1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
durchstreiften die Nebel der Vergangenheit. Die Tage, da das alles begonnen hatte, tauchten wieder vor ihrem geistigen Auge auf.
Sie war jung, schön und stolz gewesen vor so vielen Jahrhunderten. Und sie hatte sich mit jeder Faser ihres Seins dagegen gesträubt, einmal alt und runzlig zu werden. Wie selbstverständlich hatte Dayna aus diesem Grund die weisen Frauen aufgesucht, die gemeinhin als Hexen verschrien wurden.
Diese wollten sie zunächst abweisen, aber Daynas Hartnäckigkeit hatte sie schließlich schwach werden lassen. Die Angst der Frauen, vor ein Hexengericht gezerrt zu werden, war groß gewesen und ließ sie entsprechend vorsichtig agieren. Aber die böse Freude darüber, ihrem Kreis junges Blut in Form von Dayna zuzuführen, hatte sich als stärker erwiesen. Die Furcht vor Enttarnung verflog.
Es dauerte nicht lange, bis Dayna die schrecklichen alten Weiber zum gemeinsamen Hexensabbat begleiten durfte. Dort huldigten sie in abscheulichen Ritualen Luzifer, dem Fürsten der Hölle, und seinem treuen Diener Asmodis.
Zunächst glaubte Dayna noch an Mummenschanz, aber tatsächlich erschien der Teufel im kalten Mondlicht. Seine gewundenen Hörner und der Bocksfuß machten eindeutig klar, um wen es sich handelte.
Und nun begann der Hexensabbat erst richtig.
Kollektiv entkleideten sich die Frauen und tanzten nackt im Mondlicht. Dayna tat es ihnen gleich.
Und als Asmodis ihren Leib begehrte, zögerte sie nicht, sondern gab sich ihm willig hin.
Bald schon war sie ganz in den Hexenkreis aufgenommen und lernte die alten Rituale. So war Dayna schließlich in der Lage, selbst den Teufel heraufzubeschwören und ihre Bitte vorzutragen.
Durchaus wohlgesonnen hatte er ihr gelauscht. Der Wunsch nach ewiger Jugend war ihm nicht unvertraut und er bot Dayna an, ihr diese zu gewähren.
Allerdings nicht ohne einen Preis. Dieser sollte in Blut beglichen werden.
Daynas Augen hatten sich geweitet, als sie vernahm, was Asmodis von ihr verlangte, aber natürlich hatte sie sich gefügt.
Wieder glitt das verträumte Lächeln über das Antlitz der Hexe, als sie sich erinnerte. Tatsächlich hatte sie Asmodis willig ihre Familie und sogar ihre alten Hexenschwestern zum Opfer dargebracht.
Von jenem Tag an alterte sie nicht mehr, war konserviert in ewiger Jugend.
Asmodis verlangte lediglich, dass sie das blutige Schauspiel ihm zu Ehren alle 156 Jahre wiederholte. Das war kein zu hoher Preis, befand Dayna, und bisher war es ihr auch stets gelungen, die Frist auf Jahr und Tag einzuhalten.
Fast immer …
Dieses Mal war sie nachlässig geworden und mit brutaler Macht zeigte sich, dass Asmodis sie nicht vergessen hatte. Mit einem Schlag holte das Alter Dayna ein und streckte sie wie ein Blitzschlag hernieder.
Die Hexe wusste nicht, wie lange sie hilflos in ihrer einsamen Hütte gelegen hatte, aber wäre zufällig der verirrte Mann hineingestolpert, so wäre sie dort draußen schon bald gestorben.
Asmodis gewährte ihr offenbar eine zweite Chance und Dayna war fest entschlossen, diese zu nutzen.
Schon jetzt waren die von ihr kontrollierten Dorfbewohner damit beschäftigt, die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen. Dayna hatte sie genau instruiert. Sie mussten nicht beaufsichtigt werden. Ihre Macht über sie war bereits viel zu groß. Aus diesem Grunde konnte sich die Hexe beruhigt noch einmal in die Wälder ihrer Jugend zurückziehen und ihren Gedanken freien Lauf lassen.
Dayna lächelte.
Sanft streichelte sie über den leicht feuchten Grasboden. Hier hatte damals alles begonnen. Nichts hatte sich verändert.
Aber schon bald verflogen die nostalgischen Gefühle, welche das Herz der Hexe erfüllten. Sie musste an diesen Sinclair denken. Dieser Mann war etwas ganz besonderes, das spürte sie. Die Kraft seines Kreuzes hatte sie schmerzhaft erfahren müssen.
Dayna betrachtete ihre Hand, wo eine kleine Brandnarbe zurückgeblieben war.
Nein, das war beileibe kein einfaches Kruzifix. Ihm wohnte echte Macht inne.
Dass Sinclair einen solchen Gegenstand sein eigen nannte, machte ihn unglaublich interessant für Dayna. Sie war entschlossen, alles über ihn herauszufinden, bevor er für ihre Schönheit sein Blut vergießen durfte.
Die Hexe kicherte.
Sie wusste schon ganz genau, auf welchem Weg sie an sein geheimes Wissen gelangen würde. Sie verfügte schließlich über Mittel und Wege, die sich eine sterbliche Frau nicht einmal vorstellen konnte …
***
Susan hatte aufgehört zu weinen, das war wenigstens etwas. An
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