1847 - Im Bann des Philosophen
Vernon, nachdenklich legte er eine Hand ans Kinn, als müsse er nachdenken, als könne er den Arkoniden nicht richtig einordnen.
Eine Geste, die Schwäche signalisieren und den Eindruck erwecken sollte, daß man leichten Umgang mit diesem Mann habe. Atlan ordnete es als taktisches Verhalten ein, mit dem er dazu verleitet werden sollte, weniger konzentriert in das Gespräch zu gehen und seinerseits Schwächen zu offenbaren.
Du irrst dich, warnte der Extrasinn des Arkoniden.
„Wir haben einen Hilferuf von Mila und Nadja Vandemar aufgefangen", sagte er.
„Ich weiß", entgegnete der Kommandant. Er tat, als wisse er nicht genau, welche Forderung der Arkonide damit verband. „Und?"
„Wir ersuchen hiermit um die Genehmigung, mit der GILGAMESCH ins Solsystem einfliegen zu dürfen."
„Damit bringst du mich in eine schwierige Lage. Ich habe den Hilferuf weitergeleitet, obwohl so etwas nicht zu meinem Aufgabenbereich gehört. Mehr kann ich nicht tun."
„Wir haben die Zusage von Cistolo Khan, daß das Solsystem jederzeit offen für uns ist."
Claude Vernon blickte kurz zur Seite zu einem anderen Monitor. Dann nickte er.
„Mir liegt eine entsprechende Information vor", eröffnete er dem Arkoniden. „Leider geht es nicht nach mir, sondern vor allem nach Jasper Grenold, dem Kommandanten von Zeitkreuz 2plus. Unsere Gegenstation befindet sich am anderen Ende des Zeittunnels."
„Also innerhalb des ATG-Feldes", stellte der Unsterbliche fest.
„Richtig."
„Und was ist mit ihm?"
„Irgend etwas stimmt dort nicht. Ich habe keine Verbindung zu Jasper."
Homer G. Adams war ein besonnener und äußerst kluger Mann, aber in dieser Situation konnte. er nicht mehr an sich halten. Er ahnte, welch schreckliches Schicksal den Bewohnern der Erde drohte und konnte die Gefahr daher besser einschätzen als Claude Vernon, der auf seiner Bedeutung als Kommandant der Zeitstation beharrte.
Der Kommandant erwies sich als Kleingeist, der sich an seine Vorschriften klammerte, die Verantwortung scheute und einem anderen zuzuschieben versucht, und der darüber das Schicksal der Menschen vergaß. Das mochte Adams nicht durchgehen lassen.
„Nun mach endlich den Mund auf und laß dir nicht alles aus der Nase ziehen!" polterte er.
Es war falsch, denn nun zog sich Vernon zurück und leistete Widerstand. Allzu sehr war er sich dessen bewußt, daß er als Kommandant der Zeitstation die Macht hatte, die berühmten und ihm in allen Belangen überlegenen Unsterblichen abzuweisen.
„Wir sind ein wenig nervös", lenkte Atlan rasch ein. „Auf anderen Welten wurden wir Zeuge von schrecklichen Katastrophen. Der Hilferuf der Zwillinge läßt uns nun befürchten, daß den Menschen im gesamten Solsystem eine ähnliche Katastrophe droht. Wir sind hier, weil wir verhindern wollen, daß es dazu kommt, und nur du kannst uns helfen."
„Tatsächlich?" Vernon schien rasch besänftigt zu sein. Die Tatsache, daß er als Schleusenwächter über das Schicksal der Menschen mitentschied, schmeichelte ihm.
„Es ist mein voller Ernst", betonte der Arkonide. „Die Menschheit hat nur noch eine kleine Chance. Von deiner Erlaubnis hängt es jetzt ab, ob sie überlebt oder ob sie untergeht."
„Das hört sich an, als ob ihr die einzigen seid, die uns retten können."
„Nicht wir, sondern du! Du bist derjenige, der nun entscheidet, welchen Weg die Menschheit nimmt.
Wir sind nur die Ausführenden, denen ohne deine Zustimmung die Hände gebunden sind."
Atlan widerstrebte eine derartige Haltung. Am liebsten hätte er ein Einsatzkommando zur Station Zeitkreuz 2 befohlen, das die Besatzung überwältigt und Claude Vernon zum Teufel geschickt hätte.
Ihm kam es jedoch darauf an, so schnell wie möglich zum Ziel zu kommen. Daher ließ er sich widerwillig auf ein Spiel ein, das ihm nicht lag.
. Er hatte den Kommandanten richtig eingeschätzt. Claude Vernon gab nach.
„Ich kann nicht zulassen, daß die ganze GILGAMESCH einfliegt", versetzte er, um nicht vollends nachgeben zu müssen. „Aber gegen ein Beiboot ist nichts einzuwenden. Es kann nach Zeitkreuz 2 fliegen. Ich warte auf euch."
Atlan dankte ihm und teilte der Mannschaft mit, was geschehen war.
„Ich benötige ein Einsatzkommando von Freiwilligen", beendete er seinen Bericht. „Mehr als fünf Mann oder Frauen sind nicht nötig."
Er hatte kaum ausgesprochen, als Anata Katcoraexe sich in der Zentrale meldete.
„Ich melde mich für den Einsatz", sagte sie. „Als ATG-Technikerin bin ich für
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