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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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»Kaya war die Erste, die nach der Dunklen Zeit auserkoren war, das Ei aus dem Schlund zu bergen. Yurlunggur schenkte uns eine zweite Chance. Aber da sie verschleppt wurde…«
    »Durangi, ich wünsche deinem gequälten Volk Erlösung, das meine ich aufrichtig«, unterbrach Aruula. »Aber ich habe mich nicht dazu verpflichtet, Kayas Stelle einzunehmen, als ich sie tötete. Ich habe nur mein Leben verteidigt – und vergeblich das meines Freundes, den ich an sie verlor. Ich schulde den Lira Aranda nichts.«
    Durangi deutete auf ihren Fuß. »Sie hat dich gebissen. Ihr Gift kreist immer noch in deinen Adern, auch wenn es dich nicht mehr tötet. Du bist nun an uns gebunden, deshalb hat dich dein Weg hierher geführt, deshalb ist Hillulu dir entgegengelaufen. Du bist jetzt die Erwählte, die für uns das Ei bergen wird, damit wir endlich zum Uluru gehen können. Denn, glaube mir, Aruula, der Ruf ist so stark geworden, er quält uns Tag und Nacht, fortwährend, und wird uns in den Wahnsinn treiben, wenn wir den Willen Yurlunggurs nicht endlich erfüllen.«
    Aruula rieb sich die Stirn. »Warum versucht ihr es nicht? Der Ruf sollte euch doch schon zeigen, dass ihr erwartet werdet. So wie ich, die ich von einem sehr fernen Land komme und mit leeren Händen zum brennenden Felsen gehe. Der Ruf schmerzt euch deswegen, weil ihr ihm endlich folgen sollt.«
    Sie sah den Schamanen eindringlich an. »Wie erklärst du dir, dass wir aus der ganzen Welt herbeiströmen, um dem Ruf zu folgen?«
    »Yurlunggur wird uns dies offenbaren, wenn wir wieder in seinem Dienst sind«, versetzte Durangi gelassen. »Wir sind das auserwählte Volk, das Yurlunggurs Willen an euch vermitteln wird. Es ist die Zeit, alle Zeichen sind klar und deutlich. Sträube dich nicht, Frau, sondern erfülle deine Bestimmung. Wir haben deine Ankunft schon sehr lange erwartet.«
    ***
    Aruula betrachtete kopfschüttelnd den Spalt. Früher, hatte Durangi ihr erklärt, habe es hier einen Höhleneingang gegeben, in dessen tiefem Inneren der Zugang zum Schlund lag.
    Doch nun war alles eingestürzt. Eine riesige Erdspalte hatte sich aufgetan, deren Grund in tiefer Dunkelheit lag. Der Riss war etwa eine halbe Wegstunde breit und mindestens zwei Wegstunden lang; am anderen Ende hatte er einen Berg in zwei Hälften gespalten. Ob er danach noch weiterging, wusste der Schamane nicht. Die Krieger mieden diese Richtung, denn sie führte zum Uluru.
    »Durangi, was immer dort unten einst gewesen sein mag«, sagte Aruula nachdrücklich, »ist auf immer verschollen. Diese Sache ist aussichtslos. Ich rate dir nochmals: Geht mit mir zusammen zum brennenden Felsen. Wagt es einfach! Ihr seid doch keine Feiglinge.«
    Der Schamane schien kurz davor, ihr ins Gesicht zu schlagen. »Das Blut Kayas und die Weissagung aus alter Zeit, bevor Yurlunggur die Sonne fraß, schützen dich«, zischte er.
    »Andernfalls hätte ich dich jetzt erwürgt, Ungläubige!« Dann hob er die Hand, wie um sich selbst zu beschwichtigen. »Aber ich vergebe dir. Hart sind die Prüfungen, die Yurlunggur uns auferlegt, und wir haben schon so viel erduldet. Wir werden es verkraften, dass die Erwählte eine ungläubige Weiße ist, die das Wissen der Anangu nicht ehrt. Wir werden keinen weiteren Fehler mehr machen und noch weniger am Willen der Regenbogenschlange zweifeln.«
    Aruula entspannte sich etwas. Sie fühlte sich durch den verbalen Angriff nicht beleidigt; zwischen ihnen lagen nun einmal Welten, und das Volk der Lira Aranda war sehr verzweifelt.
    Aber auch zu allem entschlossen. Die Barbarin sah sich umringt von Kriegern mit Speeren, in deren Gesichtern deutlich zu lesen war, dass sie Aruula nicht gehen lassen würden. Erwählte hin oder her, wenn sie nicht tat, was der Schamane von ihr verlangte, würden sie sie töten. Und sie konnte es hier, am Rand des Abgrunds, keinesfalls mit allen gleichzeitig aufnehmen und dann noch durch Flucht ausreichend Abstand zu den anderen gewinnen. Wie es aussah, hatte sie keine Wahl.
    »Durangi, wie soll ich dort hinuntergelangen? Wo soll ich suchen?«, versuchte sie es dennoch.
    »Sieh her.« Er packte grob ihren Arm; in seinen sehnigen, faltigen Händen lag eine enorme Kraft, und Aruula musste sich zusammennehmen, um keinen Schmerzlaut auszustoßen. Er zerrte sie zu einer Art Abstieg, einem schmalen Pfad, der sich eng an dem steilen Abhang in scharfem Zickzack hinab wand.
    »Dort unten, am Ende des Pfades, gibt es einen Zugang zu den Höhlen. Sie sind immer noch da. Ich selbst

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