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1858 - Posbis weinen nicht

Titel: 1858 - Posbis weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zuweisen wollen.
    Dieser der TLD-Chefin unwürdige Versuch war nur mit ihrer eigenen Verwirrung durch den Einfluß des Philosophen zu erklären gewesen. Sonst hätte sie gewußt, daß sie damit nicht durchkäme.
    Und doch: Für Dorinel hatte es gereicht.
    Relebo jedoch hatte sich noch so gut unter Kontrolle, um zu erkennen, wo sie unlogisch argumentierte.
    Sie und ihre Begleiter wollten den Tod. Wie sollten sie also damit drohen, ihn nicht mehr abwenden zu können, wenn er ihnen durch ein Gift schon so gut wie sicher war? Wer so wie sie von einer Sterbenssehnsucht erfüllt war, der wollte nicht weiterleben. Womit sie den Posbis gedroht hatte, war nichts weiter als ihr sehnlichster Wunsch, und den sollten die Roboter auf gar keinen Fall vereiteln!
    Und für so wenig Logik hatte Dorinel sterben müssen.
    Modana landete und kam ins Haus. Er war allein und ohne Fahrzeug. Um die drei Terraner abzutransportieren, brauchte er keines. Er hüllte sie in sein Fesselfeld und bugsierte sie aus dem Gebäude.
    Relebo folgte ihm, irritiert darüber, daß er noch vor kurzem Dorinel gefunkt hatte, daß er ohne ihn hilflos sein würde.
    Auch dieser eigentlich unmögliche Irrtum eines syntronischen Gehirns war nur auf die Beeinflussung durch das Plasma zurückzuführen. Der Kommandant begriff, daß es vielleicht schon wieder noch mehr Gewalt über ihn hatte, als er selbst zu erkennen vermochte.
    Das bedeutete, daß es nun auf jede Sekunde ankam.
    Neben Modana, der die drei Terraner im Fessel- und Antigravfeld vor sich her trug, flog er in dreihundert Metern Höhe in Richtung des Raumhafens. Wie lange würde Modana durchhalten, wie lange er selbst?
    Sie umflogen die Innenstadt Terranias. In der Ferne konnten sie bald die Lichter des Hafens sehen. Kein Schiff und kein noch so kleiner Gleiter startete oder landete. Es wirkte jetzt noch gespenstischer als bei ihrer Ankunft.
    Und immer wieder drängte das Plasma: Zerstört euch! Euer Leben hat keinen Sinn mehr. Erkennt es und eliminiert euch! Niemand wartet auf euch!
    „Doch!" Relebo begriff im gleichen Moment, daß er dabei war, das einzige wirklich Falsche zu tun, nämlich in einen Dialog mit dem Plasma zu treten.
    Er registrierte dessen Genugtuung und die Vorbereitung auf einen neuen, vielleicht den letzten Angriff.
    Relebo befahl Modana, ohne ihn weiterzufliegen und mit Illgen, Gabezo und den Befreiten sofort zu starten, auch wenn er dann nicht mehr bei ihnen sein würde.
    Modana bestätigte und nahm den Kommandanten ins Leitsystem.
    Das Plasma griff an, und Relebo hatte den härtesten Kampf seiner Existenz auszutragen. Hin und her wogte das Kräftemessen zwischen Syntronik und Biomasse. Das Plasma brachte Relebo nicht dazu, sich zu zerstören, und die Syntronik war nicht in der Lage, es weit genug zurück in den Hintergrund zu drängen, um selbst wieder die volle Kontrolle zu gewinnen.
    Es war ein Zustand der Schizophrenie.
    Relebo konnte sich nicht einmal mehr zwangsabschalten, ebensowenig, wie seine gefallenen Artgenossen es noch gekonnt hätten.
    Irgendwann registrierte der Posbi, daß er nicht mehr flog. Er lag auf festem Grund und rührte sich nicht mehr. Der feste Grund wurde dafür von einem Zittern durchlaufen.
    Irgendwann registrierten seine Sensoren künstliche Schwerkraft. Irgendwann drangen durch das mentale Rauschen des Plasmas Signale, die ihm sagten, daß er an Bord des Fragmentbootes und im Weltraum war.
    Und dann war Schluß.
     
    *
     
    Als Relebo wieder Eindrücke empfangen und verarbeiten konnte, schälte sich das Abbild von Homer G.
    Adams aus einer grauen Unklarheit. Relebo sah, daß es eine Holographie war und daß neben ihm andere Posbis waren, die sich jetzt langsam zurückzogen, so als hätten sie eben noch an ihm gearbeitet oder ihn versorgt - mit was auch immer.
    Bei dem Gedanken daran, daß er hilflos gewesen sein sollte, erfaßte ihn spontanes Unbehagen, fast Zorn.
    Zorn!
    „... hoffe, daß du mich jetzt sehen und hören kannst, Relebo", sagte Adams gerade. „Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, daß ihr eure Aufgabe doch noch bewältigen könntet. Um so glücklicher bin ich darüber, daß Cistolo Khan, Gia de Moleon, Paola Daschmagan und all die anderen jetzt hier bei uns auf der GILGAMESCH sind, auch wenn es euch Opfer gekostet hat. Der Tod deiner Freunde war ein hoher Preis, Relebo. Wir trauern mit euch um sie."
    Die Erinnerung und die volle Kontrolle waren im gleichen Augenblick wieder da.
    Tellner, Dorinel, Genswer - und Henneheg, Vladdas

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