1877 - Das Trojanische Pferd
Ansichtssache", gab er sich philosophisch. „Fakt ist, daß Bré nicht dazu zu bewegen sein wird, zu den Menschen zu sprechen oder neue Interviews und dergleichen zu geben. Wir müssen uns ohne sie behaupten, Paola."
„Cis", sagte sie energisch. „Dies ist ein Notfall, und ich kann keine Rücksichten auf verletzte Eitelkeiten oder Neurosen nehmen. Als Angehörige der LFT wäre es Bré Tsingas verdammte Pflicht, uns zu unterstützen.
Also gut, ich werde bei ihr nicht darum betteln. Aber sie kann mir nicht verbieten, auf vorhandenes Material zurückzugreifen."
„Und wenn wir einen der Unsterblichen zur Bevölkerung reden ließen", fragte Khan, „um zu den lächerlichen Vorwürfen Stellung zu nehmen?"
„Das würde uns gerade noch fehlen! Cistolo, du unterschätzt die unterschwellig stets vorhandene Anti-CamelotStimmung noch immer. Es gibt einflußreiche Leute auf der Erde, die den Einsatz der LFT-Wachflotte fordern, um die GILGAMESCH von der Grenze des Solsystems zu vertreiben."
„Diese Narren!" knurrte der LFT-Kommissar.
„Ja, diese Narren! Und damit sie nicht noch mehr an Einfluß gewinnen, werde ich zu Mitteln greifen, die mir selbst verhaßt sind. Aber es muß sein, im Interesse der Sache."
„Ich vertraue dir, das weißt du", sagte Khan. „Du wirst schon das Richtige tun."
„Ich bin nicht sicher", brummte sie. „Aber danke für die Aufmunterung ..."
Er sah, daß sie das Gespräch abbrechen wollte, und fragte schnell: „In knapp fünfzehn Stunden soll der erste Funktionstest des Heliotischen Bollwerks stattfinden. Habt ihr bereits ein Areal ausgewählt, das ins TeullerSystem versetzt werden soll?"
„Momentan stehen vier - zur Auswahl", berichtete sie. „Wir werden uns rechtzeitig entscheiden. Was ist mit Myles Kantor? Ich sähe ihn gerne als Mitglied der Expedition."
Khan beherzigte Bré Tsingas Rat und klärte die Erste Terranerin ganz knapp über die Probleme mit Kallia Nedrun auf.
Dann sagte er: „Ich denke, daß Myles trotzdem mit von der Partie sein wird. Flame Gorbend hat wieder einmal bewiesen, wie sie Leute dazu bringt, das zu tun, was sie eigentlich gar nicht tun wollten, und dabei denken, daß es ihr eigener Entschluß war. Wie viele Wissenschaftler soll er mitnehmen?"
„Geh einmal von fünf aus, Cistolo. Ich will, daß zwanzig LFT-Diplomaten mit von der Partie sind - immerhin werden wir wohl den offiziellen Vertretern der Nonggo-Zivilisation begegnen. Die Gruppe sollte nicht zu groß werden, maximal dreißig Personen."
„Und diesmal keine Agenten?"
„Hör auf, Gia macht mir schon die Hölle heiß. Natürlich besteht sie darauf, einige ihrer Leute mit zu den Nonggo zu schicken. Aber dies soll eine diplomatische Mission werden. Ich will nicht, daß durch uns auch nur der Hauch von Mißtrauen und Mißverständnissen aufkommen kann."
„Das ist auch meine Meinung", sagte er und verabschiedete sich für diesmal.
*
Myles Kantor hatte Khan geduldig zugehört und war danach über Paola Daschmagans Pläne unterrichtet.
„Es liegt nun an dir, Myles", sagte Khan. „Niemand zwingt dich, aber wir wären alle glücklich, wenn du dich zur Teilnahme an der Expedition entschließen könntest. Noch einmal: Wir werden alles tun, um Kallia Nedrun zu finden. Du könntest nichts für sie tun, wenn du hierbliebst."
„Ich habe mich schon entschlossen", versetzte der Unsterbliche. „Es fällt mir nicht leicht, aber ich werde mitgehen."
Cistolo Khan atmete sichtbar auf und schüttelte Kantor die Hand.
„Bravo, Myles, und danke. Ich würde dich dann bitten, dir fünf Wissenschaftler auszusuchen, die dich zur Erde begleiten, wo die Expedition zusammengestellt wird. Ihr fliegt mit der Kleinst-Space-Jet, die die Korvette als Beiboot mitführt, nach Terra und findet euch im HQ-Hanse ein. Auch diesmal keine Transmitter.
Alles Weitere erfahrt ihr dann von Paola Däschmagan selbst."
Myles nickte. „Könnte man ... nicht eine Art Fahndung nach Kallia einleiten?" fragte er. „Ich meine, überall sind Computer. Wenn die Nonggo nun über deren Schirme ein Bild von Kallia zeigten, verbunden mit dem Aufruf an alle, sie zu suchen und ..."
„Myles", seufzte Cistolo Khan. „Die Nonggo haben wahrscheinlich ohnehin schon gemerkt, daß bei uns etwas nicht stimmt. Wollen wir es ihnen offiziell auf die Nase binden und vielleicht das Experiment gefährden?"
„Nein", sagte der Wissenschaftler niedergeschlagen. „Natürlich nicht ..."
„Wenn sie noch an Bord des Heliotischen Bollwerks ist,
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