das hatte der Reporter auch gewollt. Er musste den anderen kriegen, er wollte ihn fertigmachen.
    Bill schlug mit der rechten Faust zu. Er traf den Hals des Spaniers, der plötzlich keine Luft mehr bekam und würgte.
    Der Reporter kam in Fahrt. »Du Hundesohn«, keuchte er, »du verdammter Bastard. Ich werde dir zeigen, wo es langgeht.«
    Der nächste Schlag erwischte Esteban an der Stirn und wuchtete ihn nach hinten. Er fiel auf den Rücken und blieb dort erst mal liegen.
    Das hatte Bill so zwar nicht gewollt, denn er hatte ihn eigentlich aushorchen wollen, aber jetzt war der Spanier schwer angeschlagen und würde so schnell nichts mehr sagen können.
    Bill dachte nicht daran, dass er einen ersten Sieg errungen hatte. Er machte weiter, stellte sich geduckt hin und hielt nach einer bestimmten Gestalt Ausschau.
    Sie war da.
    Er hörte über sich die Schläge der Schwingen. Bill riss den Kopf hoch und sah den verdammten Flugdrachen, der im Sturzflug auf ihn zu raste. Dabei zeigte der lange Schnabel nach unten. Wenn der traf, wurde Bill zu einem Stück Fleisch auf einem Schaschlikspieß.
    In