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188 - Der lebende Nebel

188 - Der lebende Nebel

Titel: 188 - Der lebende Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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ihnen. »Such das Schiff, meine Kleine«, murmelte Victorius. »Beeil dich.«
    Die Fledermaus schoss in die Höhe, fegte über die Wipfel dahin und tauchte in der Nacht unter.
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte Victorius.
    Clarice fand es ziemlich eigenartig, dass eine Fledermaus einen Spürhund ersetzen sollte. Sie wollte Vogler gerade darauf ansprechen, als Titana auch schon aufgeregt fiepend zurückkehrte.
    »Bon«, sagte Victorius. »Folgt mir, mes amis!« Er übernahm die Führung, und alle schlossen sich an.
    »Woher weiß er, wohin wir gehen müssen?«, fragte Clarice Vogler leise, der konzentriert hinter Quart’ol und Rulfan herstiefelte. »Er tut ja gerade so, als hätte das Tierchen mit ihm gesprochen.«
    »Hat es auch«, erwiderte Vogler trocken. »Ich habe es gehört.«
    »Nun sag nicht, die Fledermaus könne reden«, staunte Clarice.
    »Das nicht. Aber die Bilder, die sie sendet…«, begann Vogler.
    »Achtung«, raunte Quart’ol plötzlich.
    Rulfan und Victorius, die die Spitze einnahmen, waren stehen geblieben und lugten durch die Büsche. Clarice und Vogler hielten an. Dann ging es langsamer weiter. Sie kamen auf eine winzige Lichtung.
    »Leise«, flüsterte Rulfan. »Ich glaube, die Biester schlafen. Weckt sie bloß nicht auf.«
    »Was für Biester?«, hauchte Vogler.
    Clarice machte die Augen weit auf. Der größte Teil der Lichtung wurde von dem phantastischen Fahrzeug eingenommen, das sie heute Mittag auf die Insel hatten zufliegen sehen. Nun war der Ballon fast zur Gänze erschlafft.
    Erstaunlicherweise war er nicht mehr rotblau, sondern er schillerte. Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie verstand, welche »Biester« Rulfan meinte: Ein Insektenschwarm saß auf dem Ballon und bedeckte ihn. Es mussten Millionen sein.
    »Stechen die?«, flüsterte Quart’ol.
    »Leider ja.« Victorius deutete mit einem Seufzer auf die rötlichen Punkte in seinem Gesicht. »Vermeidet schnelle Bewegungen. Schlagt nicht nach ihnen, wenn sie sich nähern. Ich glaube, sie stechen nur, wenn sie angegriffen werden.«
    Clarice und Vogler schluckten.
    Victorius deutete auf die Gondel. »Folgendes: Je schneller wir ein Feuer entfachen und Dampf erzeugen, desto eher können wir von hier verschwinden.«
    Rulfan ergriff das Wort. »Erledigt das. Quart’ol und ich kehren noch einmal zur Bucht zurück. Dort gibt es etwas, mit dem wir uns hoffentlich die Mücken vom Hals schaffen können. In spätestens einer halben Stunde sind wir zurück.« Er wandte sich an Victorius. »Ist die PARIS bis dahin startbereit?«
    Der Prinz wiegte den Kopf. »Könnte knapp werden. Ich tue, was ich kann. Aber was…?«
    »Später«, winkte Rulfan ab und gab Quart’ol ein Zeichen.
    »Komm!«
    Die beiden zogen los und verschwanden im Dickicht.
    Clarice und Vogler folgten dem dunkelhäutigen Riesen in die Gondel. Ihre Einrichtung erinnerte an ein antikes Wohnzimmer. Victorius zündete zwei Laternen an, öffnete die Ofenklappe und legte einen dünnen Reisigteppich aus. Vogler schleppte einen Korb voller Holzscheite heran und reichte ihm einen nach dem anderen.
    Clarice erkannte, dass sie im Moment überflüssig war, und machte sich mit dem Inneren der Gondel vertraut. Sehr interessant fand sie ein über dem Tisch hängendes Netz, das mit Stroh und Federn gefüllt war und der telepathischen Fledermaus als Körbchen diente.
    An den Wänden hingen allerlei Gebrauchsgegenstände und Waffen. Eine Fensterscheibe war zerbrochen. Clarice sammelte die auf dem Boden liegenden Scherben auf und warf sie draußen in ein Gebüsch. In der Ferne hörte sie Geschrei und Geklirr, hielt inne und lauschte.
    Waren das die Malaien, die sich mit den Hydriten rauften…
    oder hatten die Feinde Rulfan und Quart’ol entdeckt? Sie verspürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend.
    Als sie zurückkam, brannte im Ofen ein Feuer und drückte mächtige Hitzewellen in den Ballon hinauf, der sich mit leisem Knistern füllte und aufrichtete. Clarice dachte an die schlafenden Insekten, und es lief ihr kalt den Rücken hinab.
    Unruhig ging sie wieder hinaus und reckte den Hals. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Mücken geriet allmählich in Bewegung, ließ aber nicht von der Ballonhülle ab.
    Das Geschrei und das Geklirr kamen langsam näher – aber auch Rulfan, der nun, Quart’ol im Schlepptau, den Lupa an der Seite, ein Schwert in der Rechten und ein Holzfässchen unter dem linken Arm zwischen den Bäumen auftauchte. Den Monden sei Dank!
    »Alles klar hier?« Er schaute

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