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1862 - Aufbruch der Herreach

Titel: 1862 - Aufbruch der Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sonnenschutzfilter angebracht, denn selbst durch die Wolken war die Helligkeit hier noch ziemlich kräftig.
    Zunächst standen die Herreach einige Zeit still und schnupperten vor allem die vielen verschiedenen Düfte, ließen die leichte Brise auf sich einwirken und tasteten mit ihren kräftigen langen Zehen über den Boden.
    Die meisten von ihnen wußten nichts vom Nachbarplaneten, hatten sich nie für die Herkunft der Terraner und deren Heimat interessiert.
    Eine fremde Welt!
    Die Roboter, die sich um ihr Wohl kümmern sollten, antworteten auf alle Fragen. So erfuhren die Herreach, daß Terra nicht überall so aussah, daß es vollkommen unterschiedliche Klimazonen und Landschaften gab. Natürlich konnten sie sich das nicht alles ansehen, aber viele von ihnen merkten sich diese Auskünfte, um zu einer besseren Zeit darauf zurückzukommen.
    Es war also nichts Erschreckendes daran, die eigene Welt zu verlassen. Und auch nichts Besonderes. Es gab Hunderte von raumfahrenden Völkern. Warum sollten die Herreach nicht eines Tages dazugehören?
    „Wir wollen unsere Aufgabe nicht vergessen", zerschnitt Caljono Yai ungerührt Vej Ikorads begeisterte Zukunftsvisionen.
    „Natürlich." Der Sprecher der Neuen Realisten kam sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    Der andächtige Moment war vergangen. Die Herreach ließen sich von den Robotern zu ihrem Lager bringen, um sich dort umzusehen und auf den nächsten Tag vorzubereiten. Die Posbis hatten sich bereits wieder verabschiedet; für sie gab es nichts zu tun - außerdem waren sie, trotz einer entsprechenden Schutzvorrichtung, dem Einfluß des Philosophen gegenüber auf Dauer nicht gänzlich immun. Die Herreach versicherten ihnen, ihre Unterstützung ohnehin nicht zu benötigen, wie bereits auf Trokan deutlich gemacht.
    Caljono Yai hatte neben ihrer Unterkunft eine kleine Funkanlage aufgestellt bekommen, um jederzeit mit Adams in Kontakt treten zu können oder seine Rufe entgegenzunehmen. Sie konnte sich denken, daß der Terraner bestimmt schon sehnsüchtig auf ihre Meldung wartete, und funkte ihn an.
    „Ihr seid angekommen", sagte er.
    Caljono Yai hatte lange genug Umgang mit den Menschen gehabt, um die Erleichterung in seiner Stimme zu hören.
    „Hast du etwas anderes erwartet?" entgegnete sie und zeigte damit unfreiwillig einen Anflug von Humor.
    Adams lachte. „Nun, es ist schließlich eine ganz neue Erfahrung für euch, und es ging alles sehr schnell.
    Wie fühlst du dich?"
    „Es ist aufregend", gab Yai unumwunden zu. „Ich kann die Gefühle nicht beschreiben, die mich bewegen, da ich sie noch nie zuvor hatte. Aber es sind gute Gefühle. Wir haben einen großen Schritt unternommen, und ich bin sicher, daß das nun der Anfang einer neuen Zukunft für uns ist."
    „Ist alles zu eurer Zufriedenheit?"
    „Ja, wir fühlen uns sehr wohl. Beinahe wieder so wie in früheren Zeiten! Aber ich weiß natürlich, daß diese Umstände künstlich herbeigeführt sind, damit wir uns ungestört auf das Gebet konzentrieren können. Ich bin sehr zuversichtlich, daß uns alles gelingen wird."
    „Wann wollt ihr beginnen?"
    „Morgen früh. Heute müssen wir uns noch vorbereiten."
    „Selbstverständlich. Sicherlich müßt ihr auch das Erlebte erst einmal verdauen. Wie wollen wir in Kontakt bleiben?"
    Caljono Yai sagte zögernd: „Vielleicht möchtest du direkt beobachten ..."
    „Natürlich. Denkst du, es könnte euch ablenken?"
    „Offen gestanden, ist mir die Vorstellung nicht ganz angenehm, aus dem Nichts heraus beobachtet zu werden."
    „Das verstehe ich selbstverständlich. Ich verspreche dir, ohne deine Genehmigung nichts zu unternehmen - was natürlich nicht ganz einfach ist. Aber ich habe mich daran gewöhnen müssen, mich in Geduld zu üben."
    „Danke. Ich melde mich bei dir nach unseren ersten Versuchen, dann sehen wir weiter."
    „Gut. Dann bis morgen."
    Danach unternahm Caljono Yai einen Spaziergang durch das Lager. Die meisten Herreach hatten sich schon häuslich niedergelassen; sie unterhielten sich über das Erlebnis oder entspannten sich bei einer gemeinsamen kleinen Trance. Überall waren Roboter, die auf Fragen antworteten, für Herreach genehmes Essen beschafften oder beim Umbau der Unterkunft halfen.
    Alles machte einen friedlichen Eindruck. Keiner hätte geglaubt, daß diese Besucher zum ersten Mal ihre Welt verlassen hatten.
    Caljono Yai fühlte sich nach wie vor ein wenig schwindlig und müde von den ersten Schritten und der sauerstoffreichen Luft.

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