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1861 - Bomben für den Brutkosmos

Titel: 1861 - Bomben für den Brutkosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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werden, die für uns Menschen gelten", widersprach ich ihm.
    „Ach was!" sagte er rauh. „Du sagst, daß dein Leben für dich keinen Sinn macht - nicht mehr macht, ich bitte dich, immer wieder daran zu denken. Dein Weltbild des Todes ist neueren Datums, früher hast du ganz anders gedacht und gehandelt. Wie dem auch sei, dieses sinnlose Leben, das du so bereitwillig wegzuwerfen bereit bist dieses Leben soll einen Sinn dadurch bekommen, daß es erlischt? Einen Sinn für dich, wohlgemerkt ..."
    Mir wurde schlecht, es rumorte in meinem Magen. Ich wußte, daß er unrecht hatte. Er war befangen, nicht objektiv. Er klebte an seinem Leben. Wahrscheinlich war sein Beruf für ihn wichtig, sein Ansehen, Geld, Einfluß; Frauen waren für ihn wichtig in seinem Leben, das konnte ich seinen Blicken entnehmen. Er wollte nicht sterben, und das trübte seinen Sinn für die Wirklichkeit, für das Wesentliche.
    Wenn man Angst vor dem Tode hat, macht das Leben automatisch einen Sinn, und sei es nur den, etwas anderes zu sein als der Tod. Dabei ist das bißchen Leben so ungeheuer kurz, wenn man es mit der endlosen Länge des Todes vergleicht; müßte der Maßstab dann nicht eigentlich von dieser Mehrheit gestellt werden?
    Dann aber ist die Existenz des Menschen nichts weiter als eine sehr absonderliche und völlig sinnlose Episode in einer Unendlichkeit des Nicht-Seins.
    „Ich bin nicht wichtig", sagte ich heftig. „Milliarden von Jahren hat es mich nicht gegeben, und nach mir wird das Universum Jahrmilliarden weiterbestehen. Was hat da meine Existenz für eine Bedeutung?"
    „Oh, für den Philosophen ist es sehr wichtig, daß es dich gibt, hier und jetzt - nun, jetzt ist richtig, aber hier stimmt nicht. Er will dich auf der Erde haben, damit du dort sterben kannst. Und warum sollst du dort sterben? Damit der Philosoph seine Funktion als Goeddas Geburtshelfer ausüben kann?"
    Ich winkte ab. Davon wollte ich nichts hören. Immer wenn er von Goedda oder dem Philosophen sprach, hatte seine Stimme einen aggressiven, ja lästernden Unterton.
    „Warum läßt du mich nicht einfach in Ruhe?" fragte ich. „Du brauchst ja dem Philosophen nicht zu glauben, du kannst in deiner verblendeten Egozentrik weiterleben. Niemand hindert dich daran."
    Von einem Augenblick auf den anderen wurde das Gesicht von Julio Mangana hart, extrem hart. Ich zuckte zurück, so aggressiv blickte er.
    „Ich habe Freunde auf Terra", sagte er. „Gute Freunde, seit vielen Jahrzehnten, die ich bewahrt habe, obwohl ich auf Camelot gelebt und gearbeitet habe. Kontakte konnte man halten. Und diese Freunde sind jetzt wie du: Sie sehnen sich danach, der Sinnlosigkeit ihres eigenen Lebens dadurch zu entgehen, daß sie. sich - sinnvollerweise für ein Geschöpf opfern, das am Sinn seiner eigenen Existenz nicht eine Sekunde lang zweifelt."
    Ich rückte von ihm ab.
    „Wann begreifst du es endlich?" fuhr er mich an. „Er hat dich betrogen, dein Philosoph. Sehr gründlich betrogen. Was meinst du, Nerghana Bilox - wieso gibt es diesen Philosophen überhaupt noch? Was hält ihn am Leben? Wieso hat er sich nicht längst an seine eigenen Prämissen gehalten und ist gestorben?"
    Ich wußte eine Antwort darauf.
    „Weil er in der Geburt Goeddas aufgehen will", sagte ich. „Und weil er andere Lebewesen davon überzeugen will, es ihm gleichzutun."
    „Dann hat er also einen Sinn und eine Aufgabe in seinem Leben ... Für ihn gilt die Definition vom sinnlosen Leben also nicht, schon gar nicht für Goedda. Goedda ist noch gar nicht geboren, und schon stellt die Kreatur Ansprüche und Forderungen. Sie schickt Philosophen aus, die Milliarden von anderen Lebewesen beeinflussen, damit sie ihr Leben in Goeddas Geburtsvorgang aufopfern. Planeten sind verwüstet und entvölkert worden von den Tolkandern, damit diese Philosophen entstehen konnten -und all dieser Aufwand wurde nur getrieben, um Goedda in ein Leben zu rufen, das eigentlich überhaupt keinen Sinn hat. Frau!" Er begann fast zu brüllen. „Setz endlich deinen Verstand ein, bevor es dazu zu spät ist!"
    Ich entfernte mich von ihm; er war mir jetzt unheimlich. Dann sah ich, wie er wutentbrannt und enttäuscht zugleich aus meiner Kabine stürmte.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Der Arzt irrte sich. Ich wußte es. Er mußte sich einfach irren. Denn wenn ich mich irrte, wenn meine Lebensauffassung falsch war, dann ...
    Ich wagte nicht, daran auch nur einen Gedanken zu verschwenden ...
     
    *
     
    „Langsam", sagte Dr. Julio Mangana

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