1894 - Das vergessene Volk
nickte. „Und ob." Er sah Siebenton auffordernd an. „Wir könnten nachsehen, was da los ist. Dann haben wir vielleicht eine bessere Verhandlungsposition:" Der Seelenhirte zögerte. „Wir werden zu einem bestimmten Zeitpunkt erwartet ..."
„Dann sollen sie uns eben suchen! Wir werden nicht lange brauchen. Wir können sagen, daß wir Fehler bei der Datenerfassung hatten und der Computer die Koordinaten falsch verstanden hat, oder uns sonst irgendeine Ausrede einfallen lassen."
„Duhast recht. Sie sprechen von sieben Häusern, aber hier tut sich eindeutig nichts. Sehen wir nach!"
Kreyn landete das Boot auf dem Raumhafen, auf dem sich kein einziges Raumschiff befand, nur ein paar vergessene Gleiter.
„Irgendwie unheimlich", meinte Mondra Diamond, nachdem sie ausgestiegen war.
Die Pikosyns lieferten erste Daten. Die Temperatur war angenehm, Luftdruck und Schwerkraft entsprachen fast irdischen Verhältnissen.
Die TLD-Agentin erklärte sich freiwillig bereit, als Wache bei dem Beiboot zu’ bleiben, was möglicherweise ein Friedensangebot an Poulton Kreyn darstellte.
Sie suchten als erstes ein Gebäude aus, das vermutlich die Raumhafenverwaltung darstelle. Das Haus war funktional errichtet, in leichter Pyramidenform ohne Schnörkel öder Zierat. Der Haupteingang war ungehindert passierbar, und sie sahen sich um.
Kein Lebewesen, aber auch kein Roboter. Niemand, der sie fragte, was sie hier zu suchen hätten.
Das irritierende war, daß sämtliche Einrichtungen und Anlagen intakt waren und im Standby-Modus verharrten.
Siebenton blieb stehen und rieb sich den schulterbreiten, dreißig Zentimeter hohen, aber nur zehn Zentimeter schmalen Kopf.
„Was hast du?" fragte Reginald Bull.
„Ich weiß es nicht ...", antwortete der Seelenhirte. „Ich fühle so einen merkwürdigen Druck im Kopf.
Vielleicht bin ich von den letzten Tagen angestrengt, ich weiß es nicht. Ich habe auch nicht viel Dozz geraucht, vielleicht liegt es daran."
„Jetzt, da du’s sagst, fällt es mir auch auf." Der untersetzte Terraner rieb sich die Stirn. „Schon die ganze Zeit war irgend etwas komisch, aber ich bin nicht darauf gekommen."
Perry Rhodarr hantierte an seinem Anzug. „Ich kann euch sagen, was das ist", sagte er. „Infraschall. In einem so niederfrequenten Bereich, daß er für uns absolut unhörbar ist und keine größeren Beschwerden verursacht, lediglich einen leichten Kopfdruck auslöst."
„Das war aber nicht schon, als wir das Gebäude betreten haben, denn da habe ich vorher alles gescannt", warf der Ertruser ein.
„Wir haben wohl eine Art Alarm ausgelöst. Das bedeutet, daß wir bald Besuch bekommen werden", vermutete Siebenton.
Reginald Bull verließ das Gebäude und kam nach einer Weile wieder. „Der Infraschall-Bereich ist auf das Gebäude begrenzt."
„Und es befindet sich definitiv niemand hier." Perry Rhodan zuckte mit den Achseln. „Anscheinend ist das siebte Haus aufgegeben worden."
Er war dabei, das Gebäude zu verlassen, als sich Mondra über Funk meldete. „Ich habe mich ein wenig umgesehen, und ungefähr dreihundert Meter von uns entfernt sind Lagerhallen", meldete sie. „Dort sollten wir mal hingehen."
„Du bleibst beim Beiboot, falls wir unangemeldeten Besuch bekommen sollten", ordnete Rhodan an.
„Es gibt einen direkten Zugang von hier!" rief Siebenton von einem gläsernen Seitengang und deutete auf eine Leuchtanzeige in Sternidiom.
*
Die Lagerhallen nahmen einen gewaltigen, langgezogenen Gebäudekomplex ein. Im Gegensatz zu dem Verwaltungsgebäude waren sie gesichert, doch Rhodans Galornenanzug überwand dieses Hindernis mühelos.
Die ersten beiden Hallen waren leer. Nur Staub und abgestandene Luft von Jahren.
In der dritten Halle stapelten sich Container teilweise fast bis zur Decke. Da das automatische Licht nicht funktionierte, mußten sie auf die Hilfsmittel ihrer Anzüge zurückgreifen. Siebenton holte eine kleine Lampe aus den anscheinend unergründlichen Tiefen seiner Schärpen hervor. Reginald Bull sah ihm fasziniert dabei zu; der Seelenhirte, so unkonventionell, ausgeglichen und zudem hervorragend ausgerüstet, schien ihm immer besser zu gefallen.
Es war mühsam, die Container stichprobenartig zu öffnen und zu durchsuchen. Bisher waren sie nicht auf Nahrungsmittel gestoßen, nur lauter Ramsch aus knallbunten Stoffen, billigen Teppichen, religiösen Zelebriergeräten und so weiter.
Mondra meldete sich regelmäßig über Funk, um nach dem Stand der Dinge zu fragen
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