190 - Der Sohn des Vampirs
Opfer, das Ragon brauchen konnte.
»Ich schaff’ das schon allein«, sagte sie abweisend.
Der Junge lachte. »Du willst dir wohl den Drink ersparen, wie? Okay, dann machen wir’s andersrum: Ich spendiere dir anschließend was Alkoholisches, und du bist ein bißchen nett zu mir. Bist nämlich genau meine Kragenweite.«
»Was du nicht sagst.«
»Ja, du hast Glück.«
Ragon beobachtete die beiden mit wachsendem Ärger. Wenn Karen den Kerl nicht bald loswurde, würde er sich um ihn kümmern.
»Hör zu, Kleiner, verzieh dich!« sagte Karen verächtlich. »Du bist mir noch zu grün. Vielllicht klopfst du in ein paar Jahren noch mal an - falls du dann schon die Pickel los bist.«
»Hey, du hast sie wohl nicht alle!« begehrte der Junge auf- »Ich bring’s bestimmt besser als ein Typ in reiferen Jahren.«
»Sieh erst mal zu, daß du trocken hinter den Ohren wirst, und jetzt verschwinde, sonst kriegst du die Kurbel des Wagenhebers auf den Schädel.«
»Also das ist mir auch noch nie passiert. Bei dir muß ’ne Schraube locker sein, Schwester. Da will man helfen und wird heruntergeputzt, als wäre man der letzte Dreck.«
»Das bist du, und was du wirklich wolltest, weiß ich nur zu gut.«
Der Pickelige setzte sich wütend in seinen Wagen und tuckerte davon. Kaum war er weg, hielt hinter Karen Grays Wagen ein Truck, und ein vierschrötiger Mann sprang auf die Straße. »Kann ich helfen?«
Karen warf ihm einen kurzen Blick zu und wußte sofort, daß er der richtige für Calumorg war.
»Oh, ja, vielen Dank«, antwortete sie freundlich und lachte verlegen. »Ich hatte noch nie einen Platten. Ich fahre nun schon seit fünf Jahren und war noch nie in einer solchen Situation - in einer Gegend, wo sich die Füchse gute Nacht sagen und wo weit und breit keine Tankstelle ist, bei der man Hilfe bekommen kann.«
»Nun bin ja ich da«, sagte der Truckfahrer tröstend. »Das haben wir gleich. Ist der Reservereifen in Ordnung?«
»Ich… äh… hoffe es.«
»Na, lassen Sie mal sehen.«
Karen überließ ihm das ganze Fahrzeug und die Arbeit. Er nahm den Reifen ab, aus dem sie die Luft gelassen hatte, und sagte: »Den sollten Sie so bald wie möglich reparieren lassen. Ohne Reserverad zu fahren, ist ziemlich riskant Wenn Sie Pech haben, kann Ihnen schon nächste Woche dasselbe Malheur noch mal passieren. Der Teufel schläft nicht.«
Der Truckfahrer setzte den Reservereifen auf, ließ den Wagen runter und zog die Muttern nach. Karen versorgte den Wagenheber, die Kurbel verbarg sie hinter ihrem Rücken.
»Das wär’s schon fast«, sagte der Mann. »Jetzt nur noch die Zierkappe draufgeklemmt, und Sie können weiterfahren.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
»Ein freundliches Lächeln von Ihnen entschädigt mich vollauf«, sagte der Vierschrötige und drückte die Zierkappe gegen das Rad.
Karen stand hinter ihm, er kniete vor ihr und war völlig ahnungslos. Jetzt mußte sie handeln.
Ragon beobachtete, wie seine Blutbraut kraftvoll zuschlug und der Vierschrötige umfiel. Zufrieden zog sich der Vampir zurück. Das Mädchen war sehr wertvoll für ihn,
***
Als Boram von Erna Palance abließ, verloren sich Grausamkeit, Gemeinheit und Bosheit aus ihren Zügen, und die langen Vampirhauer bildeten sich zurück. Sie war nur noch eine friedliche Tote.
Ich kehrte in Karen Grays Apartment zurück und bat Mr. Silver, Albert Palance zu holen. Er konnte nicht auf der Straße liegen bleiben.
Boris Palance sah aus wie ein Süchtiger auf Turkey, wenn die Entzugserscheinungen kaum noch auszuhalten sind. Es schüttelte ihn heftig, und sein fahles Gesicht zuckte ununterbrochen.
Er wagte sich nicht von der Stelle zu rühren, seit er gesehen hatte, was Boram mit seiner Mutter gemacht hatte. Vicky hob ihre Derringer-Pistole auf und kam zu mir. Während sie mich umarmte, ließ ich den bleichen Jungen nicht aus den Augen. Es wäre nicht unbedingt nötig gewesen, denn Boram hatte die Situation unter Kontrolle. Wenn Boris versucht hätte, stiftenzugehen, hätte es der Nessel-Vampir augenblicklich verhindert.
Vicky erzählte mir von Boris Palances »Meister«, dessen Name Ragon war.
Der Junge mußte von Ragon zum Vampir gemacht worden sein und hatte den Vampirkeim an seine Eltern weitergegeben. Dieser unselige Keim hätte sich im ganzen Haus ausgebreitet, wenn wir keinen Riegel vorgeschoben hätten.
Mr. Silver brachte Albert Palance und legte ihn neben seine tote Frau. Auch der Mann hatte keine Vampirhauer mehr.
»Und nun
Weitere Kostenlose Bücher