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1862 - Aufbruch der Herreach

Titel: 1862 - Aufbruch der Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nie solch ein Gefühl gehabt. Als wäre irgendein Essen in ihr explodiert und die Reste wirbelten im Magen herum.
    Sie wußte nicht, daß sie zum ersten Mal in ihrem Leben extrem nervös war. Die Herreach hatten gelernt, alles beinahe gleichgültig hinzunehmen, aber das war eine so absolut neue Erfahrung, daß sie nie zur Prägung und zum biologischen Erbe hatte beitragen können.
    Einige, darunter Tarad Sul, bildeten sich ein, das Fliegen genau spüren zu können. Die Bewegungen nach oben und nach unten und zur Seite -was natürlich Unsinn war. Immer wieder waren sie nahe daran, sich zu kleinen Runden zusammenzusetzen und zu beten, und Caljono Yai hatte rechte Mühe, sie daran zu hindern.
    Ihr selbst war die Lust auf die Trance ganz und gar vergangen. Die bedrückende Enge - bei einem 2500-MeterRaumer! -machte sie halb verrückt. Sicher waren es die Herneach gewohnt, in Häusern zu wohnen, aber sie konnten durch die Fenster jederzeit nach draußen sehen, und der Weg ins Freie war nur kurz.
    Herneach kannten nur nahezu grenzenlose Weite, Steppe, ein paar Felserhebungen vielleicht. Sie liebten jetzt sogar den Blick auf den nunmehr weit entfernten nächtlichen Sternenhimmel mehr als das einstige Zwielicht. Sie kannten nicht einmal das Wort Grenze, da sie niemals Territorien gebildet hatten. Es gab Stadt und Land, Zirkel und Felder.
    Andere als die Posbis, deren biologische Komponente durch den Tangle-Schild abgeschirmt war, hätten bei der großen Menge der aufgeregten Passagiere ihre Geduld auf eine harte Probe stellen müssen. Die Matten-Willys waren aufgrund des Tangle-Scans natürlich auch bei diesem Unternehmen nicht dabei - ein Glück, sonst wäre das Chaos vermutlich vollendet gewesen.
    Aber Saddel oder die übrigen Besatzungsmitglieder störte es nicht, von den Sprechern und Gebetsleitern alle paar Minuten befragt zu werden, wieviel Zeit vergangen sei, wo sie sich aufhielten und wie lange der Flug noch dauern würde.
    Manche Herreach zeigten sich ein wenig enttäuscht, keine Aussicht zu haben, aber das schien dem Kommandanten zu riskant. Wenn einige schon glaubten, den Flug spüren zu können, würden ihnen die Augen nur noch mehr Illusionen vorgaukeln, und eine Panik mußte natürlich vermieden werden.
    Schließlich aber, als die erste Nervosität sich ein wenig gelegt zu haben schien - der Abstand zwischen den Fragen wurde größer, und die Herreach blieben ruhig sitzen, ohne ein Rund zu bilden -, entschied sich Saddel, ihnen doch einen Ausblick zu gewähren.
    Er ließ zu Demonstrationszwecken mehrere Holoramen entstehen, damit alle denselben Blick haben konnten, ohne sich den muskulösen Hals auszurenken.
    Er deutete auf eine kleinere runde, weitgehend bräunliche Kugel und erklärte: „Das ist Trokan. Eure Welt, die ihr soeben verlassen habt." Dann deutete er auf eine zweite, größere Kugel nicht weit davon: „Und das ist Terra. Wir werden dort bald landen."
    Danach trat tiefes Schweigen ein; niemand regte sich mehr. Die Herneach betrachteten die beiden Welten. Ihre Gedanken blieben dabei völlig im verborgenen.
    Wie schön sie ist, dachte Caljono Yai ergriffen und meinte die Erde.
    Das war sie in der Tat. Die Mahnerin kannte keine Juwelen, sonst hätte sie die Welt als ein solches bezeichnet. Leuchtend blau, mit weißen Wolkenbänken marmoriert und blitzenden Lichtern. Eingebettet in eine samtene Dunkelheit, in der keine Schrecken lagen.
    „Ich habe noch nie so etwas Schönes gesehen", flüsterte Tarad Sul neben ihr. „Ich, wußte nicht, daß es so schön ist ..."
    „Ja", murmelte Caljono Yai.
    Trokan sah so klein und bescheiden aus und dennoch schön; sie hatte den Eindruck einer gleichmäßigen Ruhe und Geborgenheit.
    Und sich vorzustellen, daß sie davor zurückgescheut waren ...
     
    *
     
    Der erste Schritt auf die fremde Welt war dann schon weniger aufregend noch dazu, da sie gar nicht so fremd wirkte.
    „Das ist ja unserer Welt ähnlich!" bemerkte ein Herreach und hatte damit ganz recht.
    Von dem gewaltigen steilen Bergmassiv abgesehen, das sich in schwindelnder Höhe aus der Ebene erhob, standen die Herreach auf dem Boden einer Savannenlandschaft. Sicherlich, das Gras war üppiger und grüner, es gab Sträucher und vor allem Bäume, dennoch war es nicht ganz unvertraut.
    Der Himmel war wolkenbedeckt, die Temperatur angenehm kühlmild. Die Luft war überaus leicht atembar und verströmte einen interessanten Duft. Über dem Lager der Herreach war ein zusätzliches Schirmfeld mit

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