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1862 - Aufbruch der Herreach

Titel: 1862 - Aufbruch der Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Und sie sind geflogen. Wie nennt man das...?" Sie hob die Arme.
    „Flügel. Statt eines Pelzes tragen sie Federn, und ihre Knochen sind mit Luft gefüllt, damit sie fliegen können."
    Caljono Yai hörte, wie die sachliche Auskunft des Roboters flüsternd weitergetragen wurde. Es war ein sehr ehrfürchtiger Moment.
    Zwar waren sie vor kurzem auch geflogen, aber auf sehr abstrakte Weise und im Bauch einer riesigen Maschine. Fliegende Roboter und Maschinen oder Raumschiffe kannten sie natürlich hinreichend, auch Antigravplattformen. Davor hatten sie keine Furcht. Maschinen oder künstliche Wesen wie Roboter waren schließlich Errungenschaften der Technik und taten das, was ihnen befohlen wurde.
    Doch nun zum ersten Mal ein ohne technische Unterstützung fliegendes Wesen zu sehen, ein lebendiges, selbständig handelndes, möglicherweise noch intelligentes Geschöpf, erweckte einen kreatürlichen Instinkt in ihnen, der sie während der Schrecksekunde gezwungen hatte, sich flach hinzuwerfen ...
    „Eigentlich sah es sehr elegant aus", bemerkte Tarad Sul, offensichtlich schon wieder ausgeglichen.
    „Und es ist für uns wirklich nicht gefährlich?"
    „Nicht im geringsten. Sie jagen kleine Tiere oder vertilgen die Reste von Aas. Es gibt keinen Grund zur Besorgnis."
    Der Verstand der Herreach glaubte das; doch es war nicht so leicht, die Urangst zu beherrschen. Auf Trokan hatten sich niemals fliegende Wesen entwickelt, nicht einmal Insekten.
    Mit den Insekten auf Terra hatten sie bisher Glück gehabt; offensichtlich schmeckte Herreach-Blut nicht besonders gut, außerdem war es innerhalb des Schutzfeldes wegen der Temperatur und vor allem des geringen Sauerstoffgehaltes zu ungemütlich. Man hatte natürlich vergessen, sie auf die Existenz dieser winzigen fliegenden Wesen hinzuweisen, doch es verirrten sich wirklich nur ganz wenige innerhalb des Feldes, krabbelten ein wenig müde umher und beachteten die Herreach nicht, die sie ihrerseits ebenfalls ignorierten. All diese Tiere kennenzulernen, hatten sie später einmal genug Zeit.
    Die Herreach setzten den Weg fort, dabei glitt ihr Blick immer mal zum Himmel; nicht direkt besorgt, aber doch ein wenig angespannt.
     
    *
     
    Schließlich lag der Aufenthaltsort des Philosophen deutlich sichtbar vor ihnen: eine flimmernde Fläche von ungefähr hundert Metern, mit seltsamen Luftspiegelungen und -brechungen, innerhalb deren ein flimmernder Wirbel ohne scharfe Umrisse umherraste.
    Ein eigenartiges Schauspiel, das die Herreach in dieser Art sicherlich nicht erwartet hätten.
    „Von hier aus werden wir es versuchen", sagte Caljono Yai.
    Die Herreach wählten ihre Plätze und kauerten sich nieder. Für Caljono Yai war eine kleine Antigravplattform besorgt worden, damit sie als Gebetsleiterin von einem erhöhten Sitz aus für alle gut sichtbar war.
    In ihrer unmittelbaren Nähe hielt sich Tarad Sul auf. Sie konnte bereits jetzt seine starke mentale Konzentration spüren und wußte, daß sie mit seiner Hilfe mehr als 5000 Herreach führen konnte. Natürlich konnte sie sich auch auf die Unterstützung von Vej Ikorad und Tandar Sel verlassen, die sich ebenfalls nicht weit von ihr niedergelassen hatten.
    Die Freiwilligen stammten ausschließlich aus dem großen Gebetskreis der vergangenen Wochen, sie waren gut ausgebildet und wußten, worauf es ankam. Den Vorgang selbst hatten sie dutzendemal erlebt.
    Dennoch war Caljono Yai neugierig: Wie würde es sein, auf einer fremden Welt in Gebetstrance zu verfallen? Gab es irgendwelche störenden Einflüsse? Oder würde die Nähe des Philosophen den Vorgang nicht erleichtern, sondern erschweren?
    Sie konnte es nur herausfinden, indem sie handelte.
    „Versammelt euch!" sagte sie laut. „Entspannt euch!"
    An den Rändern der Gebetsrunde standen die Roboter bereit, um im Notfall sofort eingreifen zu können.
    Caljono Yai ließ den Blick über die Runde schweifen und über die Runde hinweg in die Ferne, wie sie es auf Trokan auch immer getan hatte. Das war ihre Art, sich zu entspannen und in die Trance abzugleiten.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie eine so große Runde ganz allein leiten - eine gewaltige Bürde für jemanden in ihrem Alter. Aber sie zweifelte nicht an sich; sie wußte, daß Presto Go ihr Vertrauen zu Recht in sie setzte.
    Auf den fernen Hügeln am Horizont glaubte sie ein schwaches silbriges Schimmern sehen zu können, aufleuchtend in der Sonne. Dort gab es keine Wolken mehr, die Sicht war klar und gut. Dieses Schimmern

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