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187 - Die Wolfshexe

187 - Die Wolfshexe

Titel: 187 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zukehrte, schien er keine Ahnung zu haben.
    »Wozu hast du meinen Trenchcoat angezogen?« fragte das Mädchen amüsiert. »Damit du noch mehr ausziehen mußt?«
    Der Mann sagte nichts.
    Sally hob lockend die Hände. »Komm«, flüsterte sie. »Komm zu mir.«
    Er trat näher.
    »Sind Sie das, Tony?« fragte Tucker Peckinpah.
    »Ich weiß es nicht, Partner«, antwortete ich knirschend.
    »Du könntest es sein«, sagte Cruv.
    »Ich wollte, ich hätte Gewißheit«, kam es tonlos über meine Lippen.
    Der Mann im schwarzen Trenchcoat trat neben das Bett.
    »Albern siehst du aus.« Sally schmunzelte. »Hier drinnen wird es bestimmt nicht regnen.«
    Wenn es doch nur möglich gewesen wäre, ihr eine Warnung zuzurufen, aber was wir sahen, war keine Live-Übertragung, sondern eine Aufzeichnung.
    Sally setzte sich auf. »Zieh dich aus!« verlangte sie verführerisch lächelnd. »Oder ist es dir lieber, wenn ich dir diese Arbeit abnehme?«
    Sie griff nach dem Gürtel und wollte ihn öffnen, doch der schweigsame Mann stieß ihre Hände grob zurück.
    Sie schaute ihn verblüfft an. »Was hast du? Ist irgend etwas nicht in Ordnung? Wieso starrst du mich so finster an?«
    Der »Stumme« zog die linke Hand aus der Manteltasche, und Sallys Augen weiteten sich, als sie das lange Messer sah, dessen Heft seine Finger umklammerten.
    Die Klinge hatte in der Manteltasche keinen Platz gehabt, mußte sie durchstochen haben.
    Sally schüttelte den Kopf. »Nein, dafür bin ich nicht zu haben. Solche Spielchen gefallen mir nicht. Bring das Messer in die Küche.«
    Der Mann dachte nicht daran, ihrer Aufforderung nachzukommen. Mein Herz schlug bis zum Hals hinauf, weil ich wußte, was er tun würde.
    Tucker Peckinpah rückte aufgeregt hin und her und warf mir einen besorgten Blick zu. »Tony, er wird doch nicht…«
    »Weg mit dem Messer!« verlangte Sally energisch. »Mach mich nicht böse, sonst kannst du mein Angebot vergessen.«
    Er schlug sie.
    Sally schrie erschrocken, entsetzt und wütend auf. Sie schien bis zu diesem Augenblick geglaubt zu haben, der Mann wäre harmlos, doch nun hatte sie begriffen, daß das kein Spiel sein sollte, sondern blutiger Ernst.
    Sie wollte aus dem Bett springen und das Schlafzimmer fluchtartig verlassen, doch der Mann ließ ihr nicht die geringste Chance.
    Als sie sich kreischend vor Angst zur Seite warf, traf er sie zum erstenmal.
    Er ließ erst von ihr ab, als sie so aussah, wie ich sie in Erinnerung hatte.
    »Grauenvoll.« Tucker Peckinpahs Stimme klang rauh und fremd. »Dieser schreckliche Mord muß im Drogenrausch verübt worden sein. Kein Mensch, der bei klarem Verstand ist, ist zu einer solchen Tat fähig.« Er musterte mich gespannt. »Fällt Ihnen nichts ein, wenn Sie diese Aufnahmen sehen, Tony?«
    »Überhaupt nichts«, antwortete ich. Peckinpah schien davon überzeugt zu sein, daß ich der Mann auf dem Videoband war.
    »Vielleicht handelt es sich bei dieser Kassette um eine Kopie, und das Original befindet sich in den Händen einer Person, die wir nicht kennen«, nahm der Industrielle an. »Es wäre auch denkbar, daß es mehrere Kopien gibt.«
    »Scheint so, als würdest du ziemlich tief in der Klemme sitzen, Tony«, bemerkte Cruv.
    Peckinpah sagte, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen, Dean McLaglen wäre ein hervorragender Anwalt, auf den man sich hundertprozentig verlassen könne.
    Das hieß mit anderen Worten, der Industrielle legte mir nahe, mich der Polizei zu stellen, aber das wollte ich nicht. Wenn ich im Untersuchungsgefängnis saß, war ich so gut wie eingemauert. Wer sollte dann diesen verwirrenden Fall klären? Die Polizei war dazu nicht imstande.
    »Ich lasse mir nicht die Hände binden, Partner«, sagte ich entschieden. »Kann ich mich darauf verlassen, daß Sie mir den Rücken freihalten?«
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, Tony«, versprach Tucker Peckinpah.
    »Nüchtern betrachtet, ist nichts passiert«, sagte ich. »Jedenfalls nichts, womit die Polizei etwas anfangen könnte.«
    »Sie begeben sich auf ein sehr dünnes Eis, Tony!« warnte mich Peckinpah.
    »Dessen bin ich mir bewußt«, erwiderte ich. »Aber ich habe keine andere Wahl. Es gibt keine Leiche mehr. Ohne Leiche kein Mordfall für die Polizei.«
    Der Industrielle ließ das Band zurücklaufen und sah sich die Aufzeichnung noch einmal an, obwohl sie ihm wie mir an die Nieren ging.
    Er ließ einige Sequenzen in Zeitlupe ablaufen, und mehrmals stoppte er das Bild. Das war für mich sehr quälend, aber ich schaute

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