1886 - Nach der Apokalypse
Nachteil gehabt, daß er eigenbrötlerisch war und am liebsten als „Einzelkämpfer" arbeitete. Seine eigene Sicherheit scherte ihn wenig, und das hatte ihn nun das Leben gekostet. Aus reiner Nachlässigkeit hatte er sich keinen SERUN als Ersatz für den beschafft, mit dem er einem wichtigen Menschen - wie er meinte - das Leben gerettet hatte.
Vorwürfe nützten jedoch nichts mehr, und Harro hatte in zwei Tagen Beachtliches geleistet, wofür er posthum noch geehrt werden würde. Davon hatte er natürlich nichts, doch so würde wenigstens sein Name in Erinnerung bleiben.
Die kleine Mimi war zumindest gerettet. Im Augenblick schlief sie, sie mußte sich von den. Strapazen und dem Schock erholen.
Im Augenblick sollte sie im Medo-Center von Milano wieder aufgepäppelt werden; dorthin war Khan ohnehin unterwegs. Die Ergebnisse über die Anatomie der Dscherro lagen nun vor.
Leider war es bisher nicht möglich gewesen, einen Dscherro lebend gefangenzunehmen. Erst gestern war einer der Gehörnten paralysiert in Gefangenschaft gebracht worden, entwaffnet und entkleidet und in ein ausbruchsicheres Energiefeld gehüllt. Doch zu einem Verhör kam es nie.
Kaum zu sich gekommen und sich über seine Lage bewußt geworden, hatte der Dscherro - während seine Körpertemperatur rasch anstieg förmlich ausgespuckt: „Der Ungehörnte soll euch holen!" und ‘sich dann mit seinen Krallen die Brust zerfetzt. Eine sofort eingeleitete Wiederbelebung war vergeblich gewesen.
Nun lag auch er auf dem Seziertisch im Medo-Center.
„Dann bin ich ja mal auf die Ergebnisse gespannt", gab sich der LFT-Kommissar erwartungsvoll, als er im Zentrallabor angekommen war.
„Um es gleich vorwegzusagen: Die Hoffnung auf sensationelle Enthüllungen kann ich leider nicht erfüllen", sagte der Chefmediker. „Das wird dir im Kampf gegen sie wenig nutzen. Ich zeige dir jetzt mal den Scan des zuletzt eingelieferten Dscherro, der sich von den anderen nicht wesentlich unterscheidet."
Ein lebensgroßes Holo baute sich in der Mitte des Raums auf, so daß die Möglichkeit bestand, zur besseren Veranschaulichung um die Projektion herumzugehen und Vergrößerungsausschnitte selbst anzuwählen.
Während sich das holographische Abbild langsam drehte, wurde der Dscherro nacheinander aufgelöst - zunächst die verschiedenen Hautschichten, dann die Sehnen und Muskeln, die Organe, bis zuletzt nur noch das Skelett übrigblieb, um das verschiedenfarbig gekennzeichnet die Muskeln, die Organe und die Haut herumschwebten. Eine Syntronstimme erläuterte das Wichtigste, hin und wieder gab der Mediker eine Zusatzerklärung.
Die Dscherro besaßen annähernd menschenähnliche Skelette, nur kräftigere Knochen. Ihr Blut war grün, aber das war von den Kämpfen her bereits bekannt. Für die genaue Zusammensetzung interessierte sich Khan momentan nicht, zunächst wollte er eine Übersicht erhalten.
Was auf den ersten Blick wie Fett aussah, waren Muskeln; die Dscherro waren reine Kraftpakete. ‘ Sie waren Kaltblüter mit 32,4 Grad Celsius Ruhetemperatur. Mit steigender Temperatur erhöhte sich der Aggressionspegel; im Kampf erreichten sie über 35 Grad.
„Alle, die wir untersucht haben, sind gesundheitliche Prachtexemplare gewesen. Absolut beneidenswert, denn sie haben als kriegerisches Volk, dem der Tod nichts bedeutet, die Medizin sicher nicht so weit entwickelt wie wir. Wir können davon ausgehen, daß sie so gut wie nie Krankheiten haben", fügte der Mediker hinzu.
„Bitte setz den Dscherro wieder zusammen", bat der Kommissar den Chefmediker, als er sich genügend orientiert hatte.
Die einzelnen Schichten fügten sich zusammen; unterdessen ging Khan langsam um die Projektion. So nahe und ungestört konnte er keinen lebenden Dscherro betrachten.
„Wo ist das Geschlecht? Gibt es kein äußeres Merkmal?" fragte er schließlich. „Häben wir hier ein männliches oder ein weibliches Exemplar?"
„Wedernoch", gab der Chefmediker Auskunft. „Sie tragen das Geschlecht in einer Hautfalte verborgen zwischen den Beinen." Er verdeutlichte dies durch die Entfernung der besagten Falte und holographische Einfärbung eines kümmerlichen äußeren Organs, das auch in der Vergrößerung nicht als Geschlecht zu erkennen war. „Wie bei allen anderen auch, die wir untersucht haben, ist es unausgebildet und unreif, weder weiblich noch männlich."
„Liegt das am Alter?"
„Nein. Die Veranlagung zur Ausbildung zum männlichen oder weiblichen Geschlechtsteil ist aber vorhanden.
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