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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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in das Stammesgebiet hinein, wohl wissend, dass er sich Ärger einhandeln konnte. Der Stamm lebte halbnomadisch und besaß feste Hütten aus Baumrinde und Zweigen. Es war Jahre her, dass Chris zuletzt hier gewesen war, aber er erinnerte sich an einen blockartigen Berg mit einem breiten Gipfel.
    Er spürte keine Müdigkeit, keinen Hunger, und auch die versengende Hitze der Wüste machte ihm nichts aus. Er hatte nur wenige Stunden geschlafen und noch weniger gegessen.
    Eine Macht trieb ihn, die stärker war als sein Körper. Immer wieder musste er an das nackte Anangu-Mädchen denken, das auf ihn wartete. Die aufkommenden Zweifel schob er zur Seite.
    Auch an seine Adoptiveltern dachte er nicht mehr, obwohl sie sich inzwischen sicherlich Sorgen wegen seines spurlosen Verschwindens machten.
    Die Fahrt durch die immer gleiche Landschaft hatte etwas Meditatives. Hin und wieder sah er Tiere neben der Fahrbahn –Leguane, große Frösche und Schlangen. Außer dem steinigen Boden gab es weite Flächen mit stacheligem Süßgras, hin und wieder belebt durch eine Ansammlung von Akaziensträuchern.
    Die Berge näherten sich nun rasch und Chris entdeckte den blockartigen Fels, der gut achthundert Meter in den Himmel ragte. Endlich, dachte er benommen. Endlich bekomme ich Antworten.
    Chris bog nach links von der Straße ab, auf einen holprigen Sandweg. Sein Land Rover schwankte über Steine und Erdlöcher. Schon nach wenigen Minuten entdeckte Chris die erste Hütte. Er hielt den Wagen in sicherem Abstand an.
    Es war ein Risiko, sich unaufgefordert in ein Stammesgebiet zu begeben. Noch schlechter war es, einfach so in ein Dorf zu rennen. Er musste hier warten, bis einer der Stammesmänner sich erbarmte und ihn zu den Hütten bat.
    Chris stieg aus. Die Hitze drückte seinen Körper unbarmherzig zusammen. Er vermisste den angenehmen Fahrtwind. In einer überdeutlichen Geste hob er die Arme und winkte in Richtung Hütten. Lange Zeit rührte sich nichts, und Chris wartete im Schatten des Autos. Fremden gegenüber waren viele Stämme misstrauisch. Zwar konnte potentiell jeder zum Stammesmitglied werden und dieselben Rechte erhalten, aber diesen Platz musste er sich verdienen, indem er sich für den Clan und dessen Überleben einsetzte. Chris versuchte sich zu gedulden. Immerhin war er einer der Ihren.
    Nach einer halben Stunde näherten sich ihm zwei Anangu in Jeans und Shirt. Einer von ihnen trug eine primitive Lanze bei sich, was dem Bild etwas Skurriles gab. Sie blieben knapp zwei Meter vor ihm stehen.
    Chris legte die Plastikflasche, aus der er einen tiefen Schluck Wasser genommen hatte, zur Seite und wandte sich ihnen mit offenen Armen zu.
    »Hallo. Ich bin Chris. Chris Parker. Ihr kennt mich, ich war schon einmal hier, allerdings war ich da noch ein Kind. Ich suche meine Tante Trugani. Ich muss dringend mit ihr reden.«
    Die beiden starrten ihn feindselig an. Einer von ihnen kam einen Schritt näher und stieß einen erstaunten Laut aus. Er deutete auf Chris’ Gesicht und machte dem anderen ein Zeichen, das Chris nicht verstand. Chris fasste sich instinktiv an das Mal an seiner Schläfe. Hatte der Mann darauf gezeigt?
    Der zweite, kleinere Mann trat auf ihn zu. Auf den vollen schwarzen Haaren, die ihm bis zu den Schultern reichten, saß eine Sonnenbrille. »Das Kind mit dem Schlangenmal. Ich erinnere mich.«
    Chris schätzte ihn gar nicht so alt, erst auf den zweiten Blick erkannte er die feinen Linien, die das Gesicht des Mannes zeichneten wie eine geheimnisvolle Landkarte.
    »Geh! Du gehörst nicht hierher.«
    Chris fragte sich, wo er überhaupt hin gehörte. Er schien nirgendwo zu Hause zu sein. Aber er war nicht all die Meilen gefahren, um sich so leicht zurückweisen zu lassen.
    »Ich muss mit Trugani sprechen. Danach gehe ich.«
    Die beiden sahen sich an. Der Ältere, mit den feinen Falten im Gesicht, schüttelte den Kopf.
    »Geh weg, Gezeichneter. Die Ahnen sagen nichts Gutes über Deinesgleichen.«
    Parker ging auf ihn zu. »Wer sind ›deinesgleichen‹? Wo finde ich sie? Deswegen bin ich hier, um das herauszufinden!«
    Die beiden wandten sich ab und wollten zurückgehen. Chris folgte ihnen trotzig.
    »Bleibt gefälligst stehen! Ihr könnt einem Mann seine Herkunft nicht verweigern ! Lasst mich zu Trugani!«
    Sie blieben stehen. Wechselten ein paar Worte in ihrer Sprache und lachten kehlig. Der Ältere drehte sich um.
    »Ein Mann, sagst du?« Er betrachtete Chris abschätzend.
    Sein Englisch war stark akzentuiert. »Vom

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