Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
war dort und habe es gesehen.«
    »Aber warum bist du dann nicht weiter gegangen und hast das Ei geholt?«, fragte Aruula verständnislos.
    »Weil es einem Mann nicht gestattet ist!«, stieß der Schamane in ohnmächtiger Wut hervor. »Yurlunggur schickte uns die siebte Schwester, sie brachte das Ei mit. Nur eine Frau kann es von dem Platz, wo es verborgen liegt, wieder zurückholen. Wir haben die Bestimmung falsch verstanden, als die beiden mit demselben Mal hinuntergeschickt wurden, Mann und Frau. Deshalb haben wir versagt. Aber nun haben wir endlich verstanden. Wie ich es sagte: Wir werden keinen Fehler mehr machen.«
    Aruula gab nach. Es hatte keinen Sinn, die Sache noch weiter hinauszuzögern, sie war schon viel zu lange hier. Der Tag war noch jung, und vor Sonnenuntergang wollte sie schon ein ganzes Stück weiter sein. Dieses Schlangenvolk war nicht mehr zu retten, das war ihr klar geworden. Wie sollten sie in Jahrhunderten der Isolation verstehen, dass die Welt sich verändert hatte? Dass manche Bestimmung nicht erfüllt werden konnte, und dass es trotzdem nicht zum Untergang führte?
    Yurlunggur war kein gnädiger Gott, er erschien Aruula mehr wie Orguudoo zu sein, grausam und despotisch. Ein Herrscher, der vollkommene Unterwerfung verlangte.
    Vielleicht sollte sie es tatsächlich tun, kam ihr plötzlich der Gedanke. Um das gequälte Volk zu erlösen. Es gab sowieso nur sehr wenige von ihnen, und wahrscheinlich würden sie bald aussterben. Da Aruula nun schon hier war, sollte sie ihren Beitrag leisten. Irgendeine Fügung musste es schließlich sein, das hatte sie inzwischen eingesehen, denn die Verbindung zu dieser Riesenschlange namens Kaya und ihren Verwandten hier konnte nicht zufällig sein.
    Hillulus Vater näherte sich ihr. »Du musst es tun, das weißt du«, sagte er leise. »Du hast Hillulu gerettet. Dies ist noch nicht beendet.«
    Sie fixierte ihn. »Wage es nicht, mir zu nahe zu kommen«, warnte sie leise. »Was ich tue, dient dem Wohl der Lira Aranda, und nur dies werde ich erfüllen, nichts sonst.«
    Das Gesicht des Kriegers verzerrte sich. Aruula hatte schon festgestellt, dass die meisten Stämme der Anangu streng patriarchalisch geregelt waren, aber das bekümmerte sie kaum.
    Sie gehörte nicht zu ihnen, und es war ihr gleichgültig, ob sie einen Krieger damit beleidigte oder nicht. Auch für Höflichkeit gab es eine Grenze.
    Der Schamane sagte etwas im Stammesdialekt, und der Mann zog sich schweigend, aber mit finsterer Miene zurück.
    »Hast du dich entschieden?«, fragte Durangi.
    Aruula nickte. »Ich werde es tun. Aber ich kann nichts versprechen. Ich werde nicht mein Leben opfern, um die Aufgabe zu erfüllen. Wenn es zu gefährlich wird, werde ich abbrechen und mit leeren Händen zurückkehren. Ihr werdet das hinnehmen und mich ziehen lassen.«
    Durangi zögerte.
    Aruula baute sich vor ihm auf. »Ich fordere dein Ehrenwort, Schamane, dass ich frei bin und gehen kann, egal wie ich zurückkehre! Ich gebe dir im Gegenzug mein Wort, dass ich alles versuchen werde, das Ei zu bergen und zu euch zu bringen, solange ich nicht Gefahr laufe, mein Leben dabei zu verlieren. Ihr werdet mich nicht antasten, wenn ich zurück bin.«
    »Also gut«, lenkte der Schamane ein. Zumindest so viel gesunden Menschenverstand besaß er noch, dass er einsah, mit Drohungen nicht weiterzukommen. Und Aruulas Ermordung, wenn sie mit leeren Händen zurückkehrte, würde das Volk der Lira Aranda vermutlich bis in alle Ewigkeit verdammen. »Wir haben Yurlunggur geschworen, nie mehr ohne Not ein Leben zu nehmen. Wir werden uns daran halten, wenn du dich an deine Pflicht hältst. Aber solltest du uns betrügen, kann kein Ehrenwort dich vor Vergeltung retten, weiße Frau. Achte also auf deine Gedanken; wir wissen, wann du uns anlügst.«
    »Einverstanden.«
    Das war das Beste, was sie dabei herausschlagen konnte.
    Aruula nickte Durangi ein letztes Mal zu, dann machte sie sich an den Abstieg.
    ***
    Es wurde rasch kühler, je weiter sie nach unten vordrang. Von einer Wende zur nächsten war die Sonne ausgeschaltet, und es ging in die Dämmerung hinein. Immerhin wurde es nicht ganz dunkel; das von den Felsen reflektierte Sonnenlicht verschaffte ausreichend Sicht.
    Wie auch immer der Riss entstanden war, gewaltige Kräfte waren hier am Werk gewesen. Das gespaltene Gestein zeigte viele verschiedenfarbige Schichten auf, die teils glatt und hart, teils porös waren. Auch von hier aus war nicht erkennbar, wie tief der Spalt hinab

Weitere Kostenlose Bücher