1892 - Als das Sternlicht erlosch
entschlossen, sich selbst ein Urteil zu bilden.
An diesem Morgen hatte er seit langer Zeit wieder einmal mit den Nachwirkungen seines alten Alptraums zu tun, der- ihn jahrelang in Frieden gelassen hatte. Es war der Traum, den er schon als Mädchen geträumt hatte: von einer Zeit ohne Licht und von einem hohen Gipfel, den er niemals erklimmen konnte, sosehr er sich auch anstrengte.
Er zwang sich dazu, diese düsteren Bilder in den Hintergrund zu drängen und sich voll auf Cromm und die Stadt Hegen zu konzentrieren.
Schon vom Weltraumaus war zu erkennen gewesen, daß sich auf Cromm eine Hochtechnologie entwickelt hatte. Mehrere tausend Satelliten umschwirrten den Planeten, fingen Funksignale auf und strahlten sie an einen anderen Ort zurück. Genau dreizehn exakt kreisförmige Städte von verschiedener Größe waren entdeckt worden, alle mitten in weiträumig gerodeten Gebieten gelegen. Fast wirkten sie wie große Kuppeln.
Ein kastenförmiges Haus stand in großen Blocks neben dem anderen, es gab Verbindungsröhren zwischen fast allen Bauten. In der Mitte jeder Stadt stand tatsächlich eine Kuppel, die etwa ein Fünftel des Geländes einnahm, in dem kein Baum und kein Strauch wuchs, vermutlich nicht einmal ein zufällig hingesätes Wildkraut. - Cromm war eine Plastikwelt, die acht Kontinente zwar bewachsen, aber die Städte bildeten sterile Inseln darin.
Hegen war die mit Abstand größte von ihnen. Nach dem Ausschleusen und den? Durchstoßen der Atmosphäre hatte Siebenton drei kleinere Landefelder am Rand entdeckt. Bessen hatte von Bord der KRAHAL vorher einen Funkspruch an die Bewohner abgestrahlt und tat es auch noch jetzt, obwohl er keine Antwort erhielt. Die ebenfalls von mönchischen Aussiedlern abstammenden Crommer begrüßten die Ankömmlinge nicht, verboten allerdings auch nicht die Landung mit einem Boot.
Minderhout setzte ihr Fahrzeug auf einem der drei spiegelglatten Felder auf und wartete einige Minuten, bevor er die Maschinen abstellte, um notfalls mit einem Notstart flüchten zu können. Doch das erwies sich als unnötig. Kein Mönch schien von den Ankömmlingen Notiz zu nehmen, nicht einmal Roboter tauchten auf, um sich um sie zu kümmern.
„Lebt hier überhaupt jemand?" fragte sich Devior laut. „Man sollte annehmen, die Stadt wäre ausgestorben."
„Wenn niemand zu uns kommt, dann müssen wir die Bewohner suchen", schlug Siebenton vor und machte sich bereit zum Aussteigen.
Erlegte wieder den breiten Gürtel mit den Projektoren um. Schutzschirme würden sie hier wohl hoffentlich nicht brauchen, aber es würde vielleicht nötig sein zu fliegen. So etwas wie Straßen hatten die Mönche aus der Luft nicht erkennen können. Die einzelnen Häuser waren tatsächlich so eng nebeneinandergebaut, daß dazwischen kaum Platz war. Und wo sie durch freie Flächen getrennt waren, etwa rings um die zentrale Kuppel herum, gab es keine sichtbaren Eingänge, sondern nur die in einigen Metern Höhe verlaufenden Verbindungsröhren. Von der Kuppel strahlten sie in alle Richtungen aus und verbanden sie mit je einem Häuserblock.
Siebenton verließ nach einem letzten Versuch, einen Funkkontakt herzustellen, mit Devior, Belugan, Proxx und Falagen das Boot und machte sich auf den Weg zum nächstgelegenen Block. Die metallisch schimmernden Mauern ragten ohne Unterbrechungen wie Fenster oder Türen etwa zehn bis zwölf Meter in die Höhe und schmiegten sich aneinander. Ihre Fassaden bildeten eine Linie. Niemand ließ sich blicken, es gab keinen Laut. Die Atmosphäre war unheimlich. Der von weißen Wolken überzogene Himmel lag wie ein Leichentuch über der Stadt.
„Es gibt keine erkennbaren Eingänge hier unten", stellte Proxx fest. „Ich schlage vor, wir schalten die Antigravprojektoren ein und landen auf den Dächern. Dort haben wir diese dunklen Flächen gesehen, die vielleicht Zugänge darstellen."
„Einverstanden", sagte Siebenton. „Fliegen wir! Sollten wir keinen Erfolg haben, müssen wir versuchen, in die Kuppel zu gelangen." .
Dies alles hier kam ihm vor wie ein geschlossenes System, hermetisch nach außen abgeriegelt. Der Gedanke daran, daß die Bewohner das Licht der Sonne vielleicht seit Jahren nicht mehr gesehen hatten, ließ ihn schaudern. Sie mußten bald in ihrer Isolation ersticken!
Sie landeten auf einem der Dächer und gingen zu der dunklen Fläche fast genau im quadratischen Zentrum. Proxx lachte trocken, als er erkannte, worum es sich dabei handelte.
„Eine Lüftungsschacht", meinte
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