1902 - Bei den Setchenen
.es war wichtig, daß er sich wohl fühlte und sich seiner Aufgabe als Revierhüter bewußt war. Er war äußerst vital, was man nicht von allen Männern behaupten konnte. Er würde bestimmt noch viele Jahre so bleiben, und darüber war sie froh.
„Sobald die Raketen da sind, werden wir sie uns gemeinsam anschauen", sinnierte sie laut.
„Welche Raketen?" wollte er neugierig wissen.
„Ich habe zwei ganz neue, sehr teure Schiffe gekauft. Sie werden dir gefallen", antwortete sie stolz.
„Bestimmt", kam es ein wenig zögernd. „Aber ich muß doch nicht an Bord gehen oder so?"
„Natürlich nicht, du sollst sie nur in dein Revier aufnehmen. Von hier aus wirst du sie immer gut bewachen können."
„Das werde ich sicher ganz besonders aufmerksam tun, wenn sie dir so wichtig sind."
Er stützte sich mit den Schulterarmen auf der Fensterbank auf. Das lange Stehen strengte ihn an, doch er wollte seinen Platz neben Tebb nicht verlassen.
Plötzlich fuhr Tebb hoch. „Was ist das?" rief sie.
Ein großer Schatten hatte die Sonne verdunkelt. Er näherte sich rasch.
„Große Gosaran!" entfuhr es Tebb. „Das ist ein Schiff!"
„Deine Raketen?" fragte Surt gespannt.
„Nein!" keuchte sie. „Ich fürchte, nein. Das ist kein bekanntes Schiff, und wir wollen hoffen, daß kein zweites nachfolgt. Surt, ich muß sofort ins Büro zurück! Ich berichte dir später, einverstanden?"
Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern hastete eilig in ihr Büro zurück. .
Dort wurde sie in heller Aufregung empfangen. Durch das große Panoramafenster konnte Tebb sehen, daß das unbekannte Objekt inzwischen auf dem Raumhafen gelandet war. Es war eine elegante, keilförmige Raumyacht mit großen, unbekannten Schriftzeichen auf der silbernen Außenhülle.
„Es kommt gerade in den Nachrichten!" meldete die Assistentin und schaltete den Bildkanal im Konferenzraum ein.
Sämtliche Sendungen waren für diese Sondermeldung unterbrochen Worden. Zu einer solch spektakulären Landung durch ein völlig unbekanntes Raumschiff war es noch nie gekommen.
Die Sprecherin bemühte sich, ihre professionelle Miene zu wahren, aber es gelang ihr kaum. In ihrer Stimme lag' Erschütterung, als sie die brandheiße Meldung verkündete: „Soeben ist ein Schiff unbekannter Bauart auf dem Raumhafen von Quarantimo-Stadt gelandet. Sein spektakulärer Anflug dürfte vielen nicht entgangen sein. Seit der ersten Ortung haben wir uns bemüht, Kontakt zu den unbekannten Besuchern aufzunehmen, doch leider ohne Erfolg. Auch Warnhinweise, daß wir eine nicht genehmigte Landung nicht hinnehmen werden, blieben unbeantwortet." .
Kein Wunder. Wenn der Ankömmling über die Situation der Setchenen unterrichtet war, wußte er, daß die wenigen Waffen zur Selbstverteidigung nur im alleräußersten Notfall eingesetzt würden. Starke Prallschirme waren überhaupt nicht vorhanden.
Bisher war dieses friedliche Volk noch nie angegriffen worden. Es lebte zu sehr am Rande allen Geschehens.
„Erst mit der einsetzenden Landung auf dem Raumhafen erhielten wir eine kurze automatische Funknachricht."
Die Sprecherin machte eine kurze Pause. Atemloses Schweigen herrschte in Tebb Celestains Büro vermutlich nicht nur hier.
„Wir übermitteln die Nachricht ohne Schnitt", setzte die Sprecherin fort. Die aufgezeichnete Übermittlung wurde eingespielt.
„Hier spricht Eismer Störmengord von der Yacht GLIMMER. Ich bin ein Bebenforscher, und die Landung auf Quarantimo ist leider unumgänglich." Ende der Botschaft.
Niemand sprach mehr, auch die Nachrichtensprecherin nicht. Alle Kanäle blendeten automatisch ihr Logo ein, es herrschte wie bei einer Störung Sendepause.
Lähmende Stille machte sich breit. Auf Quarantimo und allen anderen bewohnten Planeten, auf denen die Sendung ausgestrahlt worden war, kam der Verkehr zum Erliegen. Sämtliche Arbeiten wurden unterbrochen. Für einen ausgedehnten Moment verharrten die Setchenen in ihrem Tun und versuchten, diese Nachricht in ihrer ganzen Tragweite zu erfassen. Für diesen Moment war ein gesamtes, von hektischer Regsamkeit überquirlendes System zum Stillstand gekommen. Ein Moment, der dem Tod, den sie nun alle vor Augen hatten, schon sehr nahe kam.
Tebb regte sich als erste wieder. Für einen Moment hatte sie das Gefühl gehabt, in Schlafstarre zu fallen.
„Damit", sprach sie leise und voller Trauer, „sind wir also am Anfang unserer Vernichtung angekommen."
7.
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