1877 - Das Trojanische Pferd
auch noch sein Problem zu sein.
Er war vier Decks unterhalb der Zentrale, als er die Spur bemerkte. Es sah aus, als habe jemand in eine ölige Flüssigkeit getreten, die nun an seinen Sohlen klebte.
Kechto Tolz blieb stehen und ließ sich in die Hocke nieder. Die Abdrücke waren anscheinend noch relativ frisch. Sie glänzten schmierig. Deutlich war das Profil von Stiefelsohlen zu sehen. Nach der Schuhgröße zu urteilen, war hier eine Frau gegangen.
Der TLD-Agent sah sich langsam um.
Die Spur kam aus einem Raum hinter einer orangefarben markierten Tür, die offenstand. Tolz konnte im allgegenwärtigen, hellen Licht Aggregateblöcke dahinter erkennen.
Inder anderen Richtung, da, wohin der oder die Fremde gegangen war, öffnete sich ein leerer Korridor, der auf einen Antigravschacht zuführte.
Wohin sollte er sich nun zuerst wenden?
Tolz entschied sich für den Aggregateraum. Er durchschritt vorsichtig die Tür, ging direkt neben der Spur. Jetzt waren zwischen und neben den Tritten auch Tropfen von klebriger Flüssigkeit zu sehen.
Er maßte nicht lange suchen. Je weiter er die Spur zurückverfolgte, desto deutlicher wurde sie. Und dann stand er plötzlich vor einer Lache aus dunkelgrüner, leicht golden schimmernder Flüssigkeit; die aus einer Verbindungsnaht zwischen zwei großen Geräten tropfte.
„Aber warum sind die Roboter noch nicht hier?" fragte er verwundert.
Daß es nicht so war, konnte bedeuten, daß die Störung noch nicht bemerkt worden war oder erst vor ganz kurzer Zeit. Dann maßte die Spur noch frischer sein, als er geglaubt hatte und er wäre besser in die andere Richtung gelaufen, um Kallia Nedrun einzuholen.
Er setzte jetzt einfach voraus, daß er es mit ihr zu tun hatte.
Kechto Tolz erschrak.
War das bereits ihr Sabotagewerk? Hatte sie sich an den Aggregaten so zu schaffen gemacht und ihren Eingriff wieder zu tarnen versucht, daß der Betrieb des Heliotischen Bollwerks ernsthaft gestört wurde und der geplante Test in einem schrecklichen Unglück endete?
Dann aber sagte er sich, daß in dem Fall die Computer längst Alarm gegeben hätten. Ein solch technisch hochwertiges, wichtiges Instrument wie das Heliotische Bollwerk maßte so abgesichert sein, daß die geringste Beschädigung an einem empfindlichen Teil sofort einen entsprechenden Alarm auslöste und mit entsprechenden Reaktionen begonnen wurde.
Und wenn Kallia Nedrun nun nur Teile einer Verkleidung abgenommen und eine Bombe deponiert hatte, bevor sie sie wieder verschloß?
Aber das war verrückt, anscheinend ging die Phantasie mit ihm durch. Kechto Tolz stieg vorsichtig um die Lachen herum und bemerkte jetzt die Handabdrücke auf Teilen der Geräte so als habe Kallia versucht, sich die ausgetretene Flüssigkeit an der Kombination abzuwischen, und dann das Material der Verkleidung berührt.
Als er einmal um die Geräteanordnung herumgegangen und zu seinem Ausgangspunkt zurückgekehrt war, kamen die Roboter.
Es waren mindestens zehn, alle halbkugelförmig und einen halben Meter dick. Sie begannen sofort, eine gelbe Flüssigkeit zu versprühen, der Tolz im letzten Moment entkommen konnte.
Er versuchte zu laufen, als drei Roboter direkt auf ihn zugeschwebt kamen, und rutschte auf der Spur der offensichtlichen Saboteurin aus, fiel und schlug der Länge nach hin.
Und die Roboter waren über ihm, und es zischte ...
*
Die einzelnen Wissenschaftler an Bord des Heliotischen Bollwerks waren durchaus nicht von der Außenwelt abgeschnitten. Im Gegenteil, ein Befehl an die Computer genügte, und sie sahen und hörten - mit nur ein wenig Zeitverzögerung - die Sendungen der terranischen TV-Kanäle. Insbesondere interessierten sie natürlich die Nachrichten.
Und so kam es, daß die junge Kosmo-Psychologin Bré Tsinga in den frühen Morgenstunden in Cistolo Khans Unterkunft erschien, nachdem sie sich durch einen Anruf davon überzeugt hatte, daß er nicht schlief, sondern mit Terra konferierte.
Sie setzte sich .und wartete, bis die Verbindung beendet war und er sie mit gehobenen Brauen fragend ansah.
„Ich will, daß das aufhört", sagte sie mit Bestimmtheit. „Du weißt genau, was ich meine. Ihr bekommt mich nicht mehr live vor irgendeine Kamera, also grabt ihr Konserven aus und serviert mich den Leuten aus irgendeiner vergangenen Talk-Show oder Ansprache und das verdammt aus dem Zusammenhang gerissen. Ihr legt mir alles in den Mund, was ihr jetzt braucht, um noch einmal das Ruder herumzuschwenken und die öffentliche
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