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190 - Der Sohn des Vampirs

190 - Der Sohn des Vampirs

Titel: 190 - Der Sohn des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Kneipen herum, und wenn er dann so voll ist, daß er kaum noch weiß, wie er heißt, ruft er an und läßt sich von mir nach Hause holen.«
    Der Polizist warf einen Blick auf den »Betrunkenen«.
    »Er ist älter als ich«, klagte Karen. »Er hat das Sagen. Mit diesem Bruder bin ich gestraft, das kann ich Ihnen flüstern. Ist es nicht möglich, daß Sie dieses eine Mal ein Auge zudrücken?«
    Der Polizist wurde weich. »Kommen Sie mit Ihrem Bruder allein zurecht, Miß?«
    »Das schaffe ich schon«, versicherte ihm Karen.
    »Müssen Sie noch weit fahren?«
    »In längstens fünf Minuten sind wir daheim.«
    »Aber fahren Sie nun etwas aufmerksamer«, sagte der Polizist.
    »Das tue ich ganz bestimmt. Jetzt bin ich hellwach.«
    Der Uniformierte salutierte wieder und kehrte zu seinem Motorrad zurück. Karen atmete erleichtert auf.
    »Hoffentlich fährt er jetzt nicht vor mir her«, murmelte sie.
    Der Polizist startete die schwere Maschine und fuhr zurück. Karen setzte die Fahrt hämisch grinsend fort.
    ***
    Calumorg spürte, daß die Verbindung nicht mehr so straff war wie einst. Blut, Angst und Tod des Opfers hatten die »Grenze« etwas aufgeweicht. Ein zweites Opfer würde ihm unter Umständen die Freiheit wiedergeben, deshalb wartete der Uralt-Vampir ungeduldig auf die Rückkehr seines Sohnes.
    Es war für die Hölle ungewöhnlich, daß der Sohn so sehr zu seinem Vater hielt. Sehr häufig standen sich Väter und Söhne als erbitterte Todfeinde gegenüber, vermutlich deshalb, weil sie einander zu ähnlich waren.
    Das traf bei Calumorg und Ragon jedoch nicht zu. Sie unterschieden sich sowohl äußerlich als auch in ihrem Wesen grundlegend voneinander, ergänzten sich gegenseitig und waren noch nie so lange beisammen gewesen, daß sie einander überdrüssig geworden waren.
    Nach wie vor hing der Tote auf dem linken Horn des Uralt-Vampir. Was sich an Energie in diesem Menschenkörper befunden hatte, war Calumorg sehr nützlich gewesen, doch nun war der schlaffe Leib leer, ausgezehrt, wertlos.
    Er hing nur noch da, als müsse er beweisen, wie vergänglich das Leben war.
    ***
    Boris Palance zeigte uns den Weg zu einem Haus in Euston. Der Bleiche sagte, daß er hier zusammen mit Ragon den Tag verbracht hatte.
    Tageslicht konnte er nicht vertragen, und Sonnenstrahlen waren für ihn tödlich, deshalb hatte Boris dieses Haus erst verlassen, als es angefangen hatte zu dämmern.
    Ich fuhr an dem Haus vorbei. Wem es gehörte, wußte Boris nicht. Es war auch nicht wichtig. In einiger Entfernung hielt ich erst einmal an.
    »Scheint niemand da zu sein«, meinte Mr. Silver und zeigte auf die offene, leere Garage.
    »Im Keller steht Ragons Sarg«, verriet uns Boris. »Darin schläft er tagsüber. Ich durfte daneben auf dem Boden liegen.«
    »Boram«, sagte ich.
    »Ja, Herr?« antwortete der Nessel-Vampir sofort.
    »Sieh dich mal in diesem Haus um. Wir warten hier auf dich.«
    »Ja, Herr.« Der weiße Vampir stieg aus und verschwand zwischen hoch aufragenden Koniferen, die eines der Nachbarhäuser vor neugierigen Blicken schützten.
    »Ich habe euch zu Ragons Versteck gebracht, nun laßt mich gehen!« verlangte Boris Palance.
    »Vorläufig steht nur fest, daß du uns zu irgendeinem Haus gebracht hast«, gab ich kühl zurück. »Ob es sich tatsächlich um Ragons Versteck handelt, ist noch nicht erwiesen.«
    »Es ist Nacht, Ragon ist unterwegs. Wenn er zurückkommt, möchte ich nicht mehr bei euch sein«, sagte Boris unruhig. »Er soll nicht wissen, daß ich ihn verraten habe.«
    »Das ist nicht von Bedeutung«, erwiderte ich gleichgültig. »Er wird keine Gelegenheit mehr haben, dich für den Verrat zu bestrafen.«
    »Ihr habt mir versprochen…«
    »Was?« fiel Mr. Silver dem Blutsauger ins Wort. »Daß wir dich laufenlassen? Ich bin sicher, Tony Ballard würde zu seiner Zusage stehen. Aber das ist seine Sache, darum schere ich mich nicht! Ich bin kein Mensch, sondern ein Dämon, und ich habe der Hölle nicht den Rücken gekehrt, um das Treiben von Bastarden deines Formats zu begünstigen!«
    Boris Palance riß entsetzt die Augen auf. Wütend schrie er: »Ihr habt mich reingelegt! Der Meister soll euch vernichten!« Er warf sich gegen die Tür, rammte sie mit der Schulter auf, sprang aus dem Rover und floh.
    ***
    Boram öffnete die Haustür nicht, er breitete sich wie ein Teppichnebel davor aus und sickerte darunter durch. Drinnen wuchs die Dampfgestalt wieder zu ihrer gewohnten Größe empor.
    Der weiße Vampir schwebte lautlos über

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