1848 - Zerrspiegel
versorgen und dieses Gefühl zu erforschen. Vielleicht beeinflußt es uns bald und verändert uns ebenso wie die Terraner. Dieses ...
Etwas dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen!"
„Wenn es lokal begrenzt ist", wandte Vej Ikorad ein, „dann können wir auch herausfinden, was es ist."
„Ja, wenn", sagte Caljono Yai nicht überzeugt.
Diese Frage sollte bald beantwortet werden. Aus dem unversehrten Teil der Stadt Moond erschien ein Bote und brachte eine unerwartete Nachricht: „Presto Go wünscht euch zu sehen."
Caljono Yai merkte, wie ihr Herzschlag schneller ging. Damit hätte sie zuletzt gerechnet!
„Uns alle drei?"
„Ja. Ihr sollt mich sofort begleiten."
Vej Ikorads Nas-Organ plusterte sich auf doppelte Größe auf.
„Es ist ernster, als wir dachten", sagte er.
6.
Trokan: Das unsichtbare Grauen „Die Lage ist sehr ernst und nicht zuletzt durch euch verursacht", eröffnete die oberste Künderin das Gespräch.
Tandar Sel fuhr auf: „Wollen wir unseren Streit fort..."
„Unsere persönlichen Auseinandersetzungen spielen überhaupt keine Rolle", schnitt Presto Go ihm das Wort ab. „Es geht hier um viel wichtigere Dinge. Daß ich euch für verantwortlich halte, bedeutet nicht, daß ich mich nun an Beschimpfungen ergötze und alles andere vergesse. Bedingt durch die Experimente der Terraner und eure mentale Unterstützung ist irgend etwas erweckt worden, was nicht hierhergehört. Und ich meine nicht hierher."
Caljono Yai starrte die oberste Künderin fassungslos an: Was hatte dieses Verhalten zu bedeuten? Sie war noch zu jung, um diese plötzliche Wandlung so leicht hinzunehmen und die Gründe dafür zu erkennen.
Presto Go ließ sich durch nichts mehr anmerken, wie unversöhnlich sie das letztemal auseinandergegangen waren. Sie wirkte unverändert energiegeladen und voller Tatendrang.
Keineswegs war sie eine starrsinnige alte Frau, die sich in überholte Phrasen verrannt hatte.
Die junge Mahnerin war verunsichert. Wie sollte sie sich nun verhalten? Konnte es sein, daß sie sich in ihren Ansichten so geirrt hatte, nach all den Streitigkeiten, die sie seit Erfüllung der Prophezeiung gehabt hatten?
„Du spürst es also auch?" fragte sie dann, als sie sich wieder einigermaßen unter, Kontrolle hatte.
Der beste Weg war, einfach darüber hinwegzugehen wie Presto Go und so zu tun, als wäre nichts geschehen.
„Selbstverständlich." Es klang fast ärgerlich. „Seid ihr tatsächlich so naiv anzunehmen, daß ihr die Ausnahme bildet?"
Wie bereits vor Monaten vermischte Presto Go das Hoch-Herrod und das Interkosmo. Das beherrschte sie nunmehr perfekt.
„Wie empfindest du es?" wollte Vej Ikorad interessiert wissen.
Presto Go gab unverzüglich Antwort: „Es fing mit Alpträumen an, die sich schließlich in die Wachperiode übertrugen. Es ist eine nicht faßbare, unsichtbare, fremde Macht. Bedrohlicher, als wir es uns bis jetzt vorstellen können. Man hat immer das Gefühl, über die Schulter schauen zu müssen. Doch es ist nichts zu entdecken, nicht einmal ein winziger Schatten oder eine Luftbewegung. Und trotzdem ist es da."
„Das empfinden auch wir. Dann ist es also nicht lokal begrenzt", stellte Tandar Sel düster fest.
„Trotzdem haben wir nichts damit zu tun", verwahrte sich Vej Ikorad gegen Presto Gos Vorwurf. „Wir haben dieses Fremde nicht erweckt, die Terraner auch nicht. Die sind seit einiger Zeit nicht mehr handlungsfähig."
Er berichtete in kurzen Worten, was in den vergangenen Wochen vorgefallen war. „Ich sehe allerdings einen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem merkwürdigen Verhalten der Terraner und dem ersten Alptraum."
„Den sehe ich auch, und das entkräftet nicht meinen Vorwurf." Presto Go verschränkte die Hände mit den beiden kräftigen Daumen und den zwei langen Greiffingern ineinander.
„Warum dann erst jetzt?" warf Caljono Yai ein. „Warum tritt dieses Etwas erst jetzt in Erscheinung?
Wir haben seit längerer Zeit nichts Außergewöhnliches unternommen. Auch die Terraner haben ihre Technik seit dem Umzug in das neue Lager sehr viel weniger eingesetzt. Es haben sich, so behaupten sie zumindest, keine besonderen Messungen ergeben. Vom Tempel geht nach wie vor nichts aus, er ist verschlossen wie stets."
Sie machte eine kurze Pause, um Presto Gos Reaktion abzuwarten. Die oberste Künderin schien ihr aufmerksam zuzuhören.
„Ich glaube, daß die Ursache anderswo liegen muß. Auf Terra, da bin ich sicher."
„Warum gerade dort?" warf
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