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187 - Die Wolfshexe

187 - Die Wolfshexe

Titel: 187 - Die Wolfshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Blechschüssel doch verloren.«
    »Es genügt in solchen Fällen eben nicht, ›auf der Straße zu Hause zu sein‹. Man muß darüber hinaus auch Auto fahren können.«
    Meine giftige Bemerkung knickte ihn. Er knirschte mit seinen dritten Zähnen. »Wohin wollen Sie nun?«
    »Nach Clerkenwell.« Ich nannte die genaue Anschrift.
    Das Trinkgeld fiel spärlich aus, er hatte sich nicht mehr verdient.
    Bevor ich das Haus betrat, in dem die schöne Journalistin wohnte, schaute ich mich aufmerksam um. Vielleicht beobachtete die Polizei das Gebäude.
    Mir fiel niemand auf.
    Ich verschwand im Haus und lief die Stufen hoch. Allmählich wurde mir hier einiges vertraut - der eigenartig säuerliche Geruch im ersten Stock, das laut plärrende Radio im zweiten Stock, die Stille in der dritten Etage.
    Ich klopfte an die Wohnungstür. Niemand öffnete mir, aber es war nicht abgeschlossen, deshalb machte ich die Tür selbst auf und trat ein.
    Wieder rief ich Sallys Namen, doch sie schien nicht da zu sein. Hoffentlich passiert alles nicht noch einmal, dachte ich, während ich mich weiterwagte.
    Im Wohnzimmer gab es nichts, was mich hätte beunruhigen müssen. Im Schlafzimmer lag keine Leiche, das Bett war nicht blutig - und die Tapete war wieder in Ordnung! Doch dieser verrückte Spuk vermochte mich nun kaum noch zu überraschen. Ich begann mich damit abzufinden, daß er ständig alles umkehrte und auf den Kopf stellte.
    Ich klopfte die Wand ab und fand keinen Hohlraum. Auch das verwunderte mich nicht. Ich fing an, mich auf die Tricks und Tücken meines unbekannten Feindes einzustellen. Sicherheitshalber schaute ich mich auch in den anderen Räumen um.
    Durchzug knallte hinter mir die Küchentür zu - das dachte ich zunächst, aber dann sah ich, daß das Fenster geschlossen und ein Durchzug demzufolge unmöglich war.
    Mein unsichtbarer Feind zog ein neues Register.
    ***
    Pater Severin betrat das Pfarrhaus. »Tony?«
    Er suchte den Freund in den Räumen, die er bewohnte, fand ihn nicht und begab sich in die Kirche, aber dort war Tony Ballard auch nicht.
    Er kehrte in seine Wohnung zurück und suchte nach einer Nachricht. »Vielleicht hat er irgendwo einen Zettel hingelegt«, murmelte der große, kräftige Priester, den jedermann ohne Soutane für einen Metzger gehalten hätte.
    Er öffnete sogar den Kühlschrank. Tony wußte, daß er häufig hungrig war. Möglicherweise hatte er ihm die Nachricht deshalb vor die Fressalien gelegt.
    »Auch nichts«, brummte Pater Severin in seinen imaginären Bart. »Was mag da passiert sein? Er hat sein Versteck nicht grundlos verlassen, soviel steht für mich fest.«
    Es hatte den Anschein, als würde der Priester mit sich selbst reden, doch das stimmte nicht. Er sprach zu Boram, den er mitgebracht hatte.
    Der weiße Vampir hatte darauf bestanden, daß Pater Severin ihn mitnahm. Um nicht aufzufallen, hatte Boram seine Dampfgestalt so weit ausgedehnt, daß sie unsichtbar wurde.
    Der Nessel-Vampir befand sich - so nahm Pater Severin an - mit dem Priester im selben Raum.
    »Ich rede mit dir«, sagte der Pfarrer. »Bist du überhaupt da?«
    Boram verdichtete seinen Körper und wurde wieder sichtbar. Er stand zwischen zwei Fenstern - eine nebelige, unheimliche Erscheinung.
    »Ich bin hier«, sagte er hohl und rasselnd.
    »Tony ist weg.«
    »Das hast du bereits gesagt«, erwiderte Boram. »Ich höre auch, wenn ich unsichtbar bin.«
    »Warum tut er so etwas?« Pater Severin schüttelte besorgt und verständnislos den Kopf. »Er bittet mich, ihn zu verstecken, und kaum bin ich eine Stunde weg, verschwindet er, ohne den kleinsten Hinweis zu hinterlassen.«
    »Er wird sich bald melden«, sagte der weiße Vampir überzeugt.
    Der Priester musterte die Dampfgestalt aufmerksam. »Du magst ihn sehr, nicht wahr?«
    »Ich bin sein Diener, würde jederzeit mein Leben für ihn geben.«
    »Wir wollen hoffen, daß das nie nötig sein wird«, sagte Pater Severin lächelnd. »Komm, setz dich.«
    »Ich stehe lieber.«
    Der Priester zuckte mit den breiten Schultern. »Wie du willst.«
    Er ließ sich in einen Sessel fallen, ließ Dackelfalten auf seiner Stirn erscheinen und stellte sich immer wieder dieselbe Frage: Wo ist Tony Ballard?
    ***
    Ich trat an die Tür und wollte sie öffnen, doch sie schien zu klemmen - oder eine magische Kraft wirkte als Riegel. Ein leises, schabendes Geräusch drang an mein Ohr, und als ich mich umdrehte, sah ich, wodurch es hervorgerufen wurde: Die Laden des Küchenschranks wurden von einer

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