189 - Die Regenbogenschlange
Seele und seinen Körper – hatte.
Ihre Zunge teilte seine Lippen. Chris presste ihren warmen Körper an sich. Diese Frau wollte er, mehr als alles andere.
Diesmal würde es geschehen. »Ich liebe dich.« Seine Stimme vermischte sich mit der ihren.
»Wir werden eins sein.«
Chris umfasste ihren Kopf mit den vollen weichen Locken.
Wenn das ein Traum war, so war es ein guter Traum.
***
Als Aruula zu sich kam, war sie gefesselt. Relleli kauerte neben ihr und legte ihr ein kaltes nasses Tuch auf die schmerzende Stirn.
»Was ist passiert?«, fragte Aruula ächzend. Das Mädchen half ihr, sich aufzurichten. Sie konnte sich dumpf an Kopfschmerz erzeugende Musik und wilde Tänze erinnern, und an einen verrückten Schamanen, der sie des Mordes an einer Schlange bezichtigte, die er Kaya nannte, die Erwählte.
Aruula rief sich den Vorfall bei dem vergifteten Wasserloch ins Gedächtnis. Das Riesenreptil hatte Yngve umgebracht und sich dann über Aruula hermachen wollen, doch sie war schneller gewesen.
Der gesamte Stamm musste sich gegen Aruula gewandt haben, angestachelt von Durangis Beschuldigung.
Offensichtlich hatte sie den Kampf verloren, sonst wäre sie jetzt kaum in dieser Lage.
»Du hast Kaya getötet«, antwortete Relleli.
Aruula bezähmte sich. Dann klärte sie das Mädchen in möglichst einfachen Worten auf, wer »Kaya« gewesen war, die im Gegenteil sie beinahe getötet und ihr die Narbe am Bein hinterlassen hatte.
»Dann hat sie es also nicht mehr geschafft…«, flüsterte Relleli. Sie blickte Aruula an und erzählte Kayas Geschichte.
Vor Jahren, noch vor Rellelis Geburt, waren Kaya und einige andere Frauen unterwegs zu den Frauenhütten, die außerhalb dieser Siedlung lagen. Sie wollte sich als Erwählte auf ihre Bestimmung vorbereiten, und die Frauen sollten ihr dabei helfen.
Die Hütten lagen in der Nähe eines Wasserlochs. Eines Tages kam eine Händlerkarawane in der Nähe vorbei. So etwas geschah ab und zu, und die Lira Aranda hatten sich jedes Mal verborgen gehalten. Diesmal war es nicht möglich, und die Kundschafter entdeckten die Frauen. Sie wurden gefangen und mitgenommen, um an der Küste als Sklavinnen verkauft zu werden. Was sie unterwegs erdulden mussten, entbehrte jeder Beschreibung.
Nach und nach starben alle Frauen, bis auf Kaya. Ihr gelang es eines Nachts zu entkommen.
»Woher willst du das wissen?«, unterbrach Aruula.
»Hillulu hat es gesehen«, erklärte Relleli. »Schon nach ihrer Geburt, als sie den Ahnen noch nahe stand, und sie sagte es Durangi.«
Aruula schwieg dazu, aber sie dachte sich ihren Teil.
Wie es aussah, hatte Kaya es bis zu einem Wasserloch geschafft. Aber von dort kehrte sie nie mehr zurück.
»Das Wasser war vergiftet«, äußerte Aruula.
»Wahrscheinlich hat das ihre Verwandlung ausgelöst, die ihr die Rückkehr unmöglich machte. Einen so weiten Weg als Schlange.«
»Ja, das fügt sich zu einem Bild zusammen«, stimmte Relleli zu.
»Wie auch immer.« Aruula interessierten die Mythen der Anangu momentan nicht im Geringsten. »Was mich beschäftigt: Warum bin ich noch am Leben?«
»Das kann ich dir erklären«, erklang Durangis Stimme hinter ihr. Der Schamane kam in die Hütte und setzte sich zu der Barbarin. »Aber zuvor sollst du erfahren, wer wir sind.«
Vor sehr langer Zeit, als die Welt noch jung war, lebten die Kunia, die Felsenpythonleute, und die Woma, ein anderes Schlangenvolk, in Frieden nebeneinander. Doch die Kunia waren ruhelos und immer auf der Suche. Als sie zum Uluru kamen, fanden sie dort ihre neue Heimat und nahmen tränenreich Abschied von den Woma.
Die Kunia lebten zufrieden und glücklich am Uluru, bis die Liru vorbeikamen, die Giftschlangenkrieger, und sie überfielen die Kunia und machten sie nieder, ohne Ausnahme. Als die Woma davon erfuhren, wurden sie so von Schande ergriffen, dass sie ihre menschliche Gestalt für immer ablegten, und sie verstreuten sich als Schlangen in alle Winde.
Die Liru aber wurden von Yurlunggur, der Regenbogenschlange, die das Leben mit der Flut brachte, verflucht und vom Uluru verbannt. Die wilden Krieger des Giftes nahmen stolz den Fluch auf sich, doch als Jahre und Jahre vergingen, verging auch ihr Stolz, und sie wurden demütig, und Schande ergriff sie, als sie sich endlich ihrer Schuld bewusst wurden. Und sie baten Yurlunggur um Vergebung und um ein Zeichen.
Yurlunggur, nach der langen Zeit milder gestimmt, sandte ihnen die siebte Schwester, die er einst verschlungen hatte, und sie gründete
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