1848 - Zerrspiegel
Presto Go auf diese Behauptung sofort ein.
Caljono Yai gab sich nicht geschlagen. „Weswegen sollten die Terraner sonst auf einmal so merkwürdig sein? Diese Bedrohung muß von dort kommen, von ihrer Heimatwelt. Es muß etwas auf mentaler Ebene sein, etwas, das sie beeinflußt, ohne daß sie es bewußt merken, und das mit Psi zu tun hat. Und deswegen bekommen auch wir es zu spüren."
Presto Gos Nas-Organ schnüffelte nachdenklich. „Zeigen die Terraner in ihrem Verhalten denn Angst?" wandte sie sich an Vej Ikorad.
„Ganz im Gegenteil", lautete die Antwort. „Sie wirken sogar sehr zufrieden, vollkommen abwesend, versunken in ein Spiel oder ähnliches. Sie malen andauernd Kreise und sind nicht mehr ansprechbar. Auf das Stadium der frühen Kindheit zurückgefallen. Wenn wir uns nicht um sie kümmerten, würden sie wahrscheinlich verhungern."
„Ich wiederhole: Worauf begründest du also deinen Verdacht?" richtete die oberste Künderin die nächste Frage wieder an Caljono Yai.
„Es bleibt nur diese Möglichkeit", sagte die junge Mahnerin, nun doch verunsichert. „Am Pilzdom ist nichts verändert, und seit das Lager davon entfernt neu aufgeschlagen wurde, sind die Forschungen in theoretische Diskussionen übergegangen. Wir haben kein Gebet mehr einberufen. Die Heimatwelt der Terraner ist nach ihrer Auskunft aber nicht weit entfernt, es muß also irgend etwas von dort sein!"
„Ich teile Caljono Yais Ansicht nicht so ganz. Ich denke, es liegt schon an Trokan", warf Tandar Sel zögernd ein. Der von den Terranern eingebrachte Name der Heimatwelt der Herreach war inzwischen in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. „Bedingt durch die Sonnenstrahlung oder die veränderten Umweltbedingungtn ..."
„Die Umweltbedingungen könnt ihr streichen", unterbrach Presto Go ablehnend. „Die Terraner regulieren das Wetter mit ihrer ach so bewundernswerten Technik. Die Beeinflussung durch Sonnenstrahlung kann ich mir ebensowenig vorstellen, denn immerhin ist es dieselbe Sonne wie auf Terra auch!"
„Es bleibt noch die letzte Möglichkeit, daß die Terraner einen Zyklus durchmachen, der uns unbekannt ist", meldete sich Caljono Yai wieder zu Wort. „Aber das erklärt nach wie vor nicht das gleichzeitige Auftreten unseres Gefühls einer unsichtbaren Bedrohung."
Die oberste Künderin stimmte ihr zu. „Es bleiben also die beiden ersten Möglichkeiten: Ihr habt unbeabsichtigt etwas geweckt, oder von Terra geht tatsächlich eine Bedrohung aus, die auf uns unbekannte technische Weise hierher abgestrahlt werden kann. Was ist mit der Technik der Terraner?"
„Stillgelegt. Zumindest kümmert sich keiner mehr darum. Funkempfänger können noch geschaltet sein."
Caljono Yai sagte dies nicht ohne Stolz; sie hatte schon eine Menge gelernt.
„Also eine fremde mentale Macht." Presto Gos Nas-Organ plusterte sich auf, ihre Entscheidung war gefallen. Die Schuld auf die Technik zu schieben erschien ihr zu vage und zu lächerlich; sie konnte sich nichts darunter vorstellen, das drückte sie ihren Gesprächspartnern gegenüber deutlich durch Gesten aus. „Aber die kommt nicht von Terra, sondern vom Pilzdom. Ich denke, daß bei den letzten Gebeten, als ihr Ekrir erschaffen habt, etwas im Dom geweckt wurdeeiner oder mehrere Wächter, die nun aktiv gegen uns vorgehen."
Caljono Yai erstarrte. „Diesen Vorwurf hast du uns von Anfang an gemacht und die ganze Zeit an nichts anderes geglaubt, nicht wahr?"
„Selbstverständlich. Ich mag eine fanatische alte Frau sein, aber ich habe das Denken nicht verlernt."
Presto Go hatte diese Bemerkung gezielt angebracht, kümmerte sich jedoch nicht um deren Wirkung, sondern sprach ohne Pause weiter: „Ich wollte alle Möglichkeiten durchspielen, um meine Meinung bestätigt zu bekommen. Es nützt nichts, dich und deine Anhänger zu verteidigen, Vej Ikorad, ich sehe meine Ansicht nunmehr als erwiesen. Wir haben nacheinander alle Varianten durchgespielt und verworfen. Irgendwelche diffusen Vermutungen sind mir zu wenig, um darauf unsere Strategie aufzubauen."
Presto Go hob die leeren Handflächen. „Der Einfluß dieser fremden Macht ist bereits so groß, daß es während einiger Gebete zu Fehlinterpretationen kam - auch bei mir. Das war der Grund, weswegen ich euch rufen ließ."
Caljono Yai war wiederum sprachlos. Sie war auf eine erneute zähe Diskussion mit unversöhnlichem Ausgang eingestellt, aber das Gegenteil zeigte sich!
Sicher, Presto Go konnte sich einiger spitzer Bemerkungen nicht
Weitere Kostenlose Bücher