1862 - Aufbruch der Herreach
festgestellt, daß wir nicht mehr weiterkommen."
Sie erläuterte Adams in kurzen Worten, was dieses Flimmern zu bedeuten gehabt hatte - nämlich offensichtlich einen Wachstumsschub für das Wesen im „Nebenan" -, und schilderte ihm eindringlich den Ernst der Lage.
Daraufhin vertiefte sich das Stirnrunzeln des Unsterblichen. „Ihr werdet aufgeben?"
„Ganz im Gegenteil", verkündete Caljono Yai. „Ich wollte dich um ein Schiff bitten, das groß genug ist, um fünftausend Herreach aufzunehmen."
Adams’ Unterkiefer klappte deutlich sichtbar herunter.
„Das überrascht ihn wohl ziemlich", wisperte Tarad Sul der Mahnerin zu.
„Das kannst du dir doch denken", kam es leise zurück.
„Entschuldige!" stieß Adams hervor. „Habe ich das richtig verstanden? Ihr wollt Trokan verlassen?"
„Ja, es geht leider nicht anders", antwortete Yai. „Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir in die Nähe des Philosophen. Daher wollen wir nach Terra fliegen und von dort versuchen, das Tor zu stabilisieren.
Ich glaube, das ist unsere einzige Chance."
„Wie hast du das in so kurzer Zeit geschafft?" wollte Adams, immer noch fassungslos, wissen.
„Ich habe Presto Gos volle Unterstützung sowie die der Neuen Realisten und Tarad Sul hier neben mir.
Er hat bereits geahnt, daß wir die Welt werden verlassen müssen, und deshalb mit vielen darüber gesprochen.
Herreach fällen Entscheidungen schnell, wenn sie schon mal soweit sind. Wirst du uns unterstützen?"
„Selbstverständlich, ganz ohne Frage! Bitte entschuldige, wenn ich die Fassung verloren habe, aber dein Vorschlag ist der erste Lichtblick in unserer verzweifelten Lage!"
„Wir können dir natürlich nichts versprechen", mahnte Caljono Yai zur Vorsicht. „Aber den Versuch ist es sicherlich wert. Und daher sollten wir keine Zeit verlieren."
„Ich werde sofort alles Notwendige veranlassen", versprach der Terraner. „Es wird ein Fragmentraumer der Posbis eintreffen und euch nach Terra bringen, ins Gebiet des Kilimandscharo. Das ist ein großes Gebirge auf der südlichen Halbkugel unserer Welt. Roboter werden für eure Bequemlichkeit sorgen, und ich werde auch veranlassen, daß ihr die entsprechenden Umweltbedingungen vorfindet - eine euch angenehme Temperatur und Dauerbewölkung. Wenn ihr sonst etwas braucht, verlangt es nur."
Das Gespräch schien beendet, dann sagte Adams zögernd: „Und, Caljono Yai - danke! Für das, was ihr tut. Ich glaube mir vorstellen zu können, was das für euch bedeuten muß."
„Ihr habt uns auch geholfen", entgegnete Caljono Yai schlicht und unterbrach die Verbindung.
„Schade, daß Presto Go nicht dabei war. Es hätte ihr gefallen", sagte sie zu Tarad Sul.
„Eines verstehe ich jedoch noch nicht ganz", meinte der Ältere. „Mit dieser Technik werden ungeheure Entfernungen überbrückt. Können wir das nicht auch hier einsetzen, zu unserer Unterstützung? Dann brauchten wir nicht zu fliegen."
„Für so etwas sind die Terraner leider nicht gerüstet", sagte die Mahnerin. „Ihre Technik vermag viel, aber nicht alles. Für das Paramentale gibt es keine Verstärkung. Dem stehen sie völlig hilflos gegenüber. Mila und Nadja haben mir das erklärt."
„War nur so ein Gedanke."
„Ein guter Gedanke trotzdem. Aber jetzt sollten wir die Vorbereitungen treffen. Adams wird nicht lange brauchen, um uns ein Schiff zu schicken - in solchen Sachen sind sie schnell, und man kann sich auf sie verlassen."
*
Adams starrte noch eine ganze Weile vor sich hin; sein Verstand versuchte zu begreifen, was mit den Herreach geschehen war. Hatten sie dieses Volk die ganze Zeit über vollkommen falsch eingeschätzt?
Egal. Endlich konnte er etwas tun. Er war nicht mehr allein und hilflos, sondern es gab einen winzigen Lichtpunkt am Horizont. Wenigstens eine kleine Chance.
Die Herreach hatten trotz der vergangenen Mißerfolge und des ersten Flimmerns weiterhin einen Strnkturriß verursachen können. Caljono Yais Gedanke, daß ihnen die Stabilisierung im Zentrum des Wirkungskreises gelingen konnte, war nicht so abwegig. Es war kein letzter verzweifelter Versuch, sondern eine realistische Möglichkeit. Damit fanden sie vielleicht nicht nur einen Weg, die Philosophen und ihr merkwürdiges Bauwerk zu vernichten, sondern -auch seine verschollenen Freunde zu finden wenigstens drei von ihnen.
Zum ersten Mal seit vielen Tagen fühlte Adams sich wie befreit, zuversichtlich und voller Tatendrang.
Nachdem das erste Flimmern so unerwartet früh
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