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1893 - Offensive des Traal

Titel: 1893 - Offensive des Traal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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alten, gebrechlichen Mann unter seinem Tisch hervor und erschossen ihn kurzerhand.
    „Mit dieser Tat hat der Traal die Endphase der Auseinandersetzung um Tomend eingeläutet", sagte Garifaal. „Die Lage gleicht einem Vulkan, der jeden Augenblick ausbrechen kann. Und wir stehen auf verlorenem Posten."
    Bontereigg vertraute den Artgenossen jetzt. Seine Sinne hatten sich endgültig normalisiert, und er erkannte den Geruch der Zuneigung und Vertrautheit, den die drei Männer verströmten.
    „Bringt mich weg von dieser Welt!" sagte er hastig und löste den Blick von dem Gemetzel auf dem Schirm. „Meine Informationen sind von derartiger Brisanz, daß sie so schnell wie möglich zu Korter oder einem der Seelenhirten gelangen müssen."
    „Wir wissen das. Nagoratels letzte Anweisung lautete, dich in Sicherheit zu bringen, koste es, was es wolle."
    Bontereigg spürte, wie sein ganzer Körper zu zittern begann.
    „Ich habe es geahnt." Er deutete auf den Bildschirm. Die Übertragung brach zusammen, jemand hatte die Kamera im Büro zerstört. „Das geschieht alles wegen mir?"
    Garifaal bejahte.
    „Huobervynn konnte nach dieser Panne nicht mehr warten. Er will die Macht über Tomend und kann es sich nicht leisten, daß auch nur einer von uns entkommt. Störsender überfluten die Atmosphäre und verhindern, daß Funksprüche das All erreichen. Handelsschiffe im Orbit sind bereits vernichtet mit Ausnahme der Traal-Einheiten. Die Trümmer regnen derzeit überall in die Atmosphäre herab und verglühen dort. Laßt uns gehen! Sie werden die Funkübertragung vom Wolkenort-Büro hierher erkannt haben und bald hiersein. Wir müssen den Knotenpunkt aufgeben."
    Er trat zur Wand und öffnete eine Klappe. Ein Zischen erklang, als er den Selbstzerstörungsmechanismus aktivierte.
    „Und wir? Was tun wir?" Bontereigg vibrierte bis in die innersten Fasern seines Körpers.
    „Wir führen Nagoratels Befehl aus. Alles andere zählt nicht."
    Sie nahmen ihn in ihre Mitte und verließen das Agentenversteck. Eine winzige Röhrenbahn nahm sie auf und katapultierte sie hinab unter die Stadt. Schweigend und eng aneinandergedrängt saßen sie in dem kalten Zylinder und lauschten dem Rauschen der Luft zwischen Transportkapsel und Röhrenwandung. Nach tausend Atemzügen erklang ein leises, kurzes Piepsen: „Sie sind jetzt im Knotenpunkt und werden keine Freude daran haben", flüsterte Garifaal mit fast völlig geschlossener Sprechmembran. „Die Sensorik wartet, bis die Erschütterungen des Fußbodens nur noch im Innern des Verstecks auftreten und nicht draußen. Sie schließt dann blitzschnell die Tür und zündet den Sprengsatz."
    Bontereigg begann stärker zu zittern und fror erbärmlich.
    „Das ist grausam. Überall breitet sich das Morden aus. Warum gebietet ihm keiner Einhalt?"
    „Der Traal lehnt das Leben nach dem Tod ab. Entsprechend vertreten seine Anhänger die Ansicht, daß es völlig egal ist, wann man stirbt. Das Leben ist nichts, was man für das Tod-Erleben aufbewahren müßte. Die Gegenkultler werden auf alles schießen, was sich bewegt. Und sie werden dies so lange tun, bis es in der ganzen Galaxis keinen einzigen Anhänger des Shaog mehr gibt. Deshalb wehren wir uns. Es ist Notwehr, Bontereigg.
    Was immer du tust oder sagst, vergiß das nie."
    Ein zweites Piepsen blieb von Garifaal unkommentiert. Die Automatik hatte die Tür geschlossen und den Knotenpunkt mitsamt den Eindringlingen gesprengt. Fast gleichzeitig verzögerte die Röhrenbahn.
    Garifaal regte sich, und Bontereigg spürte, wie er den Körper drehte. Die gelben Augen leuchteten kaum merklich in der Dunkelheit, als der Träger der Marke ihn ansah.
    „Sprich ab sofort kein Wort mehr! Wir bringen dich in Sicherheit. Was aus uns wird, darüber mach dir keine Gedanken. Wenn sie uns fangen, werden sie uns zu Tode foltern, um das Wissen aus uns herauszuquetschen. Deshalb ist es besser, wenn wir nichts wissen. Wir kennen deinen Namen, das ist genug."
    Bontereigg schloß hastig die Membran und unterdrückte die tausend Fragen, die ihm durch den Kopf gingen. Er brachte es dennoch nicht fertig, völlig den Mund zu halten.
    „Was wird aus Tomend?"
    „Ein anderer Agentenführer kümmert sich darum. Er wird bald eintreffen. Und jetzt halt endlich deinen Mund."
    Bontereigg sah ein, daß er von jetzt an nicht mehr selbst über sein Schicksal entscheiden konnte. Erzog sich in sich selbst zurück und überließ alles seinen Begleitern.
     
    *
     
    Die Röhrenbahn spie den Zylinder

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