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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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und dann kritzelte er furios drauf los, ein Komponist, dessen Sinfonie schneller war als seine Finger. Wieso hatte er das nicht früher erkannt? Jeder wusste, wenn du Realität durch Erwartung dividiertest, ergab sich ein Glücksquotient. Aber wenn du die Gleichung umkehrtest - Erwartung dividiert durch Realität -, kam nicht das Gegenteil von Glück heraus, sondern, wie Lewis jetzt begriff, Hoffnung.
    Und dann fiel Lewis sein Sohn ein.
    Er stand vor der Tafel und fing an zu weinen, Hände und Ärmel mit feinem weißen Kreidestaub bedeckt, als wäre er ein Geist geworden.
    Im Büro der Computerspezialisten, die den lieben langen Tag nichts anderes taten, als Festplatten nach pornografischen Inhalten oder heruntergeladenen Anleitungen zum Bombenbasteln zu durchforsten, stapelten sich die PCs, denn es war nicht nur der von Peter Houghton sichergestellt worden, sondern auch etliche von der Sterling High, darunter der im Sekretariat und einige in der Schulbibliothek.
    »Er ist gut«, sagte Orestes, ein Techniker, der aussah, als käme er selbst frisch von der Highschool. »Und ich spreche nicht nur von HTML-Programmierung. Der Junge kennt sich aus.«
    Er öffnete ein paar Dateien auf Peters Computer, Grafikdateien, aus denen Patrick erst schlau wurde, als der Techniker ein paar Tasten tippte und plötzlich ein dreidimensionaler Drache auf dem Bildschirm erschien und Feuer auf sie spie. »Wow«, sagte Patrick.
    »Genau. Er hat sogar Computerspiele geschrieben und sie auf ein paar Webseiten gestellt, für Leute, die mitspielen und Feedback geben wollen.«
    »Irgendwelche Foren oder Chatrooms auf den Webseiten?«
    »Mann, so schnell geht's auch wieder nicht«, sagte Orestes und klickte eine Webseite an, die er bereits markiert hatte. »Peter hat sich den Nickname DeathWish gegeben. Das ist eine -«
    »- Band«, sagte Patrick. »Ich weiß.«
    »Nicht einfach nur eine Band«, sagte Orestes mit ehrfürchtigem Unterton, während seine Finger über die Tastatur flogen. »Die sind die moderne Stimme des kollektiven menschlichen Gewissens.«
    Der Bildschirm füllte sich mit etlichen Postings von Death-Wish. Bei den meisten ging es um Tipps, wie sich die Grafik bestimmter Spiele verbessern ließ. »Das hier ist mein persönlicher Favorit«, sagte Orestes und scrollte nach unten.
    Von: DeathWish An: Hades 1991
    Diese Stadt ist das letzte Kaff. Dieses Wochenende findet ein Kunsthandwerkermarkt statt, das heißt, jede Menge alter Säcke kreuzen auf und wollen den Mist verscherbeln, den sie fabriziert haben. Ich werde mich in den Büschen an der Kirche verstecken und ein bisschen schießen üben - auf die Schießfiguren auf der anderen Straßenseite - zehn Punkte pro Treffer. Das wird ein Spaß!
    Patrick lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Das beweist noch gar nichts.«
    »Stimmt«, sagte Orestes. »Kunsthandwerkermärkte sind echt nicht der Bringer. Aber sehen Sie sich mal das hier an.« Er rollte mit seinem Sessel zu einem anderen Tisch, auf dem ein weiterer PC stand. »Er hat sich ins Computersystem der Schule gehackt.«
    »Wozu? Um seine Schulnoten zu frisieren?« »Nein, nein. Sein Programm hat die Firewall des Systems genau um 9 Uhr 58 geknackt.«
    »Um die Uhrzeit ist die Autobombe hochgegangen«, murmelte Patrick.
    Orestes drehte den Monitor so, dass Patrick ihn sehen konnte. »Das da war auf jedem Computerbildschirm in der ganzen Schule zu sehen.«
    Patrick starrte auf den lila Hintergrund, auf die Buchstaben, die sich flammend rot davon abhoben: BEREIT ODER NICHT ... ICH KOMME.
    Jordan saß am Tisch im Besprechungsraum, als Peter Houghton von einem Aufseher hereingeführt wurde. »Danke«, sagte er zu dem Mann, die Augen auf Peter gerichtet, dessen Blick sogleich durch den Raum schweifte, um sich dann auf das einzige Fenster zu richten. Jordan hatte das schon x-mal bei Mandanten in Untersuchungshaft erlebt - ein normaler Mensch konnte sich unglaublich schnell in ein gefangenes Tier verwandeln.
    »Setz dich«, sagte er, und Peter blieb stehen.
    Unbeeindruckt legte Jordan los. »Legen wir erst mal die Grundregeln fest«, sagte er. »Alles, was ich dir erzähle, ist vertraulich. Alles, was du erzählst, ist vertraulich. Ich kann niemandem erzählen, was du mir erzählst. Ich kann dir aber sagen, dass du weder mit den Medien noch mit der Polizei noch mit sonst wem reden solltest. Falls jemand versucht, Kontakt zu dir aufzunehmen, rufst du mich auf der Stelle an - als R-Gespräch. Als dein Anwalt rede ich für dich. Ab jetzt bin

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