1886 - Nach der Apokalypse
Man kann daher davon ausgehen, daß die Gehörnten sich nur zu bestimmten Paarungszeiten vermehren. Überraschend dabei ist, daß sich das Geschlecht danach wieder vollständig zurückbildet. Der Dscherro hier hat beispielsweise bereits zwei Schwangerschaften hinter sich."
„Also weiblich ..."
„Nein, denn im Moment ist er wieder vollkommen neutral. Das bedeutet, daß er zur nächsten Paarungszeit auch ein Mann werden könnte."
Cistolo Khan starrte verdutzt auf das inzwischen wieder vollständige, grünhäutige Abbild des Dscherro.
Auch nackt wirkte er durch das Stirnhorn, die aus dem Mund herausragenden mächtigen Hauer und die Krallen an Händen und Füßen überaus aggressiv und gefährlich.
„Was für einen Schritt bringt uns das weiter?" fragte er dann:
*
Als wäre er endlich erhört worden, erreichte den LFT-Kommissar in diesem Moment die Nachricht, daß der Taka seine vielen Anrufe zum ersten Mal beantwortete - und sich zu Verhandlungen bereit erklärt hatte.
Allerdings bestand er als Verhandlungsort auf dem Zentrum des HQ-Hanse. Das Zentrum mit einem Durchmesser von zwei Kilometern war bisher noch nicht erobert worden. Dorthin hatten sich die Erste Terranerin, Paola Daschmagan, und die meisten Regierungsmitglieder in Sicherheit gebracht.
Selbstverständlich zielte Fellokks Forderung nur darauf ab, das HQ-Hanse als letzte Bastion in der Stadt kampflos zu erhalten.
Und ebenso selbstverständlich weigerte sich Cistolo Khan, diesen Vorschlag anzunehmen.
Daraufhin reagierte der Taka auf die bekannte Art: Wie viele Menschenleben sei Khan das HQ-Hanse wert? Eintausend? Hunderttausend? Eine Million?
Cistolo Khan bat um Bedenkzeit und setzte sich mit Paola Daschmagan in Verbindung.
Die Erste Terranerin sagte sofort: „Ich will keine weiteren sinnlosen Menschenopfer mehr. Ich werde eine Delegation der Dscherro zulassen und mich ihnen nötigenfalls auch ausliefern."
„Das habe ich erwartet", entgegnete Cistolo Khan. „Weder Fellokks Forderung noch deine Zustimmung überraschen mich. Mal schauen, was wir tun können ..."
11.
Janir Gombon Alkyetto, derselbe Tag Bré Tsinga war inzwischen nicht mehr auf Atlan böse; sie war selten nachtragend. Der Arkonide war ihr am vergangenen Nachmittag aus dem Weg gegangen. Nachdem es weder von der RICO noch von Khan wichtige Neuigkeiten für ihn gegeben hatte, die zu umgehendem Handeln veranlaßten, war er im Bauwerk unterwegs und versuchte etwas über die Hohlräume herauszufinden.
Dieses Bauwerk verbarg überhaupt nichts Gefährliches, ganz im Gegenteil. Als sie am Abend wieder zusammentrafen, um die weiteren Daten durchzugehen, erfuhren sie, daß das ausgetauschte Faktorelement vom Kenteullen-Rad ein Museumsneubau war, mit dem Namen Janir Gombon Alkyetto.
Hier war sämtliches Wissensgut der Nonggo gespeichert - ein unermeßlicher Schatz! Das Gebäude hatte kurz vor der Inbetriebnahme gestanden und war daher beim Austausch noch unbesetzt gewesen.
In dieses Museum war ein Meso-Neuron integriert, so daß die nonggischen Besucher tauchen und sämtliche Dienste nutzen konnten.
„Damit hätten wir endlich die Chance, nicht nur alles über die Nonggo, sondern bestimmt auch mehr über die Koalition Thoregon zu erfahren", stellte Atlan erfreut fest.
„Erst müssen wir Genhered dazu bringen, die Anlagen für uns in Betrieb zu nehmen", schwächte Bré ab.
„Oder hast du irgend etwas entdecken können?"
„Nein. Es gibt eine Menge technischer Anlagen, die aber auf keinen Impuls von mir reagierten. Die Geräte in den Hohlräumen sind sicherlich die Archive. Eine Schaltzentrale konnte ich nicht finden.".
„Ich werde Genhered die Information zukommen lassen. Ich denke, daß er damit seinen Schock endgültig überwinden kann. Und es wird ihn veranlassen, so schnell wie möglich zu handeln. Damit ist er nicht mehr so isoliert, er ist weiterhin seinem Volk nahe, wenngleich auch nur über archiviertes Wissen. Doch er kann arbeiten und seinem Leben einen neuen Sinn geben, ähnlich wie auf dem Sündenrad."
„Und uns endlich sagen, wer er wirklich ist", fügte Atlan hinzu.
Tatsächlich kam mit der Information die große Wandlung. In Genhered erwachte der Wille zum Leben, und er behauptete, sein vollständiges Gedächtnis zurückerhalten zu haben.
Er wurde deshalb nicht zu einem lebhaften Gesprächspartner; er blieb weiterhin verschlossen und äußerte sich einsilbig, vor allem Atlan gegenüber. Er schien nicht bereit, seine Erinnerungen preiszugeben
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