1845 - Die Schwarzen Schiffe
gerade wie ein Ort, vom dem aus man seinem Nachwuchs Lektionen in der eigenen Geschichte erteilte.
Eines dieser Raumschiffe, aufgestellt in der Nähe der azurnen Stadt, als Denkmal und Erinnerung an weniger schöne Kapitel der eigenen Geschichte, das hätte Rhodan verstanden.
Aber dieses unheimliche Arsenal?
Es war ziemlich offenkundig: Diese Schiffe sollten versteckt werden, man sollte sie so schnell nicht zu Gesicht bekommen, deswegen auch der mentale Druck, dem jeder Besucher ausgesetzt war.
Und noch eines schien Perry Rhodan außerordentlich wahrscheinlich: Auch wenn dies hier aussah wie ein Raumschiffsfriedhof, es war nicht angelegt worden, um die Schiffe tatsächlich verschwinden zu lassen.
Nein, sie sollten vielmehr aufbewahrt werden - und daran schloß sich sofort die nächste beklemmende Frage an: Für welchen Zweck?
Unwillkürlich, er konnte nichts dagegen machen, stellte sein Denken die Verbindungen her, eine Assoziationskette, an deren Ende das schiere Grauen stand: Trokan, Wabe, Pentrische Wolke, Galornen, Raumschiffsfriedhof, die Holografien im Inneren der Riesenwabe, deren letzte offenkundig das Solsystem zeigte - Hunderte von eingemotteten Raumschiffen ...
Perry Rhodan schüttelte den Gedanken ab.
„Spekulation!" murmelte er im Selbstgespräch.
Es lag nahe, in einer solchen Situation Spekulationen anzustellen. Der Mensch schien so veranlagt zu sein, daß er ein Bündel nicht zusammenhängender Informationen und Tatsachen einfach nicht vertrug; für ihn war es wichtig, Zusammenhänge, Bedeutungen, Sinn und Zweck in alles hineinzuinterpretieren, was er in der Welt vorfand. Ob diese Verknüpfungen den Tatsachen entsprachen, logisch waren oder nicht, das zählte nicht - jede Pseudologik war entschieden besser als Chaos und Unverstehen.
Der Terraner marschierte weiter, sah sich dabei um. Hoch über sich konnte er die Wölbung des Schiffsrumpfes sehen; es wirkte wie eine halb vom Nebel verschluckte riesige schwarze Kugel, die unmittelbar über ihm in der Luft zu hängen schien, jederzeit imstande, auf ihn herabzustürzen und ihn zu erschlagen.
Rhodan zwinkerte.
Er blickte schärfer hin. Tatsächlich, er hatte sich nicht geirrt. Am unteren Pol des Galornenschiffes stand eine Luke offen, keine große Schleuse für ein Beiboot, sondern nur eine Öffnung, groß genug für eine Person.
Rhodan machte zwei Schritte, die ihn genau unter diese Luke brachten. Er überlegte, ob er Antigrav und Rückentriebwerk dazu benutzen sollte, hinaufzusteigen und durch die Luke ...
Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Plötzlich wurde der Terraner von einem Traktorstrahl erfaßt und in die Höhe gezogen. Der Zugriff war energisch, aber sanft, er wirkte nicht aggressiv, und so versuchte Rhodan gar nicht erst, sich dagegen zu sträuben.
Nach einer knappen Minute hatte Rhodan die Luke erreicht. Der Traktorstrahl hielt ihn fest, bis er auf dem Boden im Inneren des Galornenschiffes abgesetzt wurde. Ob die Beleuchtung vorher schon aktiv gewesen war, konnte Rhodan nicht feststellen. Er öffnete seinen Raumanzug.
Angenehme Temperaturen, gut atembare Luft, die nicht abgestanden und schal schmeckte ... Das Schiff machte einen Eindruck, als sei es jederzeit voll start- und einsatzbereit.
Nun, ob dem so war, würde sich hoffentlich in Bälde feststellen lassen.
Perry Rhodan machte sich daran, das unheimliche Schiff eingehend zu erforschen.
6.
„Man nennt es töten", klärte Pool Tammen KEMPEST auf. „Es ist etwas anderes als eine Zerstörung oder, wie du es nennst, Existenzbeendigung. Lebende Wesen, und diesen Status muß man Mocksgergern und anderen zubilligen, sind so beschaffen, daß sie ihre Existenz nicht beendigen wollen. Weder die persönliche Existenz, also das eigene Leben, noch ihre Existenz als Spezies insgesamt."
„Ich sehe nicht ein, was das für einen Unterschied macht, Kommandant."
„Du bist KEMPEST, du warst KEMPEST und du wirst KEMPEST sein, bis ans Ende deiner Existenz.
Du wirst nicht altern, und du wirst dich nicht verändern. Ich aber habe früher anderes gedacht und empfunden als heute, und in einigen Jahrzehnten werde ich wieder anderes denken und empfinden. Das liegt daran, daß Leben sich entwickelt, sowohl das Individuum als auch die Art als solche. Der Grundsatz lautet, daß jede Spezies nach Kräftgn dafür zu sorgen hat, ihre Art zu erhalten und wenn möglich zu verbessern. Und genau das tun wir Galornen."
„Ich verstehe", sagte KEMPEST.
Das Schiff war im Anflug auf einen
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