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1852 - Die Galornin

Titel: 1852 - Die Galornin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erwartet: Antigravfelder fingen sie auf und machten sie schwerelos. Sie sank nur sehr langsam. Es war ihr klar gewesen, daß niemand etwas davon haben konnte, wenn sie in freiem Fall in die Tiefe stürzte und irgendwo auf dem unbekannten Grund des Schachts aufschlug und tot war.
    Kaif trieb durch den Nebel. Sie umgab sich mit einer Schutzhaut aus allem, woran sie glaubte.
    Sie wappnete sich mit einer Rüstung aus Haß und ihren Träumen von einer glorreichen Zukunft der Galornen, mit ihr als Führerin. Dieses Weltbild sollte ihr Schild sein - gegen alles, was sich hier auf sie stürzen würde. In ihrer Vorstellung war der Drache dazu da, ihr den eigenen Willen zu brechen, ein Instrument der Gehirnwäsche. So mußte es sein, wenn aus wilden Kindern brave Erwachsene wurden, die dem trägen System kritiklos dienten.
    Doch dann schlug er zu und warf alle ihre Spekulationen über den Haufen.
    Kaif spürte, wie die unbekannte Macht an schrecklicher Kraft wuchs und sich vor ihr ballte, sie umschloß, während sie abwärts driftete oder seitlich im orangeroten Licht schwamm. Aus dem Orange schienen sich hell strahlende Klauen zu bilden und nach ihr auszustrecken. Sie schrie in Entsetzen, als sie begriff, daß diese Klauen sie packten und an ihr zu zerren begannen, während direkt vor ihr zwei brennende Augen erschienen und sich mitten in ihr Gehirn hineinfraßen.
    Das ist der Drache! erkannte sie. Das Leuchten, das Licht selbst und nicht etwas, das in ihm verborgen wäre das Licht, dessen Schein man in der Nacht sieht, dies ist der Drache!
    Es war ein Impuls, der sie durchzuckte, mehr nicht. Denn zu klarem Denken war sie im Moment des ersten Angriffs gar nicht mehr in der Lage. Alles mögliche hatte sie erwartet, sie hatte geglaubt, dagegen gewappnet zu sein doch nun stach etwas mitten in sie hinein und riß an ihr, an ihrem Geist, ihrer mentalen Substanz.
    Der Drache führte einen furchtbaren Schlag gegen sie und sog etwas von ihr in sich auf, als er sich aus ihr zurückzog. Er nahm es mit und fraß es.
    Kaif erhielt die Bedenkzeit eines Ertrinkenden, der noch einmal kurz mit dem Kopf über Wasser kommt und nach Luft schnappen kann, bevor er wieder versinkt. Sie begriff, daß dies erst der Anfang gewesen war und das Spiel mit dem Drachen tatsächlich kein Spiel war, sondern ein Kampf, wie sie ihn sich in den schlimmsten Phantasien nicht ausgemalt hatte.
    Er wollte sie tatsächlich fressen, aussaugen, eine willenlose Hülle übriglassen, falls überhaupt!
    Er war ein ungeheuer großes, mächtiges geistiges Potential und keinesfalls ein Instrument der erwachsenen Galornen zur Willensbrechung, dazu war er viel zu grausam.
    Ich muß mich wehren! durchzuckte es sie. Kämpfen wie noch nie! Und anders als je zuvor!
    Ein fürchterliches mentales Ringen entbrannte, dessen Sieger von vorneherein feststand.
    Der Drache tauchte wieder auf. Abermals griffen die Klauen nach ihr. Kaif war diesmal vorbereitet und versuchte, sich auf die Waffe zu konzentrieren, mit der sie dem Ungeheuer vielleicht am besten Paroli bieten konnte. Sie bündelte ihren Haß, dachte an Lopt Zadheven, an ihre Erzieher, an alles, was sie verabscheute, und schleuderte es in die beiden glühenden Augen, die sich schon wieder heranschoben. Sie schrie dabei und starb fast im tausendfach verstärkten Widerhall ihrer eigenen Stimme.
    Der Drache wich tatsächlich zurück. Kaif faßte es nicht! Sie hatte es nicht wirklich geglaubt und Schoß mit ihren wilden Gefühlen nach, griff an bis sie merkte, daß sie mitten hinein in die weit offenstehende Falle gelaufen war.
    Der Drache fraß ihren Speer aus Emotionen, er riß den Haß aus ihr heraus und verschlang ihn. Kaif schrie wieder, und jetzt war ihr das grauenvolle Echo egal. Sie fühlte sich nackt, haltlos, wie ein Torso. Sie hatte bei Dauws Tod geglaubt, nie wieder eine solche Leere in sich spüren zu können.
    Jetzt wußte sie es besser, und sie wußte auch, daß es noch nicht das Ende war.
    Doch noch lebte sie, noch war sie nicht geschlagen oder gar tot. Sie sammelte neuen Haß und ihren ganzen Zorn, errichtete damit neue Schutzschilde um sich. Sie sank immer noch langsam. Vielleicht war es eine Art Spiel, dann hatte es Regeln. Vielleicht mußte sie nur den Grund des Schachts erreichen, um alles überstanden zu haben.
    Aber schon jetzt war sie nur noch die Hälfte von dem Wesen, das sich in den Schacht hatte fallen lassen.
    Der Drache griff an und riß eine Schale ihrer Rüstung nach der anderen ab. Sie schleuderte ihm

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