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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Alter her vielleicht, aber ich sehe keine Spuren einer Initiation. Hast du überhaupt schon bei einem Weib gelegen?«
    Die beiden Männer lachten lauter, und Chris wurde rot. Das war ein wunder Punkt, über den er nicht gerne sprach. Er dachte unwillkürlich an Joey, verdrängte aber die Erinnerung schnell wieder. »Ihr könnt gegen mich kämpfen, wenn ihr mich für ein Kind haltet. Alle beide. Gleichzeitig.«
    Wieder wechselten sie Worte in ihrer Sprache. Chris spürte, wie die Sprachbarriere ihn ausschloss. Nie hatte er sich mehr als Fremdkörper gefühlt wie in diesem Augenblick. Sie hatten dieselbe Hautfarbe und sahen gleich aus, doch er wurde als Weißer betrachtet, weil er in einer Stadt unter Weißen aufgewachsen war und ihre Sitten angenommen hatte. Es stimmte ja auch; was wusste er schon über das Leben seiner Leute im Busch? Nur das, was die Lektüre ihm bot. Er hatte sich nie besonders für diese »primitive Lebensweise«, die Riten und Gebräuche seines Volkes interessiert. Bis… zu seinen Träumen. Und dem Schlangenmädchen.
    »Du willst kämpfen?« Das Gesicht des Älteren war nun freundlicher. »Das ist dein gutes Recht als Mann, ganz gleich, ob du eine alternde Jungfrau bist oder nicht.«
    Der andere Anangu gluckste in sich hinein und sagte ein einziges Wort, das auch seinen Begleiter zum Grinsen brachte.
    Chris war wütend auf sie. Sie sollten ihren Spott noch bereuen.
    »Komm mit, Jungfrau«, gluckste der jüngere Mann mit der Lanze in katastrophalem Englisch. Chris verstand ihn kaum.
    Mit entschlossenen Schritten folgte er ihnen in das winzige Hüttendorf. Eine Schar fast nackter Kinder sah ihn aus großen Augen an. Sie zeigten mit ihren kleinen Händen auf ihn und begannen ebenfalls zu kichern, als der jüngere Mann ihnen fremde Worte zuraunte. Sein Ruf schien ihm vorauszueilen.
    Chris presste zornig die Zähne aufeinander.
    Sie kamen zu einem runden Platz, auf dem kein Gras wuchs.
    Eine Schar neugieriger Männer und Frauen musterte ihn misstrauisch. Immer wieder wurden Worte zwischen den Hütten gerufen, die Männer und Kinder zum Lachen brachten.
    Chris war inzwischen so geladen, dass er es mit dem gesamten Stamm aufgenommen hätte.
    Der ältere Mann beugte leicht den Kopf vor ihm. »Ich bin Bangar.« Er wies auf den jüngeren Mann neben sich, der gerade seine Lanze zur Seite legte. »Und dies ist mein Bruder Mudroo. Wir sind Jäger und Krieger. Wir nehmen deine Herausforderung an. Wenn du siegst, sagen wir Trugani, dass du auf sie wartest. Sie kann dann selbst entscheiden, ob sie mit dir reden möchte oder nicht.«
    Chris verneigte sich leicht zurück. Der Adrenalinstoß, der durch seinen Körper fuhr, war anders als sonst. Ein wilder und animalischer Teil seines Selbst brach hervor. Wieder sah Chris in Gedanken die schwarzen Augen der schönen Anangu. Er würde für sie kämpfen. Und siegen.
    »Wähle die Waffen«, sagte der ältere Mann mit einer ausschweifenden Geste auf die Männer, die sie mit Speeren und Bumerangs umgaben. Aber konnten sie noch damit umgehen?
    »Ich nehme meinen Körper als Waffe.«
    Der jüngere Mann feixte. »Du brauchst ihn ja zu sonst nichts.«
    Chris ballte wütend die Fäuste. »Kannst du nur reden?«
    Die beiden Männer veränderten ihre Haltung. Sie sahen nun wirklich aus wie Jäger auf der Pirsch. Chris konnte sich gut vorstellen, wie sie die Fährte eines Wombats oder eines anderen Tieres aufgenommen hatten. Der ältere Mann zog seine Sonnenbrille vom Kopf und gab sie einem Kind in die Hand. Inzwischen standen gut zwanzig Leute um den Platz, Männer wie Frauen.
    Chris wollte sich nicht von ihnen ablenken lassen. Er musterte die sandige Erde und die Beschaffenheit des Bodens und merkte sich, in welchem Abstand die Zuschauer zu ihm standen, damit er nicht in sie hineinlief.
    Die Männer vor ihm bewegten sich gut abgestimmt. Sie griffen gemeinsam an und versuchten ihn zwischen sich zu bekommen. Chris drehte sich mit drei Schritten seitlich aus ihrer Umklammerung. Er fühlte eine große Kälte in sich. Es war wie in dem Café mit Joey, als er kurzzeitig nicht wusste, was er getan hatte. Wieder spürte er Worte in sich aufsteigen, die er nicht bewusst sagte.
    »Der Geist der Regenbogenschlange ruft mich«, zischte er den Männern entgegen. »Wer sich in meinen Weg stellt, wird vernichtet.«
    Dieses Mal wusste er, was geschah, aber er war weit von sich entfernt. Er konnte die Szene unter sich sehen, als sei er ein Falke, der über dem Kampf seine Kreise zog.
    Die

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