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1902 - Bei den Setchenen

Titel: 1902 - Bei den Setchenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leicht auf- und stieß leise, trillernde Laute aus.
    Die Unternehmerin erinnerte sich an ihre Kindheit, an ihre Eltern, die noch als Nomaden gelebt hatten. Ihr Vater war in einem benachbarten Stamm ausgebrütet worden, und die Familien hatten schnell die Affinität der beiden jungen Setchenen erkannt. Inzwischen lebten sie auf Nummer 18, sie hatten ein kleines Haus gegründet. Nach wie vor kamen Brutschwestern zu Tebb, um bei ihr zu arbeiten, aber keine von ihnen stand ihr so nahe wie diejenigen, die gleichzeitig mit ihr geschlüpft waren.
    „Heute hat sich etwas Entscheidendes ereignet", murmelte sie schläfrig.
    „Was bedeutet das für dich?"
    „Das weiß ich noch nicht, Surt. Meine härteste Konkurrentin möchte mit mir zusammenarbeiten. Ich kann mir nur nicht sicher sein, ob sie es ehrlich meint."
    „Nun, weshalb sollte sie nicht?"
    „Surt, du bist ein ahnungsloser Chuck."
    „Ich verstehe nun einmal nichts von Geschäften oder was du so alles machst." Er legte seinen flachen Kopf auf ihren Hals. „Deshalb bewundere ich dich doch. Was du alles kannst..."
    Tebb blies den Atem pfeifend aus.
    „Dafür ziehst du unsere Brut auf. Das könnte keine Frau so gut wie du. Die Kleinen lieben dich sehr."
    „Du hast sie heute wieder nicht gesehen. Sie sind jetzt alle draußen, beim Unterricht."
    „Warum bist du nicht mitgegangen?"
    „Ach, ich ... mag nicht. Nicht ohne dich. Sie häuten sich übrigens bald. Wünschst du dir einen Sohn?"
    Tebb schüttelte ihren Kopf. „Was soll diese Frage?"
    Surt blickte sie treuherzig an. „Ich glaube, diesmal ist einer dabei."
    Tebb riß die Augen weit auf. Sie war mit Surt wieder einmal wie mit einer Frau umgegangen. Natürlich konnte er keine subtilen Fragen stellen, er konnte sich nur direkt und offen äußern. Um so erschütterter war sie nun über seine Antwort.
    „Du ... du meinst ... wirklich?" hauchte sie.
    Wie konnte er das wissen? Vor der Häutung unterschieden sich alle Nachkommen durch nichts. Weder im Verhalten noch im Aussehen oder der Größe, auch nicht im Geruch - sie besaßen nämlich überhaupt keinen eigenen Körpergeruch. Sie waren alle gleichförmig braungrau, verspielt und lustig. Und lernbegierig, soweit ihr kindlichbeschränkter Verstand aufnahmefähig war.
    .„Ich habe das Gefühl", behauptete Surt fest. „Du weißt, daß ich auch immer als erster die leisesten Anzeichen des Wechsels bemerke. Und irgend etwas ist diesmal anders, ich höre einen seltsamen Zwischenton, wenn sie alle rufen..."
    „O Surt, das wäre wunderbar!" Tebb konnte nicht mehr liegenbleiben. Wie schön wäre es, endlich einen Sohn zu bekommen! Sie würde ihn keiner anderen Familie gönnen, sondern bei sieh behalten, bestimmt paßte er zu einer ihrer Brutschwestern. Sie würde eine Dynastie gründen und alle Kobb Taphirtels und deren Brut von Quarantimo fortfegen!
    Surt schnalzte dennoch frustriert, als sie sich ihm entwand und aufstand.
    „Ich muß das erst verarbeiten, Surt, kannst du das nicht verstehen? Wie kannst du da nur so ruhig liegenbleiben?"
    „Ich habe sie alle gleich lieb." Surt kroch zu ihr und stellte sich aufrecht neben sie ans Fenster. „Ein schöner Nachmittag", stellte er fest.
    Der Tag war schon fortgeschritten; die glühende Hitze draußen ließ all mählich nach. Die Sonne bewegte sich Richtung Horizont, und das Licht nahm eine weiche, rötliche Tönung an. Diese Stunde liebte Tebb am meisten, sie' machte träge und sinnlich zugleich. Oft ging sie dann spazieren, manchmal mit Surt. In der letzten Zeit hatte sie dieses Vergnügen sträflich vernachlässigt.
    Ihr Blick glitt zum Raumhafen. Von hier oben hatte sie eine gute Sicht dorthin, einen hervorragenden Überblick. Nicht lange, dann würden ihre großen DRYTORN-B-Raketen sich stolz über die bescheidenen Setchenen-Fähren erheben, schimmernd im rotgoldenen Licht.
    Von ihrem zehn Stockwerke höher gelegenen Büro war die Sicht noch besser. Als erfolgreiche Unternehmerin konnte man sich solch einen Sitz schon leisten - man mußte es sogar, um Eindruck auf die Kunden zu machen. Hierin hatte sie gegenüber ihrer Konkurrentin wenigstens einen unschlagbaren Vorteil: Kobbs Haus lag mehr im Stadtzentrum und war viel zu niedrig für einen solchen wunderbaren Rundblick.
    „Gefällt dir das, Surt?"
    „O ja, sehr. Ich genieße es, so weit umherschauen zu können. Niemand kann sich ungesehen nähern."
    Tebb lächelte. Surt bewachte eifersüchtig sein Revier, natürlich nach alter Nomadenart.
    Doch das machte nichts,

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