1845 - Der Weise von Sargasso
diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass es ein Kampf auf Leben und Tod war. Er besaß zudem keine Waffe, und sein Angreifer war Waffe an sich.
Er jagte nach unten.
Er wollte treffen, das wusste auch Bill, der in diesem Fall die Nerven behielt und so lange wartete, bis es nicht mehr ging. Da warf sich der Reporter mit einem harten Schwung nach rechts. Er zog auch noch die Beine an, weil er sich so klein wie möglich machen wollte.
Der Flugdrache traf.
Nur nicht den menschlichen Körper. Er rammte gegen den Boden und das mit seinem Schnabel zuerst.
Es war sein Pech. Der Drache knickte nicht nur mit seinem Schnabel weg, sondern mit seinem gesamten Körper.
Das sah Bill, als er sich auf dem Boden drehte, denn er wollte wieder auf die Beine kommen. Das gelang ihm auch. Zwar taten ihm einige Knochen weh, doch das ignorierte er, ebenso wie das Flugtier, das sich über den Boden wälzte.
Für ihn war der Spanier wichtiger. Er musste mehr wissen. Zudem dachte er an Sheila, die noch immer verschwunden war.
Carlos Esteban war nicht bewusstlos. Er kämpfte mit sich. In eine kniende Haltung hatte er sich schon aufgerichtet, jetzt musste er nur noch auf die Beine kommen.
Das versuchte er, aber er war zu schwach. Bill sah es mit großem Vergnügen, denn jetzt konnte er seinen Plan durchziehen. Der Flugdrache hatte genug mit sich selbst zu tun. Es kam Bill auf den Spanier an, und den bekam er zu packen, bevor sich der andere noch versah.
Bill schleuderte ihn hoch. Er hätte ihn gern über seine Schulter geworfen, aber dazu war der andere zu schwer. So blieb Bill nichts anderes übrig, als ihn mitzuschleifen. Und er kannte auch sein Ziel.
Der Reporter wollte mit seiner Beute bei Juan Delgado Unterschlupf finden. Der Weg bis zu ihm war nicht besonders weit, aber mit seiner Beute zog er sich ganz schön in die Länge.
Bill schaute nicht nach dem Flugdrachen, er kämpfte sich vor, und er war sicher, dass er es schaffte, bevor ihn der Drache angreifen konnte.
Juan Delgado hatte ihn gesehen. Er schrie ihm etwas zu und winkte mit beiden Händen. Dann lief er ihm entgegen und half Bill beim Transport des Wehrlosen.
Sie schafften ihn ins Haus und rammten die Tür zu.
Carlos Esteban war noch so erschöpft, dass er sich nicht auf den Beinen halten konnte. Er wollte auf dem Boden hocken bleiben und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
Für einen Moment schloss Bill Conolly die Augen. Das Wort geschafft geisterte durch seinen Kopf, aber er wusste auch, dass dies eine Täuschung sein konnte …
***
Er hörte Juan Delgados Stimme. »Meine Güte, ich habe alles gesehen.«
»Das dachte ich mir.«
»Es war unglaublich. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie dem Angriff entkommen könnten.«
Bill winkte ab. »Das kostete schon Nerven.«
»Habe ich gesehen. Ich hätte das nicht so geschafft. Aber tot ist das Flugtier nicht, oder?«
»Nein. Es lebt leider noch. Da kann man nichts machen. Aber das ist jetzt nicht wichtig.«
»Ja, ja …« Juan wischte über sein Gesicht. »Ich denke, dass wir uns erst noch um den Kerl hier kümmern müssen.«
»Und ob.« Bill nickte. Er beugte sich vor. Esteban saß noch immer auf dem Boden. Er keuchte jetzt, weil er weiterhin unter den Folgen des Angriffs zu leiden hatte.
Bill schaute auf ihn nieder. Das sah der andere nicht. Erst als Bill ihn ansprach, hob er den Kopf an. Sein Hals war an einer Stelle dick geworden, und an der Stirn zeichnete sich zudem eine kleine Beule ab.
»Kannst du sprechen?«
»Nein.« Er deutete dann auf seinen Hals.
»Ich könnte ihm was zu trinken holen«, sagte Juan.
»Ja, das ist gut.«
Delgado verschwand. Esteban tastete seinen Hals ab. Er stöhnte dabei und flüsterte Worte, die Bill nicht verstand. Dann kehrte Juan zurück. Er reichte dem Sitzenden das Glas, das dieser fast bis zum Grund leerte.
»Geht es jetzt besser?«
Der Spanier lachte nur krächzend. Dann fragte er mit leiser Stimme: »Glaubst du denn, dass du gewonnen hast?«
»Nein, das glaube ich nicht. Aber ich bin ein Stück weiter gekommen. Daran glaube ich.«
»Dann tu das mal.«
»Und du wirst mir dabei helfen, dass ich noch weiter komme. Geht das in deinen Schädel hinein?«
»Immer.«
»Das freut mich.«
»Aber du wirst nicht gewinnen können. Wir sind stärker. Sogar viel stärker. Wir haben hier das Sagen, und das wirst du spüren.«
»Mag sein, aber zuvor will ich wissen, wo sich meine Frau aufhält. Ich weiß, dass du es weißt. Und ich will, dass du dein Maul
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