186 - Seelenjagd
war er nur, wenn er ein Höllenwesen in der Nähe wußte, dessen schwarzes Blut er trinken wollte.
Tucker Peckinpah riet mir, mich wenigstens für eine Weile zu schonen. »Ich weiß nicht, ob Sie richtig mitgekriegt haben, wie Sie warén, Tony…«
»Es ist vorbei, Partner«, versicherte ich ihm.
»Es könnte einen Rückfall geben«, gab der Industrielle zu bedenken.
Ich versprach ihm zwar, in Zukunft sicherheitshalber etwas kürzerzutreten, aber ich glaube, wir wußten beide, daß ich mich im Ernstfall nicht daran halten würde. Wer kann schon aus seiner Haut heraus?
***
Richard Hedren schaute wütend auf seine Uhr. Er wartete nun schon seit einer halben Stunde und kam sich allmählich wie ein Volltrottel vor.
Wie bestellt und nicht abgeholt stand er vor dem Waterloo-Bahnhof, mit Narzissen in der Hand. Eine geschlagene halbe Stunde wartete er auf Neely Miles, die Ex-Freundin eines Bekannten.
Sie hatte sich die Augen aus dem hübschen Kopf geweint, als sie sitzengelassen worden war. Hedren hatte sie - mit Erfolg, wie er glaubte - getröstet und ein Rendezvous vorgeschlagen.
Neely war sofort einverstanden gewesen, Eine Trotzreaktion. Hedren, der Neely Miles seit langem von weitem verehrte, sah endlich seine Chance gekommen.
Er hatte sich auf dieses Treffen gefreut, doch nun mußte er sich langsam mit der Tatsache anfreunden, daß Neely nicht kommen würde.
Entweder war ihr etwas Wichtiges dazwischengekommen, oder sie hatte sich mit ihrem »Liebsten« ausgesöhnt.
Zwei Schritte von Hedren entfernt stand ein Abfallkorb. Er wollte die Narzissen da hineinwerfen, aber dann erblickte er eine grauhaarige Frau, die schwerfällig aus dem Bus stieg.
Er ging auf sie zu. »Darf ich Ihnen diese Blumen schenken, Madam?«
Die Frau schaute ihn zuerst mißtrauisch, dann überrascht und schließlich verwundert und erfreut an. »Mir? Aber warum denn?«
»Ich habe keine Verwendung mehr dafür. Das Mädchen, mit dem ich mich treffen wollte, hat mich versetzt.«
»Das tut mir leid für Sie. Zu meiner Zeit hat man Verabredungen noch ernst genommen. Die wunderschönen Blumen!«
»Mögen Sie sich an ihrem Anblick ein paar Tage lang erfreuen«, sagte Hedren und ging zu den Parkplätzen.
Als er nach Hause kam, ließ das läutende Telefon seine Hoffnung noch einmal kurz aufflackern. Er dachte, am anderen Ende befände sich Neely Miles, die sich für ihr Nicht-Kommen entschuldigen wollte.
Er war bereit, ihr zu verzeihen und ihr noch eine Chance zu geben. Hastig stürzte er sich auf den Apparat und riß den Hörer von der Gabel. »Ja?« Der Anrufer war sein Freund Paul Wynter. Er konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. »Ach, du bist es.«
Wynter bat ihn, zu ihm zu kommen. »Ich habe keine Lust«, brummte Hedren.
»Du muß t!«
»Sterben muß ich, sonst gar nichts«, gab Hedren verdrossen zurück.
»Es ist sehr wichtig, Richard.«
»Für wen?«
»Für uns beide. Ich muß mit dir unbedingt reden!« sagte Paul Wynter eindringlich. Es schien ihm äußerst wichtig zu sein.
»Ich höre«, erwiderte Hedren desinteressiert.
»Nicht am Telefon.«
»Bist du zu den Geheimagenten gegangen?« fragte Hedren. »Was gibt es, das wir am Telefon auf einmal nicht mehr bereden könnten?«
»Wenn du ein Freund bist, kommst du!«
»Ist irgend etwas nicht in Ordnung, Paul?« fragte Hedren mit erwachendem Mißtrauen. »Deine Stimme klingt so sonderbar.«
»Kommst du?«
»Verdammt, ja, wenn es unbedingt sein muß«, antwortete Hedren und legte auf.
Nachdenklich betrachtete er den Apparat. Pauls Erregung mußte irgendwie mit Thomas McCarthys Tod zu tun haben. Vielleicht befürchtete er, daß Calarb nun an seiner Seele interessiert sein könnte, kam mit seiner Angst allein nicht klar und wollte getröstet und beruhigt werden.
»Was tut man nicht alles für einen Freund«, brummte Hedren, während er sich einen Remy Martin einschenkte. Soviel Zeit mußte sein.
Nachdem er den Cognac getrunken hatte, verließ er sein Apartment. Eigentlich war es ihm gar nicht mal so unangenehm, gebraucht zu werden.
Das lenkte ihn erstens ab, und zweitens konnte er mit Paul über seinen Ärger reden. Vielleicht hatte der Freund einen brauchbaren Tip für ihn, wie es zwischen ihm und Neely Miles doch noch funken konnte.
Mürrisch zog er die Augenbrauen zusammen. »Da kenne sich einer mit den Weibern aus«, murmelte er vor sich hin, während er zu Paul Wynter unterwegs war. »Heute so, morgen so. Sie können sich nicht entscheiden - und wir sind die
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