1845 - Der Weise von Sargasso
zurück und stieß gegen ein Hindernis auf dem Boden, das sogar recht versteckt stand.
Johnny bückte sich vom Stuhl aus, um das Ding wegzustellen, hielt aber inne.
Ich hatte alles gesehen und fragte ihn: »Was ist das denn?«
»Eine Tasche. Fast eine Reisetasche.«
»Das sehe ich. Und weiter?«
Johnny richtete sich auf, sodass er mich anschauen konnte. »Diese Tasche da kenne ich nicht. Die sehe ich zum ersten Mal. Ich weiß nicht, wem sie gehören könnte.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Und weiter?«
»Das ist doch ganz einfach, John. Die Tasche muss der Person gehören, die hier gewesen ist. Oder siehst du eine andere Möglichkeit?«
»Eigentlich nicht.«
»Eben.« Johnny bückte sich wieder und zog die Tasche nach vorn. Jetzt sah sie jeder von uns. Man konnte sie als Reisetasche ansehen, die einen Reißverschluss hatte. Der war aufgezogen. Da hatte jemand etwas aus der Tasche genommen.
»Dann schau mal hinein«, sagte ich,
Es war Johnny nicht so recht. Das sah ich seinem Gesicht an. Deshalb nahm ich die Dinge in die Hand, bog die beiden Seiten auseinander und warf einen Blick in das Innere.
»Und?«
Ich musste lachen. »Da ist so gut wie nichts. Ein paar alte Lumpen, das ist alles.«
»Und wofür das?«
»Keine Ahnung.« Ich holte die Lumpen aus der Tasche, legte sie neben mich und drehte die Tasche dann um, weil ich wissen wollte, ob sich noch etwas darin befand.
Da war nichts. Nur Leere. Ich stellte das seltsame Beweisstück wieder weg und schaute Johnny zu, der sich wieder um den Computer kümmerte. Er suchte nach einem weiteren Hinweis. Blieb aber bei Sargasso hängen.
»John, das hat etwas zu sagen.«
»Denke ich auch.«
»Und wo kann man mehr darüber erfahren?«
Ich dachte nach und kam zu dem Schluss, dass wir uns noch mal die Karten anschauen sollten.
»Okay.« Johnny holte sie zurück. Zuerst die große Karte von Spanien, dann die des Nordwestens, schon direkt an der Grenze zu Frankreich. Da gab es den Ort Figueres. Er lag noch nördlich von Barcelona am Fuße der Pyrenäen.
Johnny schaute mich an. »Sollen wir hier suchen?«
»Ja.«
»Und wonach?«
»Sargasso.«
»Ja, das ist möglich.« Johnny zoomte mehr Einzelheiten auf den Schirm. Es war eine recht leere Gegend. Typisch für die Berge, aber es gab auch kleine Orte.
»Da John, da ist es.«
Ich schaute ebenfalls hin und musste mich dabei leicht nach vorn beugen. Mein Herz schlug eine Idee schneller, als ich hinschaute und den Namen halblaut vorlas.
»Sargasso …«
»Genau, John. Ein Ort. Ein Dorf in den Bergen.« Er lachte. »Sollte es meine Eltern dorthin getrieben haben? Kannst du dir das vorstellen?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Und dann frage ich dich, was das mit dem blauen Licht zu tun hat.«
Eine Antwort konnten wir uns nicht geben, denn beide waren wir ratlos …
***
Dass sich Sheila und Bill an den Händen festhielten, hatten sie kaum bemerkt. Sie stellten es aber fest, als ihre Reise beendet war und das blaue Licht um sie herum zusammenbrach.
Sie waren da. Wieder da. Nur nicht zurück in ihrer Wohnung, denn sie befanden sich an einem Ort der Welt, den sie nicht kannten, und zudem standen sie im Freien.
Sheila übernahm das Wort. »Bill, sag mir, dass das hier nicht wahr ist.«
»Doch es ist wahr.«
»Und jetzt?«
»Tut mir leid, Sheila, ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Ich weiß nicht mal, wo wir stecken.«
»Toll.«
»Ja, aber ich kann es nicht ändern. Das war auch keine normale Reise, sondern eine magische, die uns hierher ins Freie und in die Berge geführt hat.«
Da hatte er recht. Sie befanden sich im Freien. In der Natur. Um sie herum reichten die Berge weit in die Höhe. Die Luft war klar, aber auch kühl. Beide trugen die Kleidung, die sie im Haus angehabt hatten. Bequeme Klamotten. Hosen, aber auch Strickjacken, die wenigstens etwas wärmten.
»Hast du keine Idee, Bill?«
»Doch, die habe ich.«
»Und?«
»Dass wir in den Bergen sind, das steht fest. Da brauchst du nur zu schauen, aber ich denke nicht, dass wir in den Alpen stecken, das ist ein anderes Gebirge.«
»Ich weiß. Die Pyrenäen.«
»Ja. Spanien. Carlos Esteban. Er war es, der uns besucht hat. Er brachte das blaue Licht mit.«
»Und das hat uns mit seiner Magie erwischt.«
»Ja, ich weiß.«
Sheila sagte erst mal nichts. Sie verdrehte nur die Augen und schüttelte den Kopf. Dann aber stellte sie doch eine Frage. »Hast du dir schon etwas überlegt?«
»Nein, noch nicht.«
»Aber wir müssen
Weitere Kostenlose Bücher