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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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durchs Haar. »Warum?«, fragte er nur.
    Sie setzte sich neben ihn, schlang die Arme um die Knie. »Ich mach das nicht, um dir wehzutun.«
    »Du bist nicht echt, wenn du mit denen zusammen bist.«
    »Ich bin bloß nicht so wie bei dir«, sagte Josie.
    »Sag ich doch: nicht echt.«
    »Es gibt verschiedene Arten von echt.«
    Peter schnaubte. »Falls diese Idioten dir das beigebracht haben, es ist Schwachsinn.«
    »Sie bringen mir gar nichts bei«, entgegnete Josie. »Ich bin mit ihnen zusammen, weil ich sie mag. Sie sind witzig, und wenn ich mit ihnen zusammen bin -« Sie verstummte abrupt.
    »Was?«, hakte Peter nach.
    Josie sah ihm in die Augen. »Wenn ich mit ihnen zusammen bin«, sagte sie, »mögen mich die Leute.«
    Wieder so eine radikale Veränderung, dachte Peter: Von einer
    Sekunde auf die andere konnte aus dem Wunsch, jemanden umzubringen, der Wunsch werden, sich selbst umzubringen.
    »Ich werde nicht zulassen, dass sie sich weiter über dich lustig machen«, versprach Josie. »Wenigstens etwas, oder?«
    Peter erwiderte nichts.
    »Ich ... ich kann bloß im Augenblick nicht mit dir befreundet sein«, erklärte Josie.
    Er hob den Kopf. »Du kannst nicht?«
    Josie stand auf und entfernte sich ein paar Schritte von ihm. »Bis dann, Peter«, sagte sie und verschwand aus seinem Leben.

Du spürst, wenn andere dich anstarren; das ist wie die Wärme, die im Sommer vom Asphalt aufsteigt. Du musstauch kein Getuschel hören, um zu wissen, dass sie dich anstarren.
    Ich habe mich oft vor den Badezimmerspiegel gestellt, um zu sehen, auf was sie starren. Ich wollte wissen, warum sie sich nach mir umdrehten, was an mir so unglaublich anders war. Zuerst konnte ich nichts feststellen. Ich meine, die Person da im Spiegel war nur ich.
    Aber eines Tages, als ich mal wieder in den Spiegel schaute, begriff ich. Ich sah mir in die Augen, und ich hasste mich selbst, vielleicht genauso wie die anderen mich hassten.
    An dem Tag fing ich an zu glauben, dass sie recht haben könnten.

Zehn Tage danach
    Josie wartete, bis sie den Fernseher im Zimmer ihrer Mutter nicht mehr hörte, drehte sich auf die Seite und beobachtete die Digitalanzeige ihres Weckers. Als es 2 Uhr war, stand sie auf.
    Sie wusste, wie sie lautlos nach unten schleichen konnte. Sie hatte es schon einige Male getan, um sich mit Matt im Garten zu treffen. Einmal hatte er ihr nachts eine SMS geschickt - 1/2 2, komm runter. Sie war im Pyjama nach draußen gegangen, und als er sie berührte, dachte sie eine Sekunde lang tatsächlich, sie würde ihm durch die Finger gleiten.
    Josie kannte das einzige Dielenbrett, das auf dem Flur knarrte, machte einen Schritt darüber hinweg und tappte vorsichtig die Treppe hinunter. Unten suchte sie aus dem Stapel DVDs die eine heraus, die sie sich heimlich ansehen wollte, und legte sie ein. Dann schaltete sie den Fernseher an und drehte den Ton so leise, dass sie sich ganz dicht vor den Apparat setzen musste, um etwas hören zu können.
    Als Erstes war Courtney zu sehen. Sie hob abwehrend eine Hand vor die laufende Videokamera. Aber sie lachte, ihr langes Haar wie ein Seidenvorhang vor dem Gesicht. Aus dem Hintergrund drang Brady Pryce' Stimme: Wir drehen hier Wild gewordene Mädels, Court, also zeig mal, was du kannst. Das Bild wurde kurz unscharf, und dann kam eine Nahaufnahme von einer Geburtstagstorte. GLÜCKWUNSCH, JOSIE - SÜSSE SECHZEHN. Ein Schwenk über Gesichter, einschließlich dem von Haley Weaver, als alle ihr ein Ständchen brachten.
    Josie drückte auf Pause. Courtney und Haley und Maddie und John und Drew. Sie berührte jede einzelne Stirn mit dem Finger, spürte jedes Mal einen kleinen Stromschlag.
    Auf ihrer Geburtstagsparty hatten sie am Sorrs Pond gegrillt. Hotdogs und Hamburger und Maiskolben. Sie hatten den Ketchup vergessen, und einer von ihnen musste extra in die Stadt fahren, um noch welchen zu kaufen. Courtney hatte ihre Glückwunschkarte mit BFFI unterschrieben, »Beste Freundinnen für immer«, obwohl sie das erst einen Monat zuvor auf die Karte für Maddie geschrieben hatte.
    Josie weinte bereits, als schließlich ihr eigenes Gesicht eingeblendet wurde. Sie wusste, was jetzt kam; sie konnte sich genau erinnern. Die Kamera fuhr zurück, und Matt kam ins Bild, im Sand, die Arme um sie geschlungen, während sie bei ihm auf dem Schoß saß. Er hatte sein Hemd ausgezogen, und Josie erinnerte sich daran, wie warm seine Haut sich angefühlt hatte.
    Ich kann ohne dich nicht leben, hatte Matt immer gesagt, und nun wurde

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