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1848 - Zerrspiegel

Titel: 1848 - Zerrspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wichtig für unsere Sache geworden. Auch Tandar Sel hält große Stücke auf dich:"
     
    *
     
    Caljono Yai hatte sich von allen Herreach ferngehalten, um ganz allein und ohne Ablenkung mit sich ins reine zu kommen.
    Immer wieder mußte sie an den letzten Streit mit Presto Go denken, an die Eigensinnigkeit der obersten Künderin und ihre eigene Unfähigkeit, ihr die Gedanken der Neuen Realisten näherzubringen. Presto Go hatte in vielen Argumenten recht gehabt, die sie gegen die Terraner vorgebracht hatte, aber ihre Ansicht war natürlich nur einseitig und überzogen gewesen.
    Dennoch - sie war weder blind noch dumm. Sie hatte sogar die Sprache der Fremden perfekt gelernt, um sie genau ergründen und ihre Auffassung untermauern zu können.
    Die junge Mahnerin hätte niemals gedacht, daß sie weiterhin unter der Trennung leiden würde, obwohl sie deutlich gemacht hatte, die oberste Künderin nie mehr sehen oder sprechen zu wollen.
    Aber Vej Ikorad hatte recht. Die Unterstützung der Terraner war lebensnotwendig für die Herreach. Nur mit deren Hilfe gelang es wahrscheinlich auch, das Geheimnis des Pilzdoms zu lüften.
    Doch welchen Preis würde das fordern? Würden die Herreach ihre Identität vollständig aufgeben müssen, um zu überleben und sich dem „kosmischen Leben" anzupassen? Welche Traditionen würden erhalten bleiben? Würde es in Zukunft Unterschiede zwischen ihnen geben? Würden sie mit den neuen Gefühlen umgehen lernen und sie kontrollieren können?
    Was kann ich tun?
    Als die junge Mahnerin an diesem Punkt angekommen war, wurde sie plötzlich ruhig. Eine Last löste sich von ihren düsteren Gedanken.
    Vej Ikorad hat es gesagt. Meine Aufgabe ist, die Herreach in ihr neues Leben zu begleiten. Die Religion spielt immer noch eine sehr wichtige Rolle. Nur besonders Begabte können in der Gebetstrance Geschöpfe wie den Riesen Schimbaa und den weisen Sucher Ekrir erschaffen. Wir werden die Gebete auch in Zukunft brauchen, um Herreach zu bleiben und das Leben der Herreach zu führen.
    Mag das Geheimnis des Doms eines Tages gelüftet und seine Tore geöffnet sein, so entbindet uns das nicht von der Pflicht und nimmt nicht unser Ziel: Harmonie, Frieden, Glück. Danach sehnt sich das Volk seit Anbeginn, und die Prophezeiung hat uns den ersten Schritt dazu ermöglicht.
    Nun liegt es an mir, den übrigen Teil der Prophezeiung wahr zu machen. Ich weiß nicht, ob ich Kummerog eines Tages finden werde, aber in meinem Herzen wird er immer sein und mich leiten.
    Vor kurzem Und dann begannen die Veränderungen bei den Terranern. Nachdem Caljono Yai zu den Neuen Realisten zurückgekehrt war, schien alles wie gewohnt seinen Gang zu gehen.
    Die Mahnerin hielt sich ein wenig auf Distanz; mehr aus der Sicht einer Beobachterin heraus nahm sie weiterhin an den Forschungsarbeiten teil. Sie versuchte, das Verhalten der Terraner besser kennenzulernen und zu verstehen.
    In dieser Zeit fanden keine Gebetsrunden statt; die bisher gesammelten Erkenntnisse wurden zusammengetragen und diskutiert. Vej Ikorad und Tandar Sel nahmen daran lebhaften Anteil. Sie konnten nicht genug Wissen in sich hineinbekommen, um ihr Weltbild zu erweitern.
    Von einem baldigen Abflug nach Terra zur Ausbildung der bereits zusammengestellten Herreach-Gruppe war zu diesem Zeitpunkt keine Rede; momentan war kein Schiff angekündigt.
    „Wenn, dann solltet ihr Myles Kantor begleiten, er kann euch unterwegs schon das Programm und alles Weitere mitteilen", sagte Jeromy „Jerry" Argent, der Leiter der Station. „Er ist der Initiator dieses Vorhabens und damit euer Ansprechpartner. Derzeit ist er mit anderen Projekten beschäftigt, und ich bitte euch noch um Geduld. Ich hoffe, das ist kein Problem für euch."
    „Nicht das geringste", versicherten die Herreach. Es war ihnen relativ gleichgültig, wann die Ausbildung stattfinden würde; mit der ihnen eigenen stoischen Ruhe warteten sie gelassen ab. Alle Dinge ergaben sich von selbst, nachdem sie den ersten Anstoß erhalten hatten.
    Im weiteren Verlauf der Forschungsarbeiten sprachen sie nicht mehr von dem Besuch auf Terra, wenn sie ihn nicht sogar schon ganz vergessen hatten.
    Auf einmal schienen auch die Menschen das Interesse zu verlieren. Sie wurden unaufmerksam, zeigten sich an Unterhaltungen desinteressiert, gaben keine oder falsche Antworten und wirkten ganz und gar abwesend.
    Dies war ein völlig neuer Wesenszug, den die Herreach nicht kannten. Deshalb wußten sie nicht, wie sie sich verhalten sollten. Es

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