1845 - Der Weise von Sargasso
Du darfst die Macht des Weisen nicht unterschätzen. Er wird dich holen, und es wird für ihn kein Problem sein. Ich will eine Entscheidung haben. Du kannst dich weigern, aber denk an deine Frau.«
Bill nickte. Er sagte nichts. Er schaute nur auf den Spanier, der sich nach den Schlägen sogar recht gut erholt hatte. Aber er fragte sich, ob er dem Frieden trauen konnte. Das war die große Lücke in seiner Rechnung.
Okay, er hätte sich selbst in Sicherheit bringen können. Einfach einen Fluchtversuch unternehmen. Vielleicht wäre ja alles glatt gegangen. Aber ohne Sheila?
Nein, das auf keinen Fall.
Etwas mehr im Hintergrund stand Juan Delgado. Er gab keinen Kommentar ab. Er stand nur da und schüttelte den Kopf. Bestimmt hatte er Probleme, das alles zu begreifen.
Bill wusste, dass er ihm zur Seite gestanden hatte, und das hatte er nicht vergessen. Er nickte Delgado zu. »Bitte, denken Sie, was Sie wollen, aber manchen Sie sich keine zu großen Sorgen. Es wird sich alles wieder zum Guten wenden.«
»Ha, zum Guten?«
»Ja, warum nicht?«
»Daran kann ich nicht glauben. Hier sind doch Mächte am Werk, gegen die wir zu schwach sind.«
»Na, das bleibt abzuwarten.«
»Und Sie wollen es sich nicht noch mal überlegen?«
Bill lächelte. »Das habe ich bereits getan. Manchmal muss man eben in den sauren Apfel beißen.«
»Ja, ja, aber wie kommen Sie in die Burg?«
»Das lass meine Sorge sein«, meldete sich Carlos Esteban. »Es wird für alles gesorgt werden.«
»Durch dich?«, fragte Bill.
»Nein, durch ihn.«
»Okay. Dann lass uns gehen.« Bill sah, dass Delgado etwas sagen wollte, was er nicht schaffte. Er öffnete zwar seinen Mund, brachte aber keinen Ton hervor. So schaute er schweigend zu, wie Bill Conolly zur Tür ging und Esteban ihm folgte. Sie verließen schweigend das Zimmer und dann auch das Haus.
Bill war auf der Hut. Er hatte die Attacke des Flugdrachen nicht vergessen. Jetzt stand er von dem Haus und schaute sich um, weil er den Drachen suchte.
Der hielt sich zurück. Möglicherweise wartete er auf weitere Befehle, die er von einer bestimmten Seite bekam. Die aber hielt sich ebenfalls zurück, und so konnte sich der Reporter unbehelligt umschauen. Er steifte mit seinem Blick den Hang, der mehr eine Steilwand war, und sah weit oben das Ziel.
Er erkannte es deshalb, weil das Licht dort blau schimmerte. Es gab ihm einen Stich durchs Herz. Scharf saugte er den Atem ein.
Nachdem Bill sicher war, dass er keinen Angriff mehr zu befürchten hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit seinem unfreiwilligen Begleiter Carlos Esteban zu.
»War das alles?«
»Nein.«
»Und was kommt noch?«
»Man wird dich holen.«
»Wie schön. Und wer?«
»Die große Macht.«
Bill lachte knapp. Die Antwort hätte er sich auch selbst geben können. Eine große Macht. Er war wirklich gespannt, wann sie sich zeigen würde.
»Du kannst sie schon sehen«, sagte Esteban.
»Ach ja? Wo denn?«
»Sieh zur Burg!«
Das tat Bill. Im ersten Moment fiel ihm nichts auf. Das Licht schimmerte weiterhin wie ein blaues Signal in der Dunkelheit. Doch bei genauerem Hinschauen erkannte Bill etwas anderes. Das Licht zuckte und bewegte sich. Es war noch nicht zu erkennen, in welche Richtung, doch bei genauem Hinschauen bemerkte der Reporter, dass es sich auf den Weg nach unten gemacht hatte.
Es kam zu ihm …
Er hielt für einen Moment den Atem an. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo er sich eingestehen musste, dass dieser Esteban die Wahrheit gesagt hatte. Dort oben spielte die Musik, und sie war jetzt auf dem Weg nach unten.
Bill fragte sich, ob es nur das Licht war oder ob noch jemand in seiner Nähe war, der wegen der Dunkelheit nicht gesehen wurde.
Bill hoffte ja, den Weisen von Sargasso vor sich zu sehen, aber das war nur ein Wunschtraum. Er würde ihn so schnell nicht erleben. Dafür veränderte sich das Licht.
Es war auch weiterhin auf dem Weg nach unten. Bill wusste nicht, welchen Teil der Strecke es schon geschafft hatte, als es dann passierte. Plötzlich weitete es sich aus. Es flutete in einem breiten Fächer nach unten, und Bill hätte gar nicht so schnell reagieren können, um nicht überrascht zu werden.
Plötzlich erfasste es auch ihn.
Der Reporter wurde angestrahlt. Er spürte erneut die immense Macht, die von diesem Licht ausging. Dagegen konnte er nichts ausrichten. Er blieb als einsame Person auf der Straße und musste sich dem Strahl hingeben, der bei ihm für eine Veränderung sorgte. Er glaubte, dass etwas
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