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1864 - Vorabend der Apokalypse

Titel: 1864 - Vorabend der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wie schlimm ist es wirklich, Kaif?"
    „Vielleicht handelt es sich um eine vorübergehende Krise", umging sie eine direkte Antwort. Er wurde ihr lästig. Er hatte ihre Zeit nicht gepachtet. „Dann müssen wir versuchen, Widerstand zu leisten, solange es andauert. In einer Stunde werde ich wieder zu allen Galornen sprechen und sie darum bitten, in ihrer Inneren Welt Schutz, Frieden und die Kraft zu finden, um diese Heimsuchung zu überstehen."
    „Ich wünsche dir Erfolg dabei", sagte er. „Dir und uns allen."
    Sie grüßte mit erhobener Hand. Er grüßte zurück und unterbrach die Verbindung. Das Holo erlosch.
    Kaif starrte fast eine Minute lang auf die leere Stelle. Was war das nun wieder gewesen, jetzt gerade?
    Der Wunsch, Doni schnellstmöglich loszuwerden?
    Fast hätte sie ihn nochmals angerufen, um sich zu entschuldigen. Aber er würde gar nicht verstehen, wovon sie sprach.
    Sie ließ sich ein Gespräch mit Seda Galoer geben.
    Es kam nicht sofort zustande. Kaif hatte ein drückendes Gefühl im Hals. Sie ahnte schon wieder Schlimmes war es ihr zu verdenken an diesem schrecklichen Tag?
    Sie empfand aber auch noch etwas anderes. Sie fühlte Wut in sich hochsteigen; Wut darüber, daß sie warten mußte.
    Kaif schloß die Augen und atmete einige Male tief durch, bis sie sich wieder ganz unter Kontrolle hatte.
    Was hatte Bolster gesagt? Es war wie ein geruchloses Gas, das man einatmete ...
    Sie nahm ein warmes Getränk zu sich. Essen konnte sie nichts. Als sie sich vor einem in die Wand eingelassenen Spiegel sah, glaubte Kaif festzustellen, daß ihr Gesicht eingefallen wäre und die Falten in ihrer blauen Haut tiefer.
    Die Galornin schaltete, unabhängig von der Verbindung, auf die sie wartete, einen Kontakt zur Weltraumbaustelle und erfuhr von Traph Gandalon, daß es dort bislang zu keinerlei Problemen gekommen sei.
    Er zeigte sich überrascht von ihrer Sorge. Alles, so versicherte er ihr, verliefe zur völligen Zufriedenheit. Von Kaif bei ihrem letzten Besuch - Heilige Seele! dachte sie. Es ist weniger als einen Tag her! - verlangte Kontrollen verschiedener Arbeitsteams hatten bestätigt, daß die Galornen und Adlaten dort oben tatsächlich wie besessen am Werk waren. Diese Besessenheit und damit die Sollunterschreitung schien jedoch nichts mit dem zu tun zu haben, was die Galornen auf Helter Baaken zu Dingen trieb, die noch vor wenigen Tagen schier unvorstellbar gewesen waren.
    Der Gedanke, daß die Monteure des Bollwerks den Geist von Thoregon in sich spürten und in einer bewußten Selbstverwirklichung über sich hinauswuchsen, während auf Helter Baaken der Friede auf eine harte Probe gestellt wurde, verstärkte Kaifs Übelkeit noch.
    „Eines", sagte sie sich, als Traphs Holo ausgeblendet war, „steht wohl definitiv fest: Der Einfluß auf uns reicht nicht bis in den Weltraum. Er ist auf diesen Planeten beschränkt."
    Aber woher kam er dann?
     
    *
     
    Jetzt erst fiel Kaif Chiriatha auf, daßdie Blumen, die sie natürlich auch hier zum Blühen und Wachsen aufgestellt hatte, die Köpfe und Blätter hängenließen.
    Sie erschrak heftig, denn konnte dies eine andere Ursache haben als sie selbst?
    Der Kontakt mit der Stadt der Kinder kam zustande und lenkte sie ab. Die Galornin war dankbar dafür.
    Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer.
    „Ich habe schlimme Nachrichten, liebe Seele", sagte Seda Galoer.
    Das Holo zeigte eine Frau, die ebenfalls über Nacht um Jahre gealtert wirkte. Und zitterte sie nicht leicht?
    „Was?" fragte Kaif, um Selbstbeherrschung bemüht. „Was ist es?"
    Sedas Nasenflügel flatterten geräuschvoll.
    „Es hat bis jetzt keine weiteren Toten gegeben", sagte sie, „aber überall in der Stadt der Kinder wird gekämpft. Die Stärksten aller Jahrgänge haben Banden um sich geschart. Wo bisher die Aggression noch mühsam von uns unterdrückt und kanalisiert werden konnte, bricht sie nun offen aus. Die Schüler haben sogar schon Erzieher angegriffen. Einige Schulgebäude werden von ihnen belagert. Ich selbst fühle mich nicht mehr sicher, Kaif!"
    Das war ein Hilferuf!
    „Soll ... soll ich dir Roboter schicken, Seda?" fragte sie.
    Die andere Frau starrte sie an.
    „Roboter? Soll das ein übler Scherz sein? Roboter in der Stadt der Kinder, Kaif? Seelenloses Leben inmitten von ..."
    „Es geht jetzt nicht darum", unterbrach Kaif die Erzieherin. „Wenn ich dich richtig verstehe, geht es um dein und euer aller Leben."
    Wie sie das aussprechen konnte; wie direkt sie auf die

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