1851 - In die TraumsphÀre
Herreach nun helfen, den Strukturriß zu vergrößern und zu stabilisieren. Sobald für euch keine Gefahr mehr besteht, geben wir euch Bescheid."
„Wie lange werdet ihr durchhalten können?"
„Oh, Caljono Yai meint, wenn wir so gut zusammenspielen, wie es aussieht, mehrere Stunden sicherlich. Wenn nicht gar Tage. Vielleicht gelingt es uns, das Fenster auf Dauer zu manifestieren, ohne daß wir uns dauernd darauf konzentrieren. Das kann ich aber erst sagen, wenn ich mir das genauer angeschaut habe."
„Gut. Wir warten, bis ihr euch wieder meldet."
*
Mila: Bereit, Schwester?
Nadja: Bereit.
Das Ritual war vollzogen. Die Arbeit konnte beginnen.
Schimbaa gebärdete sich inzwischen unwillig, seine Hände lösten sich mehrmals von dem Strukturriß, als wollte er nicht mehr weitermachen. Der Riese schüttelte sich und grollte.
Der fremde Einfluß aus der Traumblase ergriff wieder von den Herreach Besitz; trotz ihrer Zuversicht erinnerten sie sich an die Fehlschläge der vergangenen Tage und den Tod einiger Gefährten. Sie fürchteten sich inzwischen nicht mehr vor der Schwärze, aber das Fremde war trotzdem da, ungreifbar und unsichtbar, und es umgab sie allgegenwärtig.
Was immer dort sein mochte, es schien zu spüren, daß die Herreach entschlossener denn je waren. Um so erbitterter wurde der Widerstand in das Bewußtsein der Herreach gesät.
Mila und Nadja konnten die Unsicherheit spüren, speziell an den Rändern der Gebetsrunde, weit draußen, wo die Entfernung zu der Obersten Künderin am größten war und sie sie auch nicht mehr visuell empfangen konnten. Es war unmöglich, alle Betenden gleichermaßen aufzurütteln und bei der Stange zu halten.
Wenn die Herreach am Rand sich nicht von selbst mit aller Kraft in die Konzentration brachten, sondern eine halb ängstliche, abwartende Position bezogen, boten sie auch die beste Angriffsfläche.
Die Mutantinnen versuchten, darauf einzuwirken, Beruhigung auszusenden. Presto Go und Caljono Yai waren damit beschäftigt, den ausbrechenden Riesen zu halten und sein Erlöschen zu verhindern; so wollten die Zwillinge wenigstens ihren Teil dazu beitragen, indem sie sich um die Schwächeren kümmerten.
Wir brauchen euch alle, jeden einzelnen. Ihr dürft nicht aufgeben. Die Gemeinschaft ist die Stärke, allein könnt ihr nichts ausrichten, allein seid ihr verloren. Wir können helfen, das Fenster zu stabilisieren und den verderblichen Sog zu mindern, aber dazu brauchen wir auch euch. Verlaßt nicht die Runde, oder alles wird vergebens sein!
Das Fremde ...
Es ist hier und wird hierbleiben, solange wir es nicht erkannt und gestellt haben. Der Widerstand ist unser Feind; der Widerstand aus uns selbst. Wir dürfen dem Fremden nicht nachgeben ...
Woher kam diese plötzliche Unruhe? Anfangs hatte alles so bestens geklappt; die Herreach waren selbstbewußt gewesen, und so lange dauerte die Konzentration noch nicht an, um sich auf die Kraft auszuwirken.
Vielleicht hatte den einen oder anderen doch die hervorquellende Schwärze beeindruckt, in ihm die Erinnerung an vergangene Alpträume geweckt, in denen Furchtbares mit ihm geschehen war ...
Es hatte keinen Sinn zu rätseln, sie mußten weitermachen. Wenn sie jetzt aufgaben, gab es keinen weiteren Versuch mehr, das stand fest.
Die beiden Frauen konnten sich vorstellen, was ihre Freunde oben in den Ruinen durchmachen mochten, wenn sie dem unsicheren Verhalten des Riesen und seine teilweise Auflösung so unmittelbar miterlebten.
Vielleicht konnten die anderen drei sogar sehen, wie einige Herreach an den äußersten Rändern ihre Trance unterbrachen und fluchtartig den Gebetszirkel verließen.
Die Versuchung, sich über Funk zu melden, mußte sehr groß sein, aber sie unterließen es.
Glücklicherweise denn Mila und Nadja hatten jetzt keine Zeit, sich um die materielle Wirklichkeit zu kümmern.
Die Gefährten vertrauten sicherlich den beiden Gäa-Geborenen; schließlich waren sie nicht zum ersten Mal im Einsatz.
*
Der Riese Schimbaa gebärdete sich immer noch unwillig, doch langsam wurde er ruhiger; die Auflösungserscheinungen stoppten. War es Milas und Nadjas Einfluß oder nur der von Presto Go? Es spielte keine Rolle. Die Herreach handelten wieder wie ein Bewußtsein.
Die beiden Schwestern vertrauten sich erneut Caljono Yais Führung an und erlebten zum ersten Mal bewußt nicht als Zuschauer von außen -mit, wie die Linien des semimateriellen Geschöpfes behutsam neu gebildet wurden, wie allein die
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