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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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tun konnte, während das im Schuß befindliche Tier hinaus in die Luft sprang. Nur die Weichheit des hinuntergerollten Sands, auf den mein Sturz gerichtet war, konnte mich retten!
    Ich fiel – ich fiel und fiel – fiel tiefer und immer tiefer! Das war kein Fallen mehr, sondern ein langsames, gemächliches Niedersinken, welches gar kein Ende nahm! Ich hatte die Augen zu und fühlte keinen andern Schmerz als nur einen scharfen Druck in den Hand- und Fußgelenken. Es war ein ganz eigenartiger Zustand. Hörte denn dieses Sinken gar nicht auf? Welche Tiefe war es denn eigentlich, in welche ich mich hinunterbewegte? Ich öffnete die Augen, um es zu sehen. Die Lider gehorchten dem seelischen Impulse ohne Widerstreben. Da sah ich – – –
    Ja, was ich da sah, das brachte mich augenblicklich zu der Überzeugung, daß dieses Gefühl der unaufhörlichen Abwärtsbewegung nicht Wahrheit, sondern Täuschung, daß ich betäubt gewesen war! Nur eines hatte mich nicht betrogen, nämlich der Schmerz an den Händen und den Füßen. Sie waren gebunden, und zwar so fest, daß man jedenfalls alle Gewalt angewendet hatte, um diese Arbeit so gut wie möglich zu machen. Vor mir saß Scheik Tawil Ben Schahid, zu seiner Rechten der Ghani und zu seiner Linken dessen Sohn. Neben dem Vater sah ich den Münedschi, der wach und munter war. Die drei anderen Mekkaner saßen mehr auf der Seite.
    Indem ich weiter um mich blickte, sah ich oben den Sandrutsch, in den ich mich hatte werfen wollen. Der Schwung aber, den ich mir gegeben hatte, war im Verein mit der Beharrungskraft des ungestümen Ritts zu groß gewesen, und so war ich darüber hinausgefallen und den steilen Abhang hinunter in das Tal gerollt. Da lagen die Soldaten zerstreut umher, alle tot, fast jeder in einer Lache von Blut. Der Überfall war den Beni Khalid geglückt, und ich hatte den Ritt zur Rettung des Persers und seiner Leute nicht nur vergeblich, sondern zu meinem eigenen Unheil unternommen. Die Kamele der Soldaten standen nicht weit von uns, und etwas weiter davon lag – mein Hedschihn, ganz gemächlich wiederkäuend und mit den roten Augen hell um sich blickend. Es hatte also den Sturz ebenso überstanden wie ich, und zwar wohl nur infolge des tiefen, weichen Sandes, welcher sich grad an und unter der betreffenden Stelle aufgehäuft hatte. Wo aber war der Basch Nazyr?
    Als ich den Kopf wendete, um mich nach ihm umzuschauen, sah ich ihn, oder vielmehr nur seine Beine, welche hinter einer niedrigen Sandwehe hervorragten. War auch er tot? Ich nahm an, daß er noch lebte, denn seine Füße waren zusammengebunden wie die meinigen, was bei einem Leblosen doch nicht notwendig ist. Auch saßen fünf Beni Khalid bei ihm, wahrscheinlich um ihn zu beaufsichtigen. Auch das ließ darauf schließen, daß er noch am Leben war. Hinter ihnen lagen Kamele, vielleicht ein Dutzend, welche den Beni Khalid gehörten. Wo aber waren die andern Menschen und Tiere? Die von uns untersuchte Fährte hatte doch auf wenigstens dreißig schließen lassen! Später wurde es mir klar, daß der Scheik sie fortgeschickt hatte, um möglichst wenig Zeugen für das zu haben, was hier an dieser Stelle geschehen sollte. Auch wollte er den Kanz el A'da nur für sich allein oder, falls dies nicht zu erreichen war, mit möglichst wenigen Personen zu teilen haben. Warum aber hatte er da die Mekkaner, welche doch den ersten Anspruch darauf erhoben, mit hierhergenommen?
    Jedenfalls war die ganze Abteilung der Beni Khalid hier beisammengewesen, um dem Perser aufzulauern. Oben hatten wahrscheinlich Posten gestanden, um seine Ankunft zu melden. Sie waren mit einer Salve von über dreißig Schüssen empfangen worden, und wer dann noch lebte, war, den Basch Nazyr ausgenommen, durch weitere, schnelle Schüsse abgetan worden. Der seinen Soldaten voranreitende Perser hatte ebensowenig wie ich an den Sandrutsch gedacht; er war, wenn auch in weniger gefährlicher Weise, herabgestürzt und den Beni Khalid in die Hände gefallen und sogleich von ihnen in Fesseln gelegt worden.
    Man kann sich meine Stimmung denken! Nicht etwa, daß ich mich verloren gab; o nein! Selbst wenn ich nicht meine Haddedihn hinter mir gewußt hätte, wäre es mir nicht eingefallen, der Hoffnung auf Rettung zu entsagen. Aber der Anblick der zwanzig hingemordeten Asaker erfüllte mich mit Grauen. An diesem Scheik der Beni Khalid schien nur das eine Gute zu sein, daß er sein Wort heilig hielt. Weiter aber nichts!
    Als er bemerkte, daß ich die Augen

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