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1846 - Kreise

Titel: 1846 - Kreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gordische Knoten, den die Tolkander um sich herum geknüpft hatten, zu durchschlagen war.
     
    6.
     
    Drei Stunden vor Ablauf des Ultimatums.
    Mit lediglich zehn Lichtminuten Distanz zur GILGAMESCH materialisierten drei schwere Kampfschiffe der Topsider. Nach kurzem Anpassungsmanöver blieben sie in relativem Stillstand zu uns.
    „Distanzscan ergibt Gefechtsbereitschaft."
    Würde Ansgur-Egmo uns vor Ablauf der Frist angreifen?
    Vielleicht hat er auf Topsid schon nicht mehr das Sagen, wandte der Extrasinn ein.
    Dann können wir daran auch nichts ändern, gab ich ärgerlich zurück.
    Erkenne ich in deinen Gedanken unnötige Emotionen, Beuteterraner?
    Ich reagierte mit einem Schimpfwort, das Reginald Bull in dieser Situation gebraucht haben würde.
    Vergeblich wartete ich danach auf eine Reaktion meines Extrasinns und das unvermeidliche „Narr!", das er mir für gewöhnlich entgegenschleuderte.
    Noch zwei Stunden ...
    Die Abfertigung der Frachter im Orbit über Topsid schien ins Stocken geraten zu sein. Sevia meldete einen Rückgang der Hyperfunk-Aktivitäten im Bereich von Tracham-Geich. „Was machen die da unten?" fügte sie irritiert hinzu.
    Genau das begann ich mich ebenfalls zu fragen. Jede Veränderung auf Topsid weckte neues Mißtrauen.
    Es gab keinen plausiblen Grund, weshalb die übliche Geschäftigkeit auf dem Planeten abebben sollte. Keinen sichtbaren Grund jedenfalls, es sei denn, es handelte sich um Auswirkungen des Absolutums.
    Mein Logiksektor schwieg dazu. Zumindest hätte ich eine spöttische Bemerkung erwartet, die mich der Schwarzseherei bezichtigte. Aber angesichts von bisher zig Millionen Toten verlor auch der Extrasinn seinen Zynismus.
    „Atlan", hallte unvermittelt Cerron Skarros’ Stimme durch die Zentrale der RICO. „Was wir seit knapp zwei Minuten anmessen, dürfte dich brennend interessieren."
    Also doch!
    „Ich komme." Schneller hatte ich wohl nie zuvor den Platz des Kommandanten verlassen. Gerine hatte sich vor knapp zwei Stunden auf meinen Befehl hin in ihre Kabine zurückgezogen. Sie hatte die Augen kaum mehr offenhalten können, und der Gedanke an eine Stellvertreterin, die im entscheidenden Moment zusätzlich gegen ihre Müdigkeit ankämpfte, erfüllte mich mit Unbehagen. Doch jetzt befahl ich dem Syntron, Gerine zu wecken.
    Der Transmitter brachte mich auf die MERLIN.
    Ich bekam das unweigerliche Gefühl, in ein Wespennest zu stoßen. Was an Bord wissenschaftlichen Rang und Namen hatte, hatte sich bereits beim Hyperraum-Resonator eingefunden.
    „Frequenzanalyse!" hörte ich Boran Skarros rufen. „Bruder, du hättest mich eher wecken müssen."
    Boran stand vor der Bildschirmgalerie und war eifrig damit beschäftigt, sich die Jacke in die Hose zu stopfen. Unter der Kombination trug er noch den Schlafanzug, die lockige Haarmähne hing ihm wirr ins Gesicht.
    „Was, glaubst du, habe ich getan?" protestierte Cerron. „Dafür, daß du schläfst wie ein Okrill, kann ich nichts."
    „Es brennt", keuchte Boran. Ruckartig schloß er alle Magnetsäume und versuchte mit einer fahrigen Handbewegung, sein Haar zu bändigen. „Diesmal brennt es wirklich."
    Zumindest Ambras machte Anstalten, mich aufzuklären.
    „Das sind die deutlichsten Ausschläge, seit wir Orion-Delta überwachen", stellte er fest. „Wenn wir es diesmal nicht schaffen, die Quelle zu lokalisieren, dann ..."
    „... liegt das an deinem Quatschen", schimpfte Cerron. Der im Gegensatz zu seinem Bruder zur Dicklichkeit neigende Plophoser hastete zwischen zwei Konsolen hin und her. Er dachte gar nicht daran, dem Syntron die Arbeit zu überlassen. „Wir brauchen eine Feinabstimmung, Ambras!" rief er. „Die Impulse kommen jetzt in kurzen Abständen. Und die Peilung ist wichtig."
    Ich widmete mich den Monitoren, denen Borans Aufmerksamkeit galt. Eine Vielzahl von Amplituden wurde in einem vierdimensionalen Koordinatensystem wiedergegeben. Bei vorangegangenen Gelegenheiten hatte ich gelernt, aus dieser groben Vereinfachung einiges herauszulesen. Es war ein erstes Schaubild, nicht mehr, eine Umsetzung mehrdimensionaler Gegebenheiten in ein einfaches Bezugssystem.
    Zusätzliche Schaltungen blendeten die Hyperfrequenz ein.
    „Umständlich!"schimpfte Cerron Skarros. „Die Darstellung ist umständlich, aber das sage ich seit Wochen. Im Ernstfall kostet die erforderliche Zusatzanalyse unnötig Zeit, und nun haben wir den Schlamassel."
    „Hör auf zu schimpfen!"fuhr Boran seinen jüngeren Bruder an. „Sieh lieber zu, daß die

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