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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Rituale abzuhalten, obwohl der Wind ihnen Sand und Erde ins Gesicht schlug, der Regen sie niederwerfen wollte und das Heulen des Sturmes die Rufe der Schwirrhölzer übertönte.
    Nugur saß zitternd in einem Sandkreis. Die Muster, die er auf dem Boden gezeichnet hatte, waren aufgelöst. Roter Sand bedeckte ihn, und er wollte nur fort, wollte sich im Schutz eines Felsens verkriechen. Der Sturm war so stark, dass die Windsegel und Hütten des Stammes zerrissen.
    Eine der Frauen kam aufgelöst zu ihm; sie musste gebückt gehen und stürzte zweimal, ehe sie ihn erreichte. »Was sollen wir tun, Ältester? Yurlunggur vernichtet uns!«
    Ein eisiger Schauer überkam Nugur. »In die Höhle! Wir gehen in die Höhle vor dem Spalt!«
    Sie suchten sich ihren Weg durch die brüllende Naturgewalt. Bald waren sie alle zusammen, von den Mächten der Schlange getrieben wie verängstigte Kaninchen.
    Aber eine fehlte. Nugur blickte sich in der kargen Höhle um, die den Mitgliedern seines Clans genügend Platz bot. Mit Fackeln beleuchteten sie die Wände, auf denen mehrere Schichten von Zeichnungen lagen.
    Nugur sah in den hinteren Teil der Höhle. Dort verengte sich der Gang und es ging steil hinunter. Ein Riss war dort im Gestein. Der Riss, der das Geheimnis Yurlunggurs barg.
    »Wo ist Tjara?«, fragte er in die Runde. Die bangen Gesichter der Stammesmänner und Frauen wandten sich ihm zu.
    »Sie… sie ist nicht hier«, sagte einer der Krieger leise. »Sie muss noch da draußen sein.«
    Eine der Frauen sah ihn trotzig an. »Sei nicht so närrisch, sie suchen zu gehen! Sie ist verflucht! Dieser Sturm ist der endgültige Beweis dafür. Yurlunggur wird sie sich als Opfer nehmen.«
    »Schweig, Weib«, fuhr Nugur sie an. »Tjara ist eine von uns. Wenn sie verflucht ist, so sind wir es alle. Außerdem trägt sie Leben in sich. Willst du zwei Menschen töten?«
    Die Anangu-Frau senkte den Blick.
    »Ich gehe sie suchen«, teilte Nugur knapp mit. Er war es gewohnt, sich seine Furcht nicht anmerken zu lassen. Dieses Mal war die Angst in ihm größer als jemals zuvor.
    Er suchte sich seinen Weg durch den Sturm. Noch immer nahm die Stärke des Windes zu. Ein trockener Ast peitschte gegen seine Schulter, riss ihn zu Boden und machte seinen Arm taub.
    Nugur kämpfte sich weiter durch die Finsternis. Die Nacht war sternenlos, schwarze Wolken verschluckten das Licht des Mondes. Seine Ohren schmerzten vom Brüllen des Orkans.
    Steh uns bei, Yurlunggur, betete er lautlos. Verlass uns nicht.
    Vielleicht hätte er die Schamanin in der Finsternis gar nicht gefunden, wenn er nicht ihr Wimmern trotz des Sturmes gehört hätte. Sie lag an einem Felsen, dessen Form entfernt an eine Eidechse erinnerte. Eine blutende Wunde klaffte auf ihrer Stirn.
    »Komm!«, schrie Nugur sie an. Er stützte sie, half ihr auf die Füße.
    »Meine Beine sind feucht«, keuchte die junge Frau. »Es ist so weit. Lass mich hier.«
    »Nein!« Nugur fürchtete, sie würde sterben, wenn sie alleine hier lag.
    »Ich kann nicht gehen.« Tjaras Augen waren schwarz wie Onyxe. »Ich will zu Chris.«
    »Du wirst nicht sterben!« Nugur riss Tjara mit sich. Sie stöhnte und wimmerte, während er sie halb über die Ebene trug. Beide schwankten durch das Unwetter, das mit ihnen spielte.
    »Ich habe ihn geliebt«, flüsterte Tjara in sein Ohr. »So geliebt.«
    »Dann schenk ihm ein Kind. Lass ihn in seinen Nachkommen sein.«
    Nugur schleppte sie weiter. Tjara zitterte. Nie hatte er einen Menschen schwitzen sehen wie sie. Als sie die Höhle erreichten, war sie totenbleich und er fürchtete das Schlimmste.
    »Mach die Augen auf.« Er legte sie auf dem kalten Boden ab und schlug ihr ins Gesicht.
    Die anderen näherten sich neugierig und besorgt.
    »Bei den Geistern und Ahnen…« Karingi, Nugurs Frau, kniete sich neben die Bewusstlose. »Wie konnte sie so schnell so rund werden? Es ist viel zu früh…«
    »Hilf ihr«, forderte Nugur erschöpft. Sein Körper verging in Schmerzen. Die Stürze forderten ihren Tribut und sein Arm hing unbrauchbar hinab.
    »Wasser!«, rief die alte Anangu in die Höhle. »Bringt mir Wasser, ein scharfes Messer und was ihr an Decken habt!« Sie begann eine Litanei zu murmeln. Das entfernte Tosen des Sturmes begleitete sie.
    Tjara öffnete die Augen. Ihr Gesicht war feucht von Schweiß und Tränen, aber sie schrie nicht, als ein gewaltiger Krampf sie durchfuhr. Sie stöhnte nur und rollte mit den Augen, während ihr Körper sich in unsäglichen Schmerzen

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