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1852 - Die Galornin

Titel: 1852 - Die Galornin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vor langer Zeit fand eine Galornin mit Namen Londa Dad heraus, daß sich, angewendet auf unser Volk, ein höchst nützlicher Effekt ergibt. Durch die Einnahme von Kasch-Phee läßt sich die Aggressiv-Quote eines jungen Galornen vom Rest der Persönlichkeit gleichsam abspalten."
    „Aggressiv-Quote?" murmelte Kaif halb schlafend.
    „Sie ist der Teil deines Selbst, der beim Kampf mit dem Drachen aus dir herausgerissen worden ist. Sie geht in ihn ein, und zurück bleibt nur der positive Teil des Galornen. In deinem Fall war das besonders schlimm, weil du deinem Haß und deiner Aggression gestattet hattest, dich ganz zu beherrschen. Ohne sie mußtest du dich tatsächlich vollkommen leer fühlen, Kaif. Und nun kommt es darauf an, einen neuen Inhalt für dein Leben zu finden, neue Ziele."
    „Was ... ist der Drache?" Sie war so müde. Viel zuviel strömte da auf sie ein.
    „Das kann auch ich dir nicht erklären, Kaif", hörte sie die angenehme Baßstimme schwächer werden.
    „Es ist nur bekannt, daß es sich dabei um eine technische Großtat der alten Galornen handelt, die heutzutage nur noch von einigen Spezialisten nachvollzogen werden kann. Doch darüber werden wir später reden, für heute ist es genug. Du wirst schlafen und träumen, und ich werde wieder über dich wachen. Es ist ..."
    Was er noch sagte, hörte sie nicht mehr.
     
    *
     
    Sie träumte von wütenden, wilden Galornen, die Plantagoo in Schutt und Asche legten, von einem seltsamen Hormon, das sie friedlich gemacht hatte, und von der Stadt der Kinder und dem Drachen. Alles verband sich zu wirren Mustern, verstrickte sich ineinander und verknotete sich, bis das Bild platzte und sie wieder nur Leere fühlte.
    Dann stand sie in einem schwarzen Raum mit vielen Spiegeln darin, in den kein Lichtschimmer drang.
    Sie war allein. Die Spiegel waren seltsamerweise hell, aber wenn sie sich vor sie hinstellte, sah sie nichts darin.
    Es war, als gäbe es sie überhaupt nicht.
    Dieser Traum wiederholte sich immer wieder, im Wechsel mit den verworrenen Bildern aus dem, was Muum Dugesm erzählt hatte. Es war gerade so, als sei sie in diesem Rhythmus gefangen und sollte nie mehr erwachen.
    Doch dann, als Kaif wieder vor einen der Spiegel trat, sah sie eine verschwommene Gestalt, die ihr entgegenblickte. Sie kam auf sie zu und winkte mit der rechten Hand, die von innen heraus leuchtete. Und je näher sie kam, desto klarer wurde ihre Erscheinung. Ein Gesicht formte sich wie aus Nebeln - Dauws Gesicht!
    „Willkommen auf dieser Seite des Drachen, meine Seele", sagte Dauw Cballah mit einem überweltlichen Lächeln zu Kaif, die kein Glied rühren konnte. „Du hast also den Kampf überlebt, aber noch ist es kein Leben das du fühlst. Ich gab dir etwas mit auf den Weg, Kaif - erinnerst du dich? Hast du es in dir aufbewahrt? Der Drache konnte dir dies nicht rauben. Nimm diese Liebe und die deine, und richte dich daran auf. Mach sie zum Fundament deines neuen Lebens und werde ein fruchtbarer Teil der Gemeinschaft der Galornen. So stark du in deinem Haß warst, so stark wirst du in deiner Liebe sein. Es ist mein einziger Wunsch, meine Seele. Enttäusche mich nicht."
    „Dauw ...",flüsterte Kaif Chiriatha. „Aber du bist tot!"
    „Tot bis auf den Teil von mir, der in dir weiterlebt, meine liebe Seele. Willst du es sehen? Bist du bereit?"
    Als Kaif schwieg, winkte die Erscheinung ihr wieder zu und begann gleichzeitig zu verschwimmen. Sie entfernte sich nicht, sondern wurde nach einigen Atemzügen abermals klarer, doch nun zeigte der Spiegel Kaif selbst.
    „Ich habe mein Spiegelbild gefunden", sagte Kaif ergriffen. „Es ist ... das Bild von mir, wie ich jetzt bin? Wie ich werden soll?"
    Es zeigte eine junge Galornin mit etwas auffälligen, dicken Wülsten um die Schultergelenke herum. Ihr Blick war so ungewohnt sanft, daß sie vor sich selbst erschrak. Kein Funke von Haß schimmerte mehr darin.
    Ich bin erwachsen! kam es ihr zum erstenmal voll zum Bewußtsein. Meine Aggressivität ist im Schacht des Drachen geblieben. Ich weiß, daß es gut ist, aber ich fühle mich ohne diesen Teil von mir noch so furchtbar zerrissen.
    Sie wußte jetzt, daß sie wie eine Neugeborene war, die das Leben ganz neu erlernen mußte. Dauw hatte ihr etwas Rüstzeug dazu gegeben und ihr gezeigt, wo sich weitere Stützen in ihr selbst befanden. Und noch etwas würde ihr Halt geben und die ersten Schritte erleichtern: ihre große, grenzenlose Neugier und der Durst nach Wissen aller und jeder Art. Auch

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