1902 - Bei den Setchenen
indem sie ihre Leute überaus schlecht bezahlte. Zudem ließ sie die Touristikfähren schlecht warten, so daß diese nicht selten ein Sicherheitsrisiko darstellten. Volle Buchungen bekam sie dennoch, nicht zuletzt deshalb, weil sie unzulässige, aggressive Werbe- oder auch Druckmittel einsetzte.
Kobb war die einzige Angehörige ihres Volkes, die von Tebb wirklich verabscheut wurde.
Sie wünschte Kobb Unfruchtbarkeit, was so ziemlich das Schlimmste war, was einer Setchene passieren konnte - das Zweitschlimmste war, niemals den richtigen Mann zu finden oder keinem Haus anzugehören, mit dessen Gründungsvater oder Söhnen wenigstens eine annähernde Pheromonharmonie herrschte, um wenigstens einmal im Leben ein Gelege zu haben. „Deshalb wurden auch die Nomadenfamilien immer kleiner.
„Ich wollte dir eine freudige Mitteilung machen", flötete Kobb Taphirtel. „Soeben wird mein erstes eigenes 'Ge lege bebrütet, ist das nicht wunderbar?"
Dieser Fluch hatte also nicht geholfen. Also wünschte sich Tebb, daß Kobb niemals Söhne haben mochte. Auch nur ein einziger männlicher Nachkomme bedeutete nämlich einen wunderbaren Geldsegen und ließ das Ansehen steigen. Surts Abfindung beispielsweise hatte Tebbs sämtliche Ersparnisse und zwei Fähren gekostet, doch das war es natürlich wert gewesen. Wie hatte Kobb es nur angestellt, ebenfalls einen eigenen Partner zu bekommen? Ein Wunder war es schon, daß sie ihren Geiz hatte überwinden können.
„Ich gratuliere dir", stieß Tebb mit geheuchelter Freude hervor. Sie würde ihrer Konkurrentin niemals den Triumph gönnen, sie fassungslos zu sehen. „Das ist allerdings eine sehr große Überraschung."
„Endlich kann ich am eigenen Leib erfahren, wie wunderbar so eine Mutterschaft doch ist", schwärmte Kobb. „Ich habe dich so lange glühend beneiden müssen, meine liebe Tebb."
Und das war ausnahmsweise einmal nicht gelogen. Bestimmt hatte sie Tebb ebenfalls massiv verflucht, selbstverständlich mit demselben negativen Ergebnis. Das war nur gut so.
Kobb fuhr fort: „Nun sind wir endlich gleichberechtigt - oder ebenbürtig, wie man so sagt. Ich freue mich sehr darauf, nun auch einen Platz am Handelstisch einnehmen zu können."
Aber den Vorsitz wirst du nie bekommen, du Großmaul, schwor sich Tebb. Nicht, solange ich lebe und darauf sitze.
„Ich werde dir ein Gratulationspräsent zukommen lassen", sagte sie laut.
„Deine bekannte Großzügigkeit kennt wahrhaft keine Grenzen."
„Doch jetzt muß ich wieder ..."
„Warte einen Moment, meine liebe Tebb, ich bin noch nicht fertig. Da wir nunmehr wie erwähnt gleichberechtigt sind, möchte ich noch etwas Geschäftliches mit dir besprechen."
Jetzt hatte Tebb ihre Emotionen nicht mehr in der Gewalt. „Ein Geschäft" wiederholte sie verblüfft. „Mit mir? Du?"
„Ja, du darfst es ruhig glauben." Kobb zeigte ein zuckersüßes Lächeln, wobei sie vor lauter Eifer beinahe die untere Zahnreihe entblößt hätte, was aus einem Lächeln schnell Verachtung machte. .
Tebb war neugierig geworden. Es konnte nicht schaden, sich Kobbs Ideen einmal anzuhören. Offene Feindschaft zu zeigen war einem Geschäft kaum förderlich. Schließlich ging es um Profit und das Wohlergehen ihres Hauses, nicht um persönliche Antipathien. - Sie lehnte sich zurück. „Ich höre", sagte sie gedehnt.
*
„Wie schön!" freute sich Kobb Taphirtel. „Es ist mir gelungen, ein äußerst lukratives Geschäft an Land zu ziehen. Hast du schon einmal für die Exravic Aufträge abgewickelt?"
„Natürlich!" antwortete Tebb laut. Bei der Exravic handelte es sich um den größten Nahrungsmittelproduzenten auf Quarantimo, eine Firma mit mehr als 3000 Angestellten.
Die Eigentümer waren sechs oder sieben Familien mit ebenfalls vielen Angehörigen. ,„Sehr schön!" lobte Kobb. „Nun, wie es so geht, plant die Exravic einen Ausflug zum 23. Planeten - und zwar alle Angestellten."
„Wie bitte?" entfuhr es Tebb.
„Tja, ich wollte meinen Gehörgängen zuerst auch nicht trauen! Aber es ist so: Auf Nummer 23, Quarmac, befindet sich ja der große Gosaran-Tempel."
Das war Tebb natürlich bekannt, Jede junge Setchene reiste mindestens einmal im Leben dorthin, um sich spirituell inspirieren zu lassen; sei es für ihre Berufswahl, sei es für die künftige Mutter- oder sogar Partnerschaft. Es war ein großer, absichtlich geheimnisvolldüster gehaltener, aber mit dem Licht und dem Kräuter - und Blütenduft der unzähligen Fackeln und Kerzen dennoch
Weitere Kostenlose Bücher