186 - Seelenjagd
Krankheit bei mir festgestellt?«
Alec Farmer nickte ganz langsam -und das Fallbeil sauste herab!
»Big Punch« wollte wissen, was er hatte. Der Sportarzt erklärte es ihm.
»Ein Irrtum ist ausgeschlossen?« fragte Jimmy Hawn erschüttert.
»Absolut«, antwortete Doc Farmer. »Wir haben die wichtigsten Tests im Labor mehrmals wiederholt, um ganz sicherzugehen, und kamen immer wieder zu denselben Ergebnissen.«
»Wieso fühle ich mich so gut, wenn ich totkrank bin?«
»Das entspricht völlig dem Bild dieser verfluchten, heimtückischen Krankheit. Es tut mir sehr leid, Jimmy…«
Der Boxer zerfiel innerlich. Die Hoffnung, an die er sich verzweifelt geklammert hatte, hatte nicht gehalten. Calarb hatte nicht gelogen…
»Wieviel Zeit habe ich noch, Doc?« fragte Hawn.
Der Sportarzt hob die Schultern. »Schwer zu sagen. Ein paar Monate -keinesfalls länger als ein halbes Jahr.«
»Kann man… Kann man überhaupt nichts machen?«
Alec Farmer schüttelte bedauernd den Kopf. »Denkst du, ich hätte nicht sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt?«
»Vielleicht gibt es in Amerika Spezialisten, die…«
Der Doktor schüttelte wieder mit düsterer Miene den Kopf. »Kein Arzt auf dieser Welt kann noch etwas für dich tun, Jimmy. Du hast den schwersten Kampf deines Lebens vor dir, mein Junge, und dein Gegner ist leider unbesiegbar.«
»Big Punch« erhob sich. »Vielen Dank für den Drink, Doc«, sagte er völlig irrational. »Leben Sie wohl.«
»Wir werden uns bald Wiedersehen, Jimmy«, kündigte Alec Farmer an. »Ruf mich an, sobald die ersten Symptome auftreten.«
***
Ich erstickte an der Schlange… jedenfalls glaubte ich das. Ob schließlich doch noch etwas zu meiner Lebensrettung unternommen wurde, wußte ich nicht, denn ich verlor erneut das Bewußtsein.
Als ich zu mir kam, war ich seltsam ruhig.
Niemand befand sich bei, mir. Ich fühlte mich eigenartig. Traurig, lustlos, depressiv… Eine nie erlebte Weltuntergangsstimmung beherrschte mich. Mein Herz und mein Geist waren von einer quälenden Todessehnsucht umhüllt. Ich kämpfte verzweifelt dagegen an.
Was war nur mit mir los? In meiner Brust schienen zwei Seelen zu wohnen. Die eine wollte leben, die andere sehnte sich nach dem Ende. Ich mußte sie irgendwie loswerden, denn wenn sie Oberwasser bekam, bestand die Gefahr, daß ich mir bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, etwas antat.
Ich hörte seltsame Geräusche. Stimmen drangen an mein Ohr, obwohl niemand im Raum war. Zwei Personen sprachen über jemanden, dem man helfen müsse.
Es kristallisierte sich sehr bald heraus, wie diese Hilfe aussehen müsse. Einer der Patienten sollte vom Leben zum Tod befördert werden.
Ein Akt der Barmherzigkeit war geplant. Das sinnlose Leiden eines bedauernswerten Mannes sollte abgekürzt werden. Sterbehilfe sollte geleistet werden.
Und der Patient, um den es ging, war ich
***
»Gehen Sie schon vor, Cruv«, sagte Tucker Peckinpah zu seinem kleinen Leibwächter. »Warten Sie beim Wagen auf mich, ich komme gleich nach, habe nur noch ganz kurz etwas mit Dr. Foxworth zu besprechen.«
Der Gnom nickte, setzte die schwarze Melone auf - er trug sie, um etwas größer zu wirken - und begab sich zu den Fahrstühlen. Er machte sich große Sorgen um Tony Ballard und hoffte, daß ihm Dr. Foxworth und seine Kollegen helfen konnten.
Cruv fuhr mit dem Lift nach unten, und Tucker Peckinpah fragte den Stationsarzt: »Wo können wir ungestört reden?«
Sean Foxworth begab sich mit dem Industriellen ins Ärztezimmer, in dem sich um diese Zeit so gut wie nie ein Kollege aufhielt. Er bot Peckinpah Platz an, doch dieser meinte, was er zu sagen habe, würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.
»Sie machen sich Sorgen um Tony Ballard, nicht wahr?« sagte der Arzt Der Industrielle nickte. »Uns verbindet eine jahrelange Freundschaft. Ich schätze diesen Mann sehr. Ihn in dieser Verfassung zu sehen, schmerzt mich in der Seele.«
»Wir werden für ihn tun, was in unserer Macht steht.«
»Davon bin ich überzeugt, aber ich glaube nicht, daß das in diesem Fall reichen wird. Nichts gegen Ihre Fähigkeiten, Dr. Foxworth. Sie sind bestimmt ein hervorragender Arzt, doch Sie kennen Tony Ballard natürlich nicht so gut wie ich. Dieser Mann hat eine ungemein stark ausgeprägte Freiheitsliebe. Es macht ihn krank, wenn er unfrei ist, Gefangenschaft macht ihn kaputt. Er zerbricht daran. Ich habe mitgeholfen, ihn ans Bett zu binden, aber ich fühlte mich nicht wohl dabei, weil ich wußte, was ich
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